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Eine Freundin zum Anbeissen

Eine Freundin zum Anbeissen

Titel: Eine Freundin zum Anbeissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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Pulli so gut wie gar nicht. Aber dein Hut ...«
    »Was ist damit?« Silvania riss sich ihren roten Strohhut mit der schwarz-rot gepunkteten Schleife vom Kopf. Der Rand war an einer Seite nach oben gebogen, und in der Mitte war der Hut zusammengedrückt, sodass er wie ein Sombrero aussah. »Mein schöner Hut!«, klagte Silvania. »Jetzt sehe ich aus wie eine mexikanische Feldarbeiterin.«
    »Es gibt Schlimmeres. Zum Beispiel in der Sonne zu Staub zerfallen. Also setz das Ding lieber wieder auf.«
    Ein paar Sekunden betrachtete Silvania traurig ihren Hut, dann setzte sie ihn wieder auf und zog ihn tief ins Gesicht.
    Sie waren noch nicht mal in der Schule und hatten schon Löcher im und Tomatenflecken auf dem Pulli, Beulen an der Stirn, blaue Flecken am Ellbogen und einen zerknautschten Hut. Sah so der Beginn eines wunderbaren Schultages aus?

Willkommen in
der 7b
    M artin Graup kam mit verkniffenem Gesicht aus der Lehrertoilette. Er hatte zehn Minuten an dem Tomatenfleck gerubbelt. Der Fleck ging nicht weg. Und das ausgerechnet heute! Am ersten Schultag des neuen Schuljahres. Hätte er wenigstens eine Krawatte dabei, dann könnte er den Fleck dahinter verstecken. Aber in Hemd und Jeans wollte er ganz lässig erscheinen. Nicht nur vor den Schülern, auch vor Katrin Renneberg, der neuen Kollegin.
    Martin Graup war seit sechs Jahren Lehrer für Geografie und Geschichte an der Gotthold-Ephraim-Lessing-Schule. Er hatte Geografie und Geschichte studiert, weil er in den Fächern in der Schule immer eine Eins gehabt hatte. Und er war Lehrer geworden, weil ihm sonst nichts eingefallen war, was man mit diesen Fächern werden konnte. Er war zufrieden mit seinem Job. Manchmal machte er sogar Spaß.
    Seit einem Jahr war er Klassenlehrer der 7 b. Martin Graup nahm einen Schluck vom lauwarmen Kaffee und studierte seinen Stundenplan. Dann überflog er den Zettel mit den kurzen Informationen zu den beiden neuen Schülerinnen, die in die 7 b kamen. »Silvania und Dakaria Tepes«, las er leise. Seltsame Namen. Und auch noch Zwillinge. Hoffentlich keine eineiigen, die Schabernack und lustige Verwechslungsspiele treiben wollten!
    Es klingelte einmal. Martin Graup stellte seine Tasse ab, klemmte sich die Mappe unter den Arm und schritt im Stechschritt durch das Lehrerzimmer, wobei er unauffällig nach Katrin Renneberg Ausschau hielt. Doch sie war nicht zu sehen. Wahrscheinlich war sie schon im Sportgebäude.
    Mit ernster Miene betrat Martin Graup den Unterrichtsraum. »Guten Morgen!«, rief er laut. Ein Tomatenfleck durfte nicht seine Autorität untergraben.
    »Morgen«, nuschelten einige Schüler im Chor zurück, andere sahen nur kurz auf.
    »Guten Morgen, Herr Graup«, sagte Rafael Siegelmann.
    Martin Graup nickte ihm zu und lächelte kurz. Ach, wenn doch nur alle Schüler wie Rafael wären!
    Herr Graup legte seine Tasche auf den Lehrertisch, packte ein Heft und einen Stift aus und setzte sich lässig mit einem Bein auf den Tisch. Er ließ seinen Blick über die Klasse schweifen. Mit der 7 b hatte er es gut erwischt. Es gab zwar Lucas Glöckner, einen Rabauken, Sally Kellermann, eine Quasselstrippe, und Ludo Schwarzer, einen seltsamen Einzelgänger, aber dafür war der Rest der Klasse angenehm unauffällig und gehorsam. So, wie es Martin Graup gefiel. Und dann gab es noch Helene Steinbrück. Sie war nicht nur wahnsinnig begabt, sondern auch wahnsinnig hübsch. Manchmal kam sie ihm auch einfach nur wahnsinnig vor. Wenn sie minutenlang mit weit aufgerissenen Augen vor sich hinstarrte. Oder wenn sie sich mit Kugelschreiber Totenköpfe oder blutrünstige Monster auf den Arm malte. Helene Steinbrück konnte sehr gut malen. Helene hatte gute Noten. Sie machte auch keinen Ärger. Aber Herr Graup fand einfach keinen Draht zu ihr.
    Es klingelte dreimal hintereinander. Das Zeichen für den Unterrichtsbeginn. In dem Moment flog die Tür auf, und zwei Mädchen stürmten in den Raum. Ein Mädchen hatte eine Frisur, als wäre der Föhn explodiert. Sie war komplett schwarz gekleidet, ihre Strumpfhose hatte Löcher, und sie trug eine große Sonnenbrille. Das andere Mädchen hatte eine Art Sombrero auf und trug einen schwarzen Rock mit roten Glitzerstreifen. Das Mädchen kam Herrn Graup merkwürdig bekannt vor.
    »Entschuldigung«, sagte das Mädchen mit der Explosionsfrisur, »ist das hier die 7b?«
    Herr Graup nickte. »Und ihr seid ...«
    »Dakaria Tepes, kurz Daka.« Mit einer blitzschnellen Bewegung schoss der Arm des Mädchens vor, und sie gab Herrn

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