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Eine Freundin zum Anbeissen

Eine Freundin zum Anbeissen

Titel: Eine Freundin zum Anbeissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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tastete ihre Schwester sofort wie eine Polizistin am ganzen Körper ab. »Sie muss doch irgendwo sein.«
    »Oh nein! Wenn sie wirklich weg ist, dann ...«, jammerte Silvania. Sie schnappte nach Luft, bekam rote Ringe um die Augen, und ihre Hände begannen zu zittern.
    Sie wollte sich gar nicht ausmalen, was passierte, wenn sie die Kette nicht wiederfanden. Zum einen war es eine besonders wertvolle und schöne Kette. Sie war aus Gold, und der ovale, mit verschnörkelten Gravuren verzierte Anhänger ließ sich aufklappen. Zum anderen hatte es mit diesem Anhänger etwas Besonderes auf sich. Er war nicht nur schön, sondern lebenswichtig für Silvania. In dem Anhänger waren ein Bild von Oma Zezci und etwas Heimaterde. Oma Zezci sah auf dem Bild richtig hübsch und zwanzig Jahre jünger aus (der Maler hatte seiner Fantasie freien Lauf gelassen), und Silvania mochte das Bild, aber lebenswichtig war es nicht. Das war die Heimaterde.
    Denn ohne Heimaterde in unmittelbarer Nähe wurde jeder Vampir und jeder Halbvampir immer schwächer. Silvania wusste, dass sich die Krankheit eine Woche oder einen ganzen Monat hinziehen konnte, je nachdem, wie stark der Vampir war.
    Daka musterte ihre Schwester und fragte: »Fühlst du dich schon matt und lustlos oder hast du Gliederschmerzen?« Das waren die ersten Symptome der Krankheit.
    Silvania hob einen Arm und ließ den Kopf kreisen. »Ich weiß nicht. Etwas komisch fühlt es sich schon an.«
    »Immerhin hast du keinen Juckreiz.« Daka schnaufte und konnte ein Lachen kaum unterdrücken. »Weißt du noch, wie Bogdan damals beim Klassenausflug herumgetorkelt ist und sich am Bauch und Popo gekratzt hat?«
    Silvania nickte. Damals hatte Bogdan seine Heimaterde vergessen. Binnen weniger Stunden war er vollkommen durchgedreht. Erst war er getorkelt, hatte sich gekratzt, dann wirr geredet, und schließlich war er in Ohnmacht gefallen. Damals hatte Silvania ihn mit ihrer Heimaterde aus der Kette wiederbelebt. »Ich weiß nicht, was daran so komisch sein soll«, sagte Silvania mit ernstem Gesicht. »Bogdan war in Lebensgefahr.«
    Daka hörte auf zu lachen. Es stimmte. Wenn ein Vampir – oder Halbvampir – innerhalb der nächsten 24 Stunden nicht mit Heimaterde in Berührung kam, fiel er in ein tiefes Koma. Nur die mächtigsten Vampire schafften es, daraus wieder zu erwachen. Alle anderen waren für immer und ewig verloren. »Wir finden deine Kette schon wieder«, sagte Daka. »Und bis dahin kannst du dir ja ein paar Krümel Heimaterde zwischen die Zehen klemmen, so wie ich.« »Spinnst du? Das ist total wi-der-lich!« Daka zuckte die Schultern. »Dann eben nicht.« »Was machen wir denn jetzt?« Um Silvanias Augen bildeten sich kleine rote Ringe.
    »Die Kette suchen«, meinte Daka, schnappte sich ihre Schwester am Fußknöchel und schüttelte sie kopfüber aus. Doch bis auf eine Minibockwurst, die Silvania schnell wieder einsteckte, bevor Daka sie sehen konnte, kam nichts zum Vorschein.
    »Hattest du sie heute Morgen noch um?«, fragte Daka.
    »Ich glaube schon.« Silvania suchte in ihrer Schultasche. Nichts.
    »Vielleicht hast du sie auf dem Radweg verloren. Oder beim Zusammenstoß mit Herrn Graup.«
    »Oder in der Schule.«
    »Sollen wir zurückgehen und suchen?«
    Silvania riss die Augen auf. Die Vorstellung, wieder in dieses Gebäude des Horrors zu gehen und vielleicht noch mal Herrn Graup zu begegnen, löste ein Magenzwicken aus. »Ach, morgen reicht auch«, brachte sie leise hervor. »Ich stelle meine Füße mal eine halbe Stunde in Papas Katzenklo, dann habe ich genug Kraft.«
    Daka runzelte die Stirn. »Meinst du, das reicht?«
    »Bestimmt. Außerdem – vielleicht habe ich die Kette doch zu Hause verloren. Aber ...« Silvania beugte sich zu ihrer Schwester und flüsterte: »Kein Wort zu Mama und Papa. Sonst regen sie sich nur auf.«
    Daka nickte verschwörerisch.
    Die Zwillinge gingen an einem silberblauen Sportwagen vorbei, der vor Haus Nummer 21 parkte. Sie waren zu sehr in ihre Gedanken vertieft, um den Fahrer zu bemerken, der bei heruntergelassenem Fenster ganz still im Wagen saß.
    Frau Tepes riss die Tür auf, bevor Daka den Schlüssel ins Schloss stecken konnte. »Erzählt, wie war der erste Schultag?« Ihre Augen strahlten.
    »Super«, sagten Daka und Silvania wie aus einem Mund.

Tulipa Karpata
    E lvira Tepes hatte gute Laune. Das war nichts Außergewöhnliches bei ihr. Doch heute war ihre Laune besonders gut. Sie hatte einen Mietvertrag unterschrieben. Den Mietvertrag für

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