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Eine Freundin zum Anbeissen

Eine Freundin zum Anbeissen

Titel: Eine Freundin zum Anbeissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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herum.
    »Habt ihr euch etwas getan?« Frau Renneberg tastete Daka und Silvania ab, die dabei noch mehr kicherte.
    Daka rieb sich ihr Hinterteil, auf das sie mit ganzer Wucht gefallen war.
    Silvania beugte sich vor und spuckte beherzt dreimal auf Dakas Pobacke.
    Frau Renneberg runzelte die Stirn. »Soll ich einen Arzt rufen? Oder ... irgendjemand anderen?«
    »Nein, schon gut. Ich weiß, was ihr fehlt«, sagte Daka.
    Silvania kicherte laut auf. Dann gefroren ihre Gesichtszüge, nur die Pupillen drehten mehrere Runden in den Augen, bis sie plötzlich stehen blieben. Aus Silvanias Mund kam ein Schluckauf, im gleichen Moment fielen ihr die Augen zu, und der Kopf kippte zur Seite.
    Durch die Menge der Schaulustigen ging ein Japsen.
    »Schläft sie?«
    »Ist sie in Ohnmacht gefallen?«
    »Ist sie tot?«, tuschelte es in den Zuschauerreihen.
    Daka wurde mit einem Schlag bewusst, wie ernst die Situation war. Angst kroch ihr wie eine kalte, feuchte Schlange von den Fußsohlen über den Rücken bis in den Nacken. Sie war wie gelähmt und sah ihre Schwester mit weit aufgerissenen Augen an. Silvania war in ein Koma gefallen! Was, wenn sie nie wieder erwachen würde? Oder erst in 3500 Jahren? Daka zog sich das Herz bei dem Gedanken zusammen. Sie musste ihre Schwester aus dem Koma holen, und sei es mit Gewalt. Kurz entschlossen holte Daka aus und schlug Silvania kraftvoll auf die blasse Wange.
    Ein Teil der Schaulustigen wich erschrocken zurück und hielt die Luft an.
    Silvanias Kopf war auf die andere Seite gekippt, und auf der Wange war ein leichter, rötlicher Abdruck von Dakas Hand zu sehen. Doch ansonsten lag Silvania genauso leblos da wie zuvor. »Silvania, wach auf! Sofort! Ich rede sonst nie wieder mit dir!«, rief Daka und rüttelte ihre Schwester an der Schulter. Wenn sie doch nur irgendetwas tun konnte! In dem Moment wollte Daka nichts mehr, als ihre Schwester zurückhaben. Sie würde sich mit ihr nicht nur liebend gerne ein Zimmer, sondern auch ein Bett teilen. Sie würde ihr Karlheinz zum Schmusen ausleihen. Sie würde sogar mit ihr zusammen Mädchenzeitschriften und Liebesromane lesen. Sie würde ... einfach alles für ihre Schwester tun. Daka fuhr sich verzweifelt durch die Haare. Da spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter.
    Frau Renneberg hockte sich neben Daka und sagte: »Sie ist sicher nur in Ohnmacht gefallen. Am besten, wir legen ihre Beine hoch.«
    »Mein Opa hat meiner Oma bei Ohnmacht immer Riechsalz unter die Nase gehalten«, quäkte Sally aus der ersten Reihe der Schaulustigen.
    Es war, als hätte ein Blitz in Dakas Gehirn eingeschlagen. Natürlich! Sie konnte ihrer Schwester ja helfen! Nicht mit so einem Menschenklimbim wie Riechsalz. Bei Halbvampiren brauchte man schon eine stärkere Medizin. Daka versuchte sich an den Erste-Hilfe-Kurs in Bistrien zu erinnern: »Bei Schwächeanfall Heimaterde direkt über die Schleimhäute zuführen.« Mit einem Handgriff zog Daka ihre alten Turnschuhe und Socken aus. Dann pulte sie ein paar Dreckkrümel zwischen den Zehen hervor und stopfte sie ihrer ohnmächtigen Schwester in die Nase. Die schlug kurz darauf die Augen auf und sah ihre Schwester verdutzt an.
    »Bääh, wie eklig!«, rief Sally.
    Einige Schaulustige würgten.
    Frau Renneberg blieb der Mund offen stehen.
    Helene Steinbrück beugte sich interessiert vor.
    Silvania sog die Dreckkrümel tief in die Nase ein und atmete durch. Der verwirrte Ausdruck in ihren Augen verschwand allmählich. »Mein Kopf«, stöhnte sie. »Wo bin ich?«
    »Du bist in Sicherheit«, sagte Frau Renneberg resolut und nickte, dass ihr Pferdeschwanz wackelte.
    Silvania flüsterte ihrer Schwester zu: »Wieso liege ich neben einem Balken, und wieso stehen alle um mich herum und starren mich an?«
    »Na ja ... also ... das erkläre ich dir am besten zu Hause«, sagte Daka.
    »Sag mir nur eins: War es sehr peinlich?«
    Daka schielte schnell zur Seite. »Nö. Normal peinlich.«

Ein rätselhafter
Vorfall
    D ie Strahlen der Nachmittagssonne fielen schräg auf das Wohnzimmerfenster des Reihenhauses Nummer 21. Das Fenster stand einen Spalt offen. Dirk van Kombast saß mit seinem Laptop an einem großen Glastisch neben dem Fenster. Auf dem Tisch standen ein Glas Buttermilch und ein Brot mit Frischkäse.
    Die schlanken Finger huschten routiniert über die Tastatur. Dirk van Kombast gab ein paar Vertragsabschlüsse und Arzttermine ein. Dann öffnete er einen Ordner mit der Aufschrift »Privat". Er biss vom Käsebrot ab, nahm einen Schluck

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