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Eine Freundin zum Anbeissen

Eine Freundin zum Anbeissen

Titel: Eine Freundin zum Anbeissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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Silvania blickten gleichzeitig auf. Vor ihnen stand Helene Steinbrück. Das schönste Mädchen der 7b! Es redete! Mit ihnen! Einen Moment waren sie so überrascht, dass sie kein einziges Wort herausbrachten. Das kam selten vor, besonders bei Daka.
    Silvania plapperte schließlich vor Aufregung: »Hallo, ich bin Silvania Tepes, und das hier ...« Sie hielt inne und erinnerte sich an den gut gemeinten Rat ihres Opas. Lächeln. Interesse am Kunden. »Wie geht es dir so?«
    Helene runzelte die Stirn. »Ich weiß, wer ihr seid. Und danke, mir geht es gut. Aber ihr scheint ein Problem zu haben.«
    »Wie schön, dass es dir gut geht.« Silvania lächelte, als hätte sie einen Bleistift quer im Mund.
    »Meine Schwester hat ihre Kette verloren«, sagte Daka und fügte in Gedanken hinzu: Und den Verstand.
    »Die schöne mit dem goldenen, ovalen Anhänger?«
    Silvania starrte Helene an und nickte wie ein Wackeldackel.
    »Die ist mir gestern in der ersten Stunde gleich aufgefallen.«
    »Das heißt, Silvania hatte sie in der ersten Stunde noch. Auf dem Heimweg war sie dann weg«, fasste Daka zusammen.
    »Also ist sie wahrscheinlich in der Schule verschwunden«, meinte Helene und machte ein Gesicht wie ein Kommissar.
    In dem Moment lief Ludo Schwarzer vorbei. Er starrte Silvania und Daka an, wobei er weiter geradeaus ging, ohne in jemanden hineinzulaufen. Seine Augen waren tief, und die ockerfarbenen Pupillen wirkten wie ein Strudel, aus dem man nicht so einfach wieder herauskam.
    »Hat der irgendwas?«, fragte Daka leise.
    Helene flüsterte zurück: »Ich glaube schon. Aber ich weiß nicht, was. Er redet manchmal mit Leuten, die gar nicht da sind. Einige meinen, er wäre ein bisschen ...« Helene kreiste mit ihrem Zeigefinger an der Schläfe. »Na ja, ihr wisst schon. Auf jeden Fall ist er etwas unheimlich.« Helene schüttelte sich und grinste dabei, als wäre das eine erfreuliche Eigenschaft.
    In dem Moment klingelte es. Helene stöhnte. »Wir müssen zum Sport. Ich hasse Sport. Es ist das peinlichste und schlimmste Fach überhaupt.«
    Silvania wollte gerade widersprechen, als ihr der Rat von Opa Gustav einfiel. »Stimmt, Sport ist total doof. Das Fach müsste wegen Schülerquälerei verboten werden.«
    Daka warf ihrer Schwester einen irritierten Blick zu. »Also in Bistrien hattest du noch nichts gegen Sport. Ich liebe Sport!«, verkündete sie dann und schritt frohen Mutes zur Turnhalle.
    Zum Glück gab es in der Mädchenumkleide keine Spiegel, nur in den Toiletten. Das Einhalten der radikalen Regel Nummer fünf – das Meiden von Spiegeln, Spiegelreflexkameras und Knoblauch – sollte kein Problem sein. Silvania schlüpfte in ihren schwarzen Gymnastikanzug mit den feinen Rüschchen an der Seite, die wie Fledermausflügel aussahen. Den hatte ihr Oma Zezci zu Weihnachten geschenkt. Silvania fand den Anzug todschick. In Bistrien war das der letzte Schrei. In Bindburg der letzte Husten.
    »Ey, was ist denn das für ein Teil?«, rief Sally Kellermann. »Warst du damit beim Fasching?«
    Silvania sah an sich herab. Sie liebte den Gymnastikanzug und ließ ihn sich nicht so einfach vermiesen. »Nein. Damit war ich bei der transsilvanischen Saikato-Meisterschaft.«
    »Hä? Was is'n das?«
    Silvania beugte sich vor, sah Sally direkt in die Augen und sagte langsam: »S-a-i-k-a-t-o ist eine der gefährlichsten Kampfsportarten der Welt.«
    Daka lehnte sich ebenfalls zu Sally. »Silvania stand bei der Saikato-Meisterschaft übrigens auf dem Siegerpodest. In der Mitte.«
    Die Zwillinge sahen Sally ernst an und nickten gleichzeitig. Doch das Ernstbleiben fiel ihnen schwer. Dabei hatten sie nicht gelogen: Silvania stand bei der Saikato-Meisterschaft wirklich auf dem Siegerpodest. Der einzige kleine Unterschied war, dass Saikato keine Kampfsportart, sondern ein traditioneller Tanz war.
    »Äh, na dann, cooler Kampfsportanzug«, sagte Sally und wandte sich mit rotem Kopf ab.
    Als Daka ihren lila-schwarz gestreiften, ärmellosen, knielangen Anzug überstreifte, der wie ein uralter Badeanzug aussah, sagte keiner mehr etwas.
    Helene, die von vier schnatternden Mädchen umzingelt war, betrachtete die Zwillinge verstohlen aus den Augenwinkeln.
    Der Sportunterricht begann gleich zackig mit einem Zirkeltraining zum Aufwärmen. Katrin Renneberg, die Sportlehrerin, legte dazu Musik auf. Daka tobte sich richtig aus. Wenn sie schon nicht fliegen durfte, konnte sie wenigstens so ihre Energie loswerden. Die Musik war fast so gut wie die von Krypton Krax,

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