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Eine Freundschaft im Winter

Eine Freundschaft im Winter

Titel: Eine Freundschaft im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaya McLaren
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reisen, war es jetzt an der Zeit, nach vorn zu blicken und weiterzugehen. Wenn sie in Sparkle blieb, würde sie in zehn oder fünfzehn Jahren noch immer im Zwinger aufwachen – mit einem Hund, der nach einer Biersorte benannt war, mit einem kleinen Drogenproblem und mit einem Fremden in ihrem Bett.
    Im Zwinger lagen Bud Light und Ale aneinandergekuschelt auf dem Sofa, und Stout döste ausgestreckt vor dem Holzofen. Jill nahm sich die Zeit, jedem der Tiere über den weichen Kopf zu streicheln. Sie hätte es sich am liebsten auch vor dem Ofen gemütlich gemacht, aber sie hatte den ganzen Abend lang getanzt, geschwitzt und fühlte sich nun so klebrig, dass sie noch schnell unter die Dusche wollte.
    Sie verharrte vor dem Badezimmerspiegel und betrachtete ihre Schwangerschaftsstreifen. Behutsam strich sie darüber und sah ihrem Spiegelbild in die Augen. Wow, sieh nur, was ich durchgemacht habe, war alles, was sie denken konnte. Dieses Mal war es beinahe eine sachliche Feststellung. Und ihr wurde klar, dass sie stolz auf sich war, weil sie es ertragen hatte und noch immer aufrecht stand.
    Als sie sich abgetrocknet hatte, zog sie lange Unterwäsche an. Sie nahm ein Handtuch mit ins Wohnzimmer und breitete es auf dem Boden vor dem Ofen aus. Dann setzte sie sich darauf und streichelte über Stouts Fell, während sie darauf wartete, dass ihr Haar trocknete. Sie schloss die Augen und genoss die Wärme auf ihrem Gesicht.
    In dem Moment platzten Eric und Tom herein. Sie trugen Hans ins Wohnzimmer. Bud Light und Ale sprangen gerade noch rechtzeitig von der Couch, bevor die beiden Hans darauffallen ließen.
    »Das war das letzte Mal, dass ich ihn irgendwo hingetragen habe«, sagte Eric schnaufend.
    »Light-Bier macht ihn auch nicht gerade leichter«, sagte Tom. »Jill, Hans ist eingeschlafen, und Scooter wollte ihm die Augenbrauen abrasieren. Da dachten wir, es wäre besser, ihn nach Hause zu bringen, ehe er ihm noch ein Piercing verpasst.«
    »Das ist wahre Freundschaft«, entgegnete Jill.
    »Jill …« Erics Augen begannen zu strahlen und wurden dann glasig. »Ich bin gleich wieder da.« Er verschwand im Bad und pinkelte geräuschvoll.
    »Ich glaube, er bricht da drinnen einen Rekord«, sagte Jill.
    Tom wartete ab. »Nein, Stout hat heute Morgen noch länger gepinkelt … Ich glaube, ich habe etwas bei Lisa vergessen. Ich komme gleich wieder.«
    Jill lachte.
    Eric kam zurück und hockte sich neben Jill. Er machte die Klappe des Ofens auf und legte noch ein Holzscheit nach. Dann zog er zwei Kissen unter Hans hervor und warf sie auf den Boden. Er legte seinen Kopf darauf und rollte sich neben Jill zusammen, die im Schneidersitz vor dem Ofen saß. »Jilly«, sagte er, »du bist mein Mädchen.«
    Jill betrachtete durch die Glasscheibe in der Ofentür die Flammen. Eric schlang einen Arm um ihre Taille und schlief ein oder wurde ohnmächtig – sie konnte es nicht genau sagen.
    Sie dachte an Mike, an den fürchterlich peinlichen Moment, als er gesagt hatte, er habe nicht von einer Beziehung geredet. Sie wünschte sich, die Zeit zurückdrehen und all die Worte unter Verschluss nehmen zu können, die Worte, die verraten hatten, wie viel sie über ihn nachgedacht hatte. Wie dumm, wie dumm von ihr … Es war so, wie sie gedacht hatte – nichts würde passieren.
    Und auch hier vor dem Ofen würde nichts passieren, und nur deshalb konnte sie die Wärme und Nähe genießen. Sie legte sich auf die Seite, stützte den Kopf auf und sah Eric an. Wenn er schlief, konnte sie die Anmut in ihm erkennen. Sie fragte sich, was es war, das das Gesicht eines Menschen im Schlaf so anders wirken ließ, das im Schlaf so viel von seiner Seele preisgab.
    Sie drehte sich auf die andere Seite und kuschelte sich mit dem Rücken an Eric. Wieder spürte sie die Wärme des Feuers auf ihrem Gesicht. Die Zeit war noch nicht reif. Sie war noch nicht so weit. Und Mike hatte es gewusst, als er gesagt hatte, sie würde auch gerade schwere Zeiten durchmachen. Doch heute Nacht war sie dankbar für den winzigen Einblick, wie es sein mochte, einen anderen Mann zu lieben, wenn sie einmal so weit war – ihn im Schlaf anzusehen und die Anmut in ihm zu erkennen. Sie fragte sich, ob Männer auch solche Gedanken hatten und ob es irgendwo einen Mann gab, der sie im Schlaf beobachten und die Anmut in ihr sehen würde. Sie fragte sich, ob David das je getan hatte.
    Irgendwann in der Nacht, als das Feuer erlosch und die Kälte sie aus dem Schlaf holte, merkte sie, dass Eric sie ins

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