Eine Freundschaft im Winter
Bett trug und mit ihr unter die Decke kroch. Sie wusste nicht wirklich, was sie davon halten sollte, war sich aber doch irgendwie sicher, dass es rein platonisch war. Sie war nicht beunruhigt, und in die sem Moment fühlte es sich herrlich warm an, also schlummerte sie wieder ein. Er schlang seine Arme um sie und schmiegte sein Gesicht in ihren Nacken. Schon bald ging sein Atem wieder gleichmäßig und ruhig. Sie vermutete, dass auch er nur ein bisschen Trost und Wärme brauchte. Vielleicht brauchten sie alle – egal, wie viel Angst sie vor echter Vertrautheit hatten – ab und zu ein bisschen Trost und Wärme. Wenn die Erfahrung von Innigkeit und Vertrautheit ein Regenbogen war, so war neben einem lieben Freund zu schlafen der gelbe Streifen. Es war der warme Teil der Vertrautheit. Es war beachtlich.
Fünf Minuten bevor ihr Wecker losgehen sollte, wachte sie auf und schaltete ihn ab. Sie wollte nicht, dass Eric aufschreckte. Sie wollte sich nicht am Morgen mit einem nüchternen und verkaterten Eric in ihrem Bett auseinandersetzen müssen. Sie wollte sich nicht mit all den Dingen auseinandersetzen müssen, die Menschen zueinander sagten, wenn der Rausch nachließ und sie bemerkten, dass sie einander zu nahegekommen waren. Vorsichtig löste sie sich aus seiner Umarmung und schlich auf Zehenspitzen aus dem Zimmer.
27. Kapitel
Schneebericht für den 1. April
Aktuelle Temperatur: –1,7°C, Höchstwert: 2,2°C um 15 Uhr,
Tiefstwert: –4,4°C um 4 Uhr.
Meist klarer Himmel. Wind aus Südwest mit 16 km / h.
251 cm am Berg, 287 cm auf dem Gipfel; 0 cm Neuschnee in den letzten 24 Stunden; 3 cm Neuschnee in den letzten 48 Stunden.
N ach Feierabend ging Jill mit Jason Ski fahren. Als sie ein paar Abfahrten gemacht hatten, traf er unten auf ein paar Freunde und unterhielt sich mit ihnen. Jill war allein, als Mike auf sie zukam. Sie löste die Bindungen und nahm ihre Skier ab.
»Hallo«, sagte er ein bisschen verlegen.
»Hallo«, antwortete sie.
»Ich wollte dir nur zu deiner Verlobung gratulieren«, sagte er mit einem gezwungenen Lächeln.
»Ach so, danke vielmals«, entgegnete sie möglichst locker. Tatsächlich hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil sie die Nacht zuvor in Erics Armen verbracht hatte – auch wenn es keinen Grund dazu gab. Mike hatte deutlich gesagt, was er nicht gemeint hatte, als er sie gebeten hatte, nicht zu gehen. Ich habe nichts falsch gemacht, sagte sie zu sich selbst. »Wenn ein Mann einen so charmant bittet, den Kopf an seine falschen Brüste zu lehnen, kann man schlecht Nein sagen.«
»Ich bin mir sicher, dass ihr zwei sehr glücklich miteinander werdet.« In seiner Stimme schwang eine unmissverständliche Schärfe mit. Es verstärkte Jills Gefühl, dass sie ihn irgendwie doch betrogen hatte.
»Ja, ganz sicher. Und bestimmt werden meine supergläubigen Eltern ihn lieben.«
»Ein Bräutigam in Frauenkleidern kommt bei supergläubigen Eltern immer gut an«, stimmte er zu und klang etwas milder. Sie war erleichtert.
»Hast du es Cassie schon gesagt?«
»Nein, ich dachte, ich überlasse es dir, sie zur Hochzeit einzu laden.« Da war sie wieder zu hören, die Schärfe. Hatte er wirklich Gefühle für sie oder war er nur ein besonders besitzergreifender Mensch?
»Vielleicht sollten wir gar nicht mit ihr über diese Sache sprechen. Was meinst du?«
»Ich vertraue da auf dein Urteilsvermögen.«
»Mike, ist alles in Ordnung?«
»Tut mir leid«, sagte er zerknirscht. »Ich glaube, irgendetwas nagt ein bisschen an mir.«
»Ach ja?« Jill hoffte, er würde es erklären. Vielleicht steckte ja etwas anderes dahinter. Etwas, das nichts mit ihr zu tun hatte.
Doch offensichtlich wollte er nicht weiter darüber reden. »Also gut, ich halte dich dann nicht länger auf. Wir sehen uns übermorgen.«
»Bis dann«, sagte sie und sah ihm hinterher.
Im Sanitätsraum traf Jill auf Tom. »Deinem Verlobten ist sein Verhalten heute übrigens ziemlich peinlich.«
»Och«, sagte sie mitfühlend, »es ist ja auch nicht leicht, mein Verlobter zu sein. Es gibt so vieles zu beachten. Vor allem darf er nicht vergessen, dass er mir einen Antrag gemacht hat …« Sie lachte.
Tom lachte ebenfalls. »Er fände es schön, wenn du eine Pizza besorgen und ihn heute Abend auf seiner Tour mit der Pistenraupe begleiten würdest.«
»Er macht mir einen Antrag, und ich muss die Pizza besorgen? Wie passt denn das zusammen?«
»Soll ich ihm sagen, dass du kommst?«, fragte Tom.
»Ja, klar«, antwortete sie.
Als
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