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Eine Freundschaft im Winter

Eine Freundschaft im Winter

Titel: Eine Freundschaft im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaya McLaren
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die Idee nicht besonders gut. Sie wollte ein Zuhause. »Danke für das Brainstorming, Hans.«
    »War mir ein Vergnügen.« Damit wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Fernseher zu. Doch nach einer Weile sagte er unvermittelt und ohne sie anzusehen: »Jill, Mike ist der einzige Mann, dem ich erlauben würde, dir nahezukommen. Ich meine ja nur.«
    »Echt?« Sie konnte nicht umhin, gerührt zu sein.
    »Ja, echt. In diesem Winter ist mir mehrmals zu Ohren gekommen, dass manch einer dich flachlegen wollte. Ich habe diesen Typen unmissverständlich klargemacht, dass sie sich besser einen guten Zahnarzt suchen, falls sie es probieren sollten.«
    Sie war sprachlos.
    »Du bist von keinem Kerl angemacht worden, stimmt’s?«
    »Stimmt«, antwortete Jill.
    »Mehr brauche ich dazu nicht zu sagen. Aber ich denke auch an Mike. Weißt du, wie viele verheiratete Frauen mich jedes Jahr anmachen? Nein? Viele. Und ich will nicht, dass Mike bei einer solchen Frau endet – einer Frau, die ihn irgendwann bescheißen wird. Er hat genug durchgemacht. Ich kenne ihn zwar nicht besonders gut, aber du weißt ja, wie es hier oben ist: Man kennt sich eben doch irgendwie.« Jill nickte und ging ins Bad, um sich die Zähne zu putzen.
    Sie betrachtete sich im Spiegel, während sie über Hans’ letzte Bemerkung nachdachte. Der Gedanke war ihr noch gar nicht gekommen: Wenn sie und Mike kein Paar werden würden, würde er irgendwann mit einer anderen Frau etwas anfangen. Sie hatte geglaubt, dass es nur zwei Möglichkeiten gab: entweder sie oder keine. Und ihr war auch nicht der Gedanke gekommen, dass diese Frau vielleicht ein Mensch sein könnte, dem es an Moral oder Charakter mangelte. Hätte Jill sich nicht im Spiegel betrachtet, hätte sie die Angst in ihren eigenen Augen nicht gesehen, und ihr wäre vielleicht nicht klar geworden, wie sehr sie Mike mochte und wie wichtig er ihr war.

 
    33. Kapitel
    Schneebericht für den 24. April
    Aktuelle Temperatur: 3,3°C, Höchstwert: 10°C um 15 Uhr,
Tiefstwert: 0°C um 4 Uhr.
    Klarer Himmel. Wind aus Südwest mit 16 km / h.
    Skilifte geschlossen.
    T om wusste, dass Lisa Abschiede nicht mochte. Sie hatte ihm deutlich gesagt, dass sie es vorzog, wenn ein Abschied schnell vonstattenging – so wie man ein Pflaster auch besser mit einem Ruck abzog. Aber Tom war noch nicht bereit loszulassen.
    »Denk noch mal darüber nach«, sagte er. »Überleg es dir anders und bleib.«
    »Tom, wir haben doch schon alles besprochen. Ich muss meinen Lebensunterhalt verdienen, und fünf Monate als National park-Rangerin reichen, damit ich im Winter am Berg arbeiten kann. Du weißt, dass ich nicht allein von meinem Verdienst als Skilehrerin leben kann«, sagte sie. »Und außerdem bin ich aufs College gegangen, um genau das tun zu können. Das bin ich. Ich bin: ›Rangerin Lisa‹.«
    »Kommt ›Ranger Mark‹ auch?«, platzte er heraus. Seit Wochen drängte sich ihm diese Frage auf, doch er wollte nicht verunsichert wirken. Jetzt allerdings konnte er nicht anders – er musste es wissen.
    »Darüber machst du dir Sorgen?«, fragte Lisa.
    Er war sich nicht sicher, wie die richtige Antwort darauf lauten könnte. »Ich habe in vielerlei Hinsicht Angst, dich zu verlieren«, sagte er schließlich.
    »Das musst du nicht«, entgegnete sie.
    Plötzlich fühlte er sich mutig. Er fühlte sich bereit, alles zu riskieren. »Und wenn wir heiraten? Wenn wir heiraten und das Geld zusammenschmeißen würden? Könntest du dann bleiben?«
    »Tu’s nicht, Tom. Frag mich nicht aus deiner Angst heraus. Du solltest mich für das respektieren, was ich bin, und mich für ein paar Monate gehen lassen.«
    Gekränkt machte er einen Schritt zurück. »Es tut mir leid«, murmelte er verstört.
    »Wir sehen uns in ein paar Wochen wieder – wie wir es geplant haben«, erklärte sie.
    Er biss sich auf die Unterlippe und nickte.
    »Ich liebe dich«, sagte sie.
    »Ich liebe dich so sehr«, erwiderte er. Und dann sah er ihr hinterher, als sie davonfuhr. Er hob die Hand, um zu winken, doch im nächsten Moment war sie um die Ecke verschwunden.
    Lisa erinnerte sich an den Morgen, an dem Cody sich davongeschlichen hatte, an den Morgen, an dem sie sich geschworen hatte, daran zu glauben, dass sie geboren war, um eine größere Liebe zu erleben als die, die sie bisher erfahren hatte. Als sie nun mit Toms Antrag im Ohr davonfuhr – so unbeholfen dieser Antrag auch gewesen sein mochte –, wurde ihr klar, dass er die Antwort auf ihre Gebete sein musste. Und

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