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Eine Freundschaft im Winter

Eine Freundschaft im Winter

Titel: Eine Freundschaft im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaya McLaren
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und vorgestern Morgen vorgegangen: Sie versorgte Cassie und machte sich dann aus dem Staub.
    Am Morgen nach dem Restaurantbesuch mit abschließendem Kuss war Cassie spät dran gewesen. Sie hatte sich die Brottüte mit den zwei Blaubeer-Muffins geschnappt, die Jill für sie vorbereitet hatte, und war aus der Tür gestürmt. »Danke! Und einen schönen Tag!«
    Jill hatte sich Zeit dabei gelassen, die Küche aufzuräumen. Sie hatte frisch gepressten Orangensaft gemacht, damit Mike etwas Besseres hatte als den gekauften Saft. Und sie hatte Orangenschale in den Blaubeerteig gerieben, damit die Muffins noch köstlicher schmeckten. Dann hatte sie einen Blick auf die Uhr geworfen – fünf vor acht – und sich gewundert, da Mike sonst immer um diese Zeit nach Hause kam.
    Sie hatte die restlichen Muffins aus der Form geholt und auf einen Teller drapiert. Mit einer kleinen Bürste hatte sie die Blechform vorgesäubert, ehe sie sie in den Geschirrspüler gestellt hatte. Die Rührschüssel hatte sie per Hand abgewaschen. Acht Uhr fünf. Er war noch immer nicht nach Hause gekommen. Jill hatte den Müll rausgebracht und sich die Hände gewaschen. Zehn nach acht. Und da war ihr klar geworden, dass er sie möglicherweise absichtlich mied.
    Vielleicht bereute er den Kuss. Vielleicht war ihm bewusst geworden, dass er doch noch nicht bereit für etwas Neues war.
    Jill hatte den Orangensaft ausgetrunken, den sie für ihn gepresst hatte. Mike sollte nicht mitbekommen, welche Mühe sie sich für ihn gegeben hatte. Dann hatte sie das Glas in den Geschirrspüler gestellt und war fast panikartig aus dem Haus gestürzt.
    Heute hatte sie es fünf Minuten vor der Zeit geschafft. Trotzdem verschwand sie durch die Hintertür und nicht durch die Vordertür – nur für den Fall, dass er gerade die Straße entlangkam.
    Sie fand den Ersatzschlüssel, den Lisa auf einem Fensterrahmen hinter dem Haus versteckte, und schloss die Tür auf. Sie wollte nur kurz an den Computer. Das Haus war leer und kalt ohne Lisa. Dieser Eindruck verstärkte Jills unbehagliches Gefühl.
    Die Küche war sauber und ordentlich – bis auf ein Schnapsglas und ein benutztes Taschentuch neben der Spüle. Das hätte Lisa so nicht liegen gelassen, dachte Jill. Dann fiel ihr ein, dass Tom gesagt hatte, er würde Lisas Blumen gießen. Tom musste also hier gewesen sein. Ach, der Arme …
    Sie schaltete den Computer ein und wartete eine halbe Ewigkeit, bis er hochfuhr. Wusste das dumme Ding denn nicht, dass sie es eilig hatte? Sie war nun schon drei Wochen zu lange in Sparkle. Inzwischen fühlte sie sich nicht mehr wohl. Der bloße Gedanke daran, wie Mike ihr aus dem Weg ging, ließ ihr die Röte in die Wangen schießen. Sie konnte Sparkle nicht schnell genug den Rücken kehren.
    Bis auf zwei Anzeigen in ihrem Bereich handelte es sich bei allen Stellenausschreibungen auf monster.com um Jobangebote in Hospizen oder in der Langzeitpflege. Wenn es sein muss, dachte Jill, kann ich auch das machen. Der Tod gehörte eben zum Leben dazu. Wenn allerdings Babys starben, war das etwas anderes. In den beiden anderen Anzeigen wurden eine Krankenschwester bei der Air Force und eine Fachkrankenschwester bei einem Kassenarzt gesucht. Sie war keine Fachkrankenschwester mit erweiterter Pflegepraxis, das kam für sie also nicht infrage. In Colorado Springs waren einige Jobs in der häuslichen Pflege frei. Vielleicht wäre das eine Möglichkeit. Es würde aber auch bedeuten, Patienten und deren Familien gut kennenzulernen und eine gewisse Bindung mit ihnen einzugehen. Es kam ihr unangemessen vor, aber tief in ihrem Inneren wollte sie nicht mit Patienten zusammenarbeiten, deren Tod bevorstand. Sie wusste natürlich, dass alle irgendwann sterben mussten, doch sie wollte im Moment so weit wie irgend möglich vom Tod entfernt sein. Sie stellte sich vielmehr vor, in einer Klinik zu arbeiten, wo sie Patienten wiegen, ihnen Fieber und Blutdruck messen musste und sie dann im Krankenhauskittel allein im Zimmer zurückließ. Das war alles, womit sie sich Tag für Tag auseinandersetzen wollte. Nicht mehr und nicht weniger. Sie beschloss, noch einen Monat zu warten, bevor sie sich auf Stellen in der Langzeitpflege oder häuslichen Pflege bewerben wollte.
    Sie suchte auch in den umliegenden Orten Durango, Aspen, Vail, Telluride und Breckenridge nach Jobs. Aber das Einzige, was sie fand, war eine Stellenanzeige, in der eine Avon-Vertreterin gesucht wurde. Das war nicht besonders vielversprechend.
    Vielleicht hatte

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