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Eine Freundschaft im Winter

Eine Freundschaft im Winter

Titel: Eine Freundschaft im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaya McLaren
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Kindermädchen brauchen. Wenn es sich mit meinem Dienstplan vereinbaren lässt, wäre ich interessiert.«
    »Ich werde mich erkundigen. Oder du redest selbst mit ihm.«
    »Mein Konto ist gesperrt, und ich kann ein bisschen Geld gut gebrauchen.«
    Doch es steckte noch mehr dahinter. Jill hatte kein Kind, und dieses Kind hatte keine Mutter. Sie brauchten einander. In der Theorie klang es wunderbar. Aber tat es das nicht oft? Kate Paulson war jemand gewesen, den sie nicht sonderlich gemocht hatte, und soweit sie es beurteilen konnte, hatte das auf Gegenseitigkeit beruht. Es hatte keine Angriffe oder Feindseligkeiten gegeben, es waren vielmehr die kleinen Dinge gewesen – wenn sie und Lisa zum Beispiel über irgendetwas gelacht hatten und Kate nicht. Manchmal war es ihr so vorgekommen, als hätte Kate sie für dumm gehalten, doch vielleicht hatte Jill sich das auch nur eingebildet. Vielleicht hatte sie wirklich nicht ver standen, warum es so lustig gewesen war. Vielleicht hatte sie den Grund für ihr Gelächter missverstanden und hatte gedacht, sie hätten über sie gelacht. Einmal hatte Kate sie jedoch überrascht: Jill hatte ihren Proviant vergessen, und Kate hatte ihr einen Apfel geschenkt. Es war komisch, dass sie sich an solch eine Kleinigkeit erinnern konnte. Aber manchmal waren Kleinigkeiten eben bedeutsam – zum Beispiel, wenn man Hunger hatte.
    Tom zerknüllte ein paar Bogen Zeitungspapier und stopfte sie zwischen die Holzscheite. Dann zündete er das Papier an, und sie traten einen Schritt zurück, als die frischen Zweige und Äste krachten und Funken schlugen.
    Kurze Zeit später tauchten Hans und Lisa auf. Lisa hatte über ihren Parka eine alberne alte Schürze angezogen. Sie war rosa, hatte Rüschen und eine mit Stickereien verzierte Tasche. Jill und Tom nahmen ihnen die zwei Schmortöpfe ab, einen riesigen Kessel mit einem fünf Kilo schweren Truthahn sowie Unmengen an Bratfett und ein paar kleinere Töpfe und Pfannen mit dem restlichen Essen. Dann holten sie ein paar Gartenstühle und verteilten sie. Hans fuhr los, um weiter Pisten zu präparieren, während Lisa sich daran machte, das Essen zuzubereiten.
    »Wenn der Truthahn fertig ist, können wir ein paar Fettexplosionen machen. Das sieht super aus!«, verkündete Tom.
    »Ich stecke unfassbar viel Arbeit in die Zubereitung, und sie freuen sich nur auf die Explosionen«, murmelte Lisa.
    »Das stimmt nicht«, sagte Tom. »Wir lieben sie genauso wie dein Essen.«
    Jill hielt den Kessel hoch, während Lisa die Außenseite mit Spülmittel einrieb, damit der Ruß nicht haften blieb. Anschließend stellten sie den Kessel aufs Feuer.
    Jill dachte darüber nach, wie sehr sich dieses Thanksgiving von dem Fest unterschied, das sie sich ausgemalt hatte. Das Thanksgiving, an dem sie eigentlich im neunten Monat schwan ger hätte sein sollen. Das Thanksgiving, an dem sie zusammen mit David das letzte Mal zu zweit hätte sein sollen. Es war traurig. Onkel Howard hatte ihr schon in jungen Jahren beigebracht, dass Bindungen im Leben oft in Leid mündeten. Sie versuchte, für einen Moment zu vergessen, was sie sich alles für den heutigen Tag erhofft hatte, und zu sehen, dass alles, was gerade um sie herum geschah, ziemlich viel Spaß machte. Solange sie dieses Thanksgiving nicht mit ihren unerfüllten Hoffnungen verglich, erlebte sie ein wirklich schönes Fest. Doch menschliche Bindungen waren stark und berührten einen mitunter schmerzlich. Und so waren die Momente, in denen sie loslassen und den Tag als solchen genießen konnte, flüchtig.
    »Du bist so still«, stellte Lisa fest.
    »Ich versuche, die radikale Wendung, die mein Leben genommen hat, zu verarbeiten. Selbst dieser Moment unterscheidet sich völlig von dem, was ich mir noch vor einigen Wochen ausgemalt habe.«
    »Was wäre, wenn dein Mann mit ein paar Dutzend roter Rosen hier auftauchen und erklären würde, wie unglaublich leid es ihm täte und dass er einen Fehler gemacht hätte?«, fragte Tom. »Könntest du ihm vergeben?«
    »Könntet ihr ihm denn vergeben, wenn ihr an meiner Stelle wärt?«, fragte Jill.
    »Auf keinen Fall«, sagte Lisa. »Mein Volk tötet, statt zu vergeben.«
    »Das ist beängstigend«, bemerkte Tom.
    »Vergiss das nie«, entgegnete Lisa.
    »Jill, was wäre, wenn er dir sagen würde, dass er dich noch immer liebt?«, fragte Tom. »Würdest du ihm glauben?«
    »Ich versuche die ganze Zeit zu begreifen, wie ich mich jetzt fühle … Fühlt es sich so an, geliebt zu werden?«,

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