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Eine Freundschaft im Winter

Eine Freundschaft im Winter

Titel: Eine Freundschaft im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaya McLaren
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der Dummy hat super abgeschnitten. Er sah jedenfalls toll aus. Für das nächste Jahr müssen wir vielleicht unser Design noch ein wenig überdenken und das Ganze verfeinern … Hans hat sechs Pfund Schrotmunition in die Stiefel seiner Puppe gegeben und sie dann noch mit Zement gefüllt, damit die Konstruktion mehr Gewicht und mehr Schwung hat. Mal schauen, wie gut sein Dummy abschneidet.«
    »Ich glaube, wenn wir statt gespanntem Stoff Plexiglasscheiben für den Drachen benutzt hätten, dann wäre der Luftwiderstand geringer gewesen. Zumindest können wir beim nächsten Mal Stretch verwenden statt Nylon.« Cassie klang so reif und ernst für ihr Alter.
    »Sie wird mal Ingenieurin«, sagte Jill zu Mike.
    Er lächelte. »Ja, sie ist ziemlich klug.«
    Einen Moment lang stellte Jill sich vor, sie drei wären eine Familie. Es fühlte sich gut an. Mike blickte zu ihr herüber, und sie hatte den Eindruck, dass er möglicherweise gerade dasselbe dachte.
    Erics Dummy, den er aus einer sprechenden Mr.-Wonderful-Puppe gebastelt hatte, fuhr den Abhang über die Schanze hinunter und segelte durch die Luft. Plötzlich war ein Knall zu hören, und der Kopf der Puppe explodierte. Jill schreckte zusammen und warf Eric einen beunruhigten Blick zu.
    »Schon wieder?«, fragte Cassie.
    »Ich habe eine Exfreundin in der amerikanischen Biathlonmannschaft«, sagte Eric. »Sie macht das jedes Jahr.«
    Jill sah mit großen Augen zu Scooter und Hans, doch die beiden zuckten nur mit den Achseln.
    Scooters Dummy war der Nächste am Start. Er sah wie ein Hai aus, der durch die Luft flog und sich um die eigene Achse drehte. Doch es gab keine Regel, die besagte, dass ein Dummy auf der richtigen Seite landen musste. Dennoch war Scooters Dummy am weitesten gesegelt und führte das Feld an.
    Schließlich kam der Moment der Wahrheit für Hans. Er wirkte nervös, war er doch als Letzter an der Reihe. Und es kam genau so, wie er es sich erträumt hatte. Sein metallener Hund schoss den Abhang hinunter, raste über die Sprungschanze und flog mit der Kraft einer Kanonenkugel durch die Luft. Die Geschwindigkeit half ihm, der Schwerkraft länger zu trotzen, als Jill es für möglich gehalten hätte. Hans’ Dummy flog ganze siebenunddreißig Meter weiter als Scooters Hai. Hans riss triumphierend die Faust hoch und brüllte: »Yes!« Er schüttelte erst Cassie die Hand, dann Scooter und wechselte gedämpft ein paar Worte mit ihm. Daraufhin wandten sich beide Cassie zu.
    »Du hast uns einen harten Wettkampf geliefert, Kleine«, sagte Scooter.
    »Du kannst den Saisonpass haben«, erklärte Hans. »Wir bekommen den Ausweis ja sowieso umsonst.«
    »Cool! Danke!«, rief Cassie begeistert.
    Mike schüttelte den beiden die Hände. »Das ist echt nett von euch, Jungs.«
    »Es ist uns ein Vergnügen«, sagte Hans.
    Scooter drehte sich zu Eric und Tom um. »Muss ich wirklich ein Kleid tragen?«
    »Willkommen im Klub«, sagte Tom.
    Und Eric fügte hinzu: »Ein Kleid zu tragen kann ein echtes Handicap sein, wenn man Frauen kennenlernen will. Doch uns bremst so etwas nicht, sondern es hilft uns vielmehr dabei, unsere Fähigkeiten zu perfektionieren.«
    »Man muss es nur anders interpretieren und beim Flirten als den ultimativen Eisbrecher betrachten«, sagte Tom.
    Scooter rieb sich über das gepiercte Gesicht und nickte schicksalsergeben. Dann sagte er: »Komm, Cassie. Lass uns zum Podium gehen und uns unsere Medaillen abholen.«
    Als sich die drei Gewinner durch die Menschenmenge schoben, legte Mike seinen Arm um Jill, und ohne ihn wieder von ihr zu lösen, sahen sie zusammen zu, wie Cassie den Kopf nach vorne beugte und sich die Bronzemedaille umhängen ließ.
    »Gehst du auch zum Ball?«, fragte Jill Mike.
    Doch stattdessen meldetet sich Eric zu Wort, der auf der anderen Seite stand. »Jill, du hast versprochen, mit mir zum Ball zu gehen!«
    »Hey, ich will dir nicht nachlaufen«, erwiderte Jill im besten kumpelhaften Ton.
    Abrupt nahm Mike den Arm von ihren Schultern. »Cassie und ich werden uns an dem Abend nicht blicken lassen.« Er sah kurz zwischen Jill und Eric hin und her. »Also, bis dann«, sagte er kühl und verschwand Richtung Podium.
    »Hast du diesen einzigartigen Moment aus dem Tierreich mitbekommen?«, fragte Tom sie leise.
    »Was ist hier gerade passiert?« Jill war irritiert.
    »Beide betrachten dich als ihre platonische Ehefrau«, antwortete er.

 
    24. Kapitel
    Schneebericht für den 29. März
    Aktuelle Temperatur: –2,2°C, Höchstwert: 2,2°C um

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