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Eine Freundschaft im Winter

Eine Freundschaft im Winter

Titel: Eine Freundschaft im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaya McLaren
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Saint-Patrick’s-Day, sondern auch Zahltag in der Gold Pan Bar. Also trafen sich die üblichen Verdächtigen am Abend dort. Tom war noch immer im Besitz des »Bohrers«, und so spendierte er allen anwesenden Mitarbeitern der Bergwacht eine Runde brennender Tequila-Shots. Er stürzte seinen Tequila so schnell hinunter, dass die kleine blaue Flamme noch immer brannte, als er das Glas wieder auf den Tresen stellte.
    »Jason«, rief Tom, »ich habe gehört, dass du etwas unglaublich Dummes getan und die Ehre gehabt hast, im ›Schwarzer-Peter-Buch‹ über diese Begebenheit zu berichten! Ich wünsche dir nun viel Spaß dabei, die Schnapsreste vom Tablett zu schlürfen und uns anschließend deinen Text vorzulesen!«
    Statt das Tablett anzuheben und den übergeschwappten Schnaps zu trinken, saugte Jason ihn mit einem Strohhalm auf, ehe er zu lesen begann. »Meine Frau Julie und ich machten einen Ausflug über die Grenze nach Whistler. Der kanadische Grenzbeamte glaubte allerdings, ich sähe wie jemand aus, der einen Rucksack voll mit Gras dabeihätte. Also bat er mich, einen Blick in meine Tasche werfen zu dürfen. Wie sich herausstellte, hatte ich noch eine Bombe dabei, die ich nach meinem letzten Einsatz zum Lawinenschutz nicht herausgenommen hatte. Natürlich dachte der Beamte, ich wäre ein Terrorist. Zum Glück befand sich mein Ausweis der Bergwacht auch mit im Rucksack. Und so ließ uns der Typ nach vier Stunden weiterfahren, statt mich einzulochen.«
    Die Gruppe johlte, schrie und lachte ihn aus. Erst Minuten später beruhigten sie sich wieder und tranken grünes Bier.
    Lisa und Tom saßen nebeneinander und versuchten, sich nicht auffällig oder anders zu benehmen als sonst. Zwei junge hübsche Frauen kamen vorbei, säuselten eine Begrüßung und warfen Tom vielsagende Blicke zu. Zwar erwiderte er den Gruß, aber unter dem Tisch lag seine Hand auf Lisas Knie.
    »Wir sollten von hier verschwinden«, flüsterte er Lisa zu.
    »Okay. Du zuerst«, sagte sie leise. »Ich werde so tun, als würde ich zur Toilette gehen.«
    »Können wir nicht einfach gleich los?«, fragte er.
    »Wenn wir zusammen verschwinden, werden sie über uns reden.«
    Er wollte sich ihre Vorsichtsmaßnahme nicht zu Herzen nehmen, doch irgendwie verletzte es ihn. Plötzlich hatte er keine Lust mehr zu gehen. »Ich glaube, ich nehm noch ein Bier.«
    Lisa fiel auf, wie frustriert er auf einmal zu sein schien. Einen Moment lang war sie verärgert und dachte darüber nach, was sie am besten sagen sollte.
    In dem Moment kam Jason an ihren Tisch. »Hier, nimm mein Bier. Julie und ich hauen jetzt ab.« Er legte eine kleine Serviette vor Tom auf den Tisch und stellte sein Glas darauf ab. Tom sah, dass die Serviette beschrieben war, und nahm das Bier hoch, um zu sehen, ob Name oder Telefonnummer einer Frau draufstand. Aber stattdessen erkannte er Jasons Handschrift.
    Du bist ein Idiot. Vermassele es nicht! Mach ihr entweder einen Antrag, oder verschwinde mit ihr, wie sie es gern möchte.
    Tom steckte die Serviette ein, ehe Lisa etwas bemerkte.
    »Danke«, rief er Jason und Julie hinterher und nahm einen Schluck. Dann hielt er sich das Glas vor den Mund und flüsterte Lisa zu, ohne sie dabei anzusehen: »Tut mir leid. Ich weiß, dass für dich die Sache zwischen uns an Bedeutung verliert, wenn wir sie öffentlich machen würden. Für mich dagegen verliert sie durch die Heimlichtuerei an Bedeutung. Es ist das Größte, was mir je passiert ist, und du schämst dich dafür. Na ja, egal. Lass uns gehen. Wann und wohin du willst.«
    Lisa ließ den Kopf hängen. »Mir tut es auch leid. Ich wünschte, ich wäre gleich mit dir zusammen gegangen, als du mich vorhin gefragt hast. Wir sind Freunde und Nachbarn. Niemand hätte sich etwas dabei gedacht. Ich weiß auch nicht, warum ich eine so große Sache daraus machen musste. Ich wollte dich nicht verletzen. Es hat die Energien zwischen uns verändert. Ich wünschte, das wäre nicht passiert, denn wenn die Milch einmal anfängt zu stocken, wird sie nie wieder wie echte Milch sein.« Sie schlang einen Arm um seine Taille und drückte ihn von hinten.
    Er legte seine Hand auf ihre und gab ein wenig nach. »Lass uns gehen«, sagte er. Er erhob sich und schlängelte sich durch die Menschenmenge hindurch. Lisa folgte ihm. Draußen auf der Straße hakte sie sich bei ihm unter und legte ihren Kopf an seine Schulter.
    »Es tut mir leid«, sagte sie noch einmal.
    »Ist schon gut«, erwiderte er. »Wir werden beide Fehler machen.

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