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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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und schwer ein, träumte davon, Wände hochzuklettern, beim Versuch, einen Buddha zu erreichen, der immer außerhalb meiner Reichweite saß, während riesige Männer in Lastwagen Jagd auf mich machten. Einmal rutschte ich aus und fiel von einem hohen Gerüst. Ehe ich auf den Beton prallte, wachte ich mit einem Ruck auf. Es war halb eins. Ich machte einen halbherzigen Versuch aufzustehen, aber meine Beine und Arme wirkten zu schwerfällig, als dass ich sie hätte bewegen können. Ich sank auf die Matratze zurück und beobachtete Sonnenflecken, die zwischen dem Rand der Vorhänge und der Decke tanzten.
    Wenn mich jetzt jemand gebeten hätte, ihm einen guten Privatdetektiv zu empfehlen, hätte ich ihn zu einer der großen Detekteien in den Vororten schicken müssen. Ich hatte versucht, mich zur Anwältin einer zutiefst senilen Frau zu machen, deren Leben auch bei geistiger Gesundheit ziemlich grauenhaft gewesen war. Nachdem ich Diamond Head Motors eine Woche lang um Informationen angegangen war, hatte ich für all meine Mühe nichts vorzuweisen außer schmerzenden Muskeln, einer rostigen Waffe und einer verwüsteten Wohnung. O nein. Außerdem eine Zweitausend-Dollar-Rechnung für die Reparatur des Trans Am. Und eine verletzte, verängstigte und wütende Lotty Herschel in Evanston.
    »Was bist du doch für eine Tigerin«, sagte ich laut und voll bitterem Spott. »Auf was für eine beschissene Weise vergeudest du doch deine Zeit. Du solltest wieder Vorladungen zustellen. Wenigstens weißt du, wie man das macht. Obwohl du wahrscheinlich beim Treppensteigen über die eigenen Füße stolpern und dir das Genick brechen würdest.« »Sprechen Sie immer so laut mit sich selbst, Warshawski? Kein Wunder, dass sich die Nachbarn über Sie beschweren.«
    Ich sprang aus dem Bett und schaute mich verzweifelt in meinem Schlafzimmer nach einer Waffe zur Verteidigung um. Als ich sah, wer es war, brannten mir die Wangen. Conrad Rawlings stand auf der Schwelle. Ich griff auf Verdacht nach einem Sweatshirt und Shorts, die auf dem Boden lagen, und zog sie über.
    »Kommen Sie immer ohne Vorwarnung in die Schlafzimmer anderer Leute? Wenn ich meine Pistole griffbereit hätte, könnten Sie tot sein. Ich sollte Sie vor Gericht bringen.« Rawlings lachte und reichte mir eine Tasse Kaffee. »Ein Gesetzeshüter beim Dienen und Schützen, Ms. W. Obwohl mir das nach Ihrem Mangel an Kooperation von heute Nacht eigentlich egal sein sollte.« »Mangel an Kooperation? Ich serviere euch Jungs eine Geschichte auf dem Silberteller, und euch fällt nichts Besseres ein, als mich wegen einer blöden kaputten Fensterscheibe zu belästigen ... Haben Sie die Nacht hier verbracht, oder sind Sie heute Morgen gleich als Erstes hergekommen?«
    Er setzte sich auf das Fußende des Bettes. »Wir waren gegen sieben hier fertig. Ich habe dann gesehen, dass Sie Ersatzschlüssel haben; ich wollte sie mir ausleihen, damit ich hinter mir abschließen konnte. Aber auf dem Weg hinaus hat mich Ihr alter Knabe aus dem Erdgeschoss abgefangen. Er hat mich ganz schön ins Kreuzverhör genommen, und als er überzeugt davon war, dass ich kein Gangster bin, hat er mir seine Version der Fakten erzählt. Wir meinten beide, ich sollte in die Wohnung zurückgehen. Ich habe auf der Couch geschlafen. War wirklich gar nicht mal so unbequem. Außerdem war ich ja schon vier bis fünf Stunden im Bett, als Finch mich geweckt hat. Sie können sich später bei mir dafür bedanken, dass ich die Zeitungen hereingeholt und Ihr Geschirr gespült habe.«
    Ich zog auf dem Bett die Beine unter mich. »Ich stecke einen Extrafünfer in Ihre Lohntüte. Ihre Jungs haben wohl nicht viel gefunden?«
    Er verzog das Gesicht. »Wer auch immer eingebrochen ist, hat Handschuhe und Reeboks Größe vierundvierzig getragen - sie haben im Staub am Fenster einen Abdruck gefunden. Vielleicht spricht doch was für Schlamperei im Haushalt.«
    Ich lächelte verkrampft. »Der Kommentar ist überflüssig, Sergeant. Was ist mit den Nachbarn? Die müssen doch jemanden auf einer Leiter gesehen haben.«
    Er schüttelte den Kopf. »Wer auch immer das gemacht hat, ist kein großes Risiko eingegangen. Wann sind Sie gegangen? Gestern Abend um zehn? Also war es zwischen zehn und vier. Das ist eine ruhige Gegend. Und diese Seite ist von der Straße her nicht besonders gut einzusehen - im Norden stehen Bäume davor, und die Fassadenverkleidung schirmt einen ab, wenn jemand vorbeigeht. Wonach haben die gesucht, Vic?«
    »Wenn ich das

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