Eine für alle
Vinnies Wohnung bewegte sich ein Vorhang. Im Lauf der Jahre ist bei mir meines Berufs wegen so oft eingebrochen worden, dass ich meine Wohnung mit rostfreiem Stahl gepanzert habe. Die Vordertür hat nicht nur ein Dreifachschloss, sie ist mit einer Stahlplatte verstärkt. Auf der Rückseite sind die Fenster und die Tür mit Gittern gesichert. Sie waren intakt, aber inzwischen war ich nicht mehr in der Lage, an Schlössern herumzuhantieren. Ich gab Rawlings meinen Schlüsselring und sackte gegen das Fenstergitter, während er die Schlüssel heraussuchte, die er brauchte. Ich wollte nur noch allein sein, damit ich in ein Loch aus Schlaf fallen konnte. Ich hätte fast vor Erschöpfung aufgeschrien, als Rawlings darauf bestand, die Wohnung zu durchsuchen.
»Niemand ist hier, Conrad. Sie haben es an der Vordertür versucht, es nicht geschafft und gemeint, dass die Hintertür zu exponiert ist. Bitte ... Ich muss einfach schlafen.«
»Ja, das weiß ich, Ms. W. Aber ich kann nicht schlafen, wenn ich nicht wenigstens einen schnellen Rundgang gemacht habe.«
Ich sackte am Küchentisch zusammen, stieß die Zeitungen von gestern mit den Ellbogen auf den Boden. Ich war sofort weg; Rawlings musste mir den Kopf von den Oberarmen ziehen, um mich zu wecken.
»Ich tue Ihnen das ungern an, Vic, aber falls Ihre hausfraulichen Qualitäten keinen neuen Tiefstand erreicht haben, war jemand hier.«
Mein Gehirn war weich geworden; mir fiel keine Erwiderung ein, ganz davon zu schweigen, dass ich meine geschwollenen Lippen hätte zwingen können, etwas zu sagen. Ich folgte ihm benommen ins Wohnzimmer.
Jemand hatte ein Fenster nach Norden eingeschlagen, war eingestiegen und hatte das Zimmer auseinandergenommen. Sie waren nicht besonders subtil vorgegangen. Auf dem Boden unter dem Fenstersims lagen Glasscherben. Eine hatte es bis zur Klavierbank geschafft. Die Bank stand offen. Alle Notenhefte lagen auf dem Boden oder auf dem Klavier, mit gebrochenem Rücken. Einzelblätter hingen heraus. Jedes Buch und jede Zeitschrift im Zimmer schien ähnlich behandelt worden zu sein. »Das muss ich melden«, sagte Rawlings scharf.
»Das hat Zeit bis morgen«, sagte ich so energisch, wie ich konnte. »Ich zerstöre heute Nacht kein Beweismaterial. Aber Sie müssen mich in die Klapsmühle schaffen, wenn ich nicht ins Bett komme. Im Augenblick ist das hier einfach zu viel für mich.« »Aber das Fenster -«
»Ich habe einen Hammer und Nägel. Im Keller müssen Bretter sein.« »Das geht nicht! Vielleicht gibt es Fingerabdrücke.«
»Und was dann? Bis jetzt hab ich's noch nie erlebt, dass ihr Jungs mal die Zeit und die Mittel hattet, einen Wohnungseinbruch aufzuklären. Lassen Sie mich doch in Ruhe, Rawlings.«
Er rieb sich die Augen. »Ach, Mist, Vic. Ich könnte hier auf Ihrer Couch schlafen, aber die würden mir auf dem Revier ganz schön den Sauhund machen, weil ich nicht gleich ein Team gerufen habe, als ich das hier gesehen hab. Ganz davon zu schweigen, warum ich hier die Nacht verbracht habe. Ich muss es melden. Haben Sie nicht gesagt, Sie können sich bei Ihrem Nachbarn aufs Ohr hauen?«
»Das hab ich gesagt, aber ich will nicht. Hören Sie, rufen Sie die Jungs in Blau, wenn Sie das müssen, aber lassen Sie mich ins Bett gehen.«
Nach einer Untersuchung des Schlafzimmers war er einverstanden. Meine Kleider waren aus den Schubladen gezogen worden, aber die Möbel waren heil. Ich schaute in den Schrank. Sie hatten die Kleider durchwühlt, aber den kleinen Safe auf der Rückseite nicht entdeckt. Amateure. Und außerdem wütend.
»Wissen Sie irgendwas darüber, Ms. W.? Warum hat sich jemand so viel Mühe gemacht?
Sie wissen doch, wenn's einfach Typen von der Straße gewesen wären, hätten die aufgegeben, als sie merkten, dass sie die Vordertür nicht aufkriegen.«
»Mein Gehirn funktioniert nicht, Sergeant. Rufen Sie Ihre Kumpel, wenn Sie wollen, aber lassen Sie mich in Ruhe.« Meine Stimme krächzte jetzt, aber das machte mir nichts mehr aus.
Rawlings bedachte mich mit einem langen Blick, schien zu dem Schluss zu kommen, er brächte nichts mehr aus mir heraus, selbst wenn er mich schlüge, und ging den Flur entlang ins Wohnzimmer zurück. Ich konnte das Knacken seines Mikrofons hören. Trotzdem konnte ich nicht ins Bett gehen, ohne unter der Dusche gestanden und den Dreck des Kanals aus meinen Poren gewaschen zu haben. Die Truppen kamen an, als ich mich ins Schlafzimmer zurückzog. Ich knallte ostentativ mit der Tür, dann schlief ich tief
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