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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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falschen Bart für mich gefunden haben. Wissen Sie, wir fahren jetzt lieber weiter. Sieht so aus, als ob jemand zu dem Lieferwagen geht. Vielleicht ist das hier seine Lieblingsmütze.« Wir parkten den Nova in der Adams Street und näherten uns in einem großen Bogen von Norden her dem Pulteney. Da ich gestern unbelästigt hinein- und hinausgekommen war, war ich mir ziemlich sicher, dass wir es mit Amateuren zu tun hatten, die gar nicht auf die Idee kamen, ich könne ein Büro haben. Trotzdem wäre es dumm gewesen, mit dem Auto vorzufahren.
    Der Aufzug hatte einen seiner seltenen Momente von Funktionstüchtigkeit. Ich würde damit hinauffahren, während Mr. Contreras zu Fuß folgte. Ich gab ihm den Schlüssel zum Treppenhaus mit der Anweisung, wie der Blitz die Cops zu holen, falls ich angegriffen würde, und sich ja nicht in den Kampf zu stürzen.
    Sein Kinn schob sich störrisch vor. »Ich bin nicht der Typ, der wegläuft, wenn eine Frau zusammengeschlagen wird. Finden Sie sich lieber damit ab.«
    Zu meinem Verdruss hatte er vorhin unter den Overalls eine Rohrzange hervorgezogen. Es war seine Lieblingswaffe, die er mit mehr Begeisterung als Geschick einsetzte. Ich war schon drauf und dran, mich mit ihm zu streiten, wollte aber keine Zeit verlieren. Außerdem war es ziemlich unwahrscheinlich , dass ich überfallen wurde.
    Als der Aufzug knarrend im dritten Stock hielt, machte ich das Licht darin aus und rutschte auf den Knien hinaus. Mit der linken Hand stützte ich mich an der Wand ab und hielt die Smith & Wesson in der rechten vor mir. Der Flur schien leer zu sein; ich benutzte meine Stableuchte für einen schnellen Rundblick und sah niemanden. Die Hausverwaltung im Pulteney ermutigt ihre Mieter nicht gerade dazu, Strom zu verbrauchen: Nachtbeleuchtung war hier ein Fremdwort. Ich stand auf und ging auf Zehenspitzen zu meiner Tür. Da ich das Gebäude seit zwölf Jahren benutzte, fiel es mir leicht, mich im Dunkeln zu bewegen.
    Wie ich gehofft hatte, lauerte mir niemand auf - weder auf dem Flur noch in meinem Büro. Ich hatte gerade die Lichter eingeschaltet und einen der geklauten Arbeitsaufträge in die Olivetti gespannt, als Mr. Contreras hereinkam - er hatte eine Weile gebraucht, bis er im Dunkeln die Treppenhaustür aufbekam.
    »Die hätten Sie also zu Brei schlagen können, während ich da unten an der verflixten Tür rumgefummelt habe. Und dabei fühle ich mich schon schlecht genug, weil ich Eddie Mohr in den Tod geschickt habe.«
    Ich legte die Hände auf die Tastatur. »So war es nicht. Er hat irgendein Geschäft mit Diamond Head gemacht - dafür sind Sie nicht verantwortlich. Und es lag auch nicht an Ihrem Anruf, dass er erschossen worden ist; vermutlich hat das seine Ermordung nur beschleunigt. Wenn wir ihn heute Nachmittag gesprochen hätten -« »Sie hätten ihn zur Vernunft bringen können, und dann wäre er noch am Leben. Sie brauchen nicht so nett zu mir zu sein, Engelchen, bloß um meine Gefühle zu schonen.« Ich stand auf und legte den Arm um ihn. »Das Schlimmste, was man bei einer Ermittlung machen kann, ist eine Verzögerung, weil man an dem herumkaut, was man falsch gemacht hat. Wenn der Fall abgeschlossen ist, kann man sich Zeit nehmen und versuchen, aus seinen Fehlern zu lernen. Aber wenn man mittendrin ist - dann muss man sein wie der Herzog von Wellington: es vergessen und weitermachen.«
    »Herzog von Wellington, so? Das war der, der Napoleon besiegt hat, stimmt's?« »Genau der.« Ich setzte mich wieder an die Schreibmaschine. »Sagen Sie mir was ganz Übles, was mit elektrischen Geräten passieren könnte - so was Schlimmes, dass uns niemand bei der Arbeit zuschauen darf, weil die der Schlag treffen könnte.« Mr. Contreras zog einen meiner Klientenstühle neben die Schreibmaschine. »Ich weiß es nicht, Engelchen. Dieses ganze moderne Zeug, das die Leute in ihren Büros haben, ich weiß nicht, was die so haben könnten, und ehrlich gesagt, ich weiß nicht, was daran kaputtgehen könnte.«
    »Machen Sie sich darüber keine Sorgen. Die eifrigen jungen Anwälte, denen wir über den Weg laufen werden, wissen das auch nicht. Dick hat vermutlich einen Computer, und seine Sekretärin hat bestimmt ein Terminal für den Großrechner der Kanzlei.« Ich versuchte, mir das Büro meines Exmanns vorzustellen. »Sicherlich hat sie auch einen großen Drucker.«
    Mr. Contreras dachte langsam darüber nach, zeichnete sich auf einem Stück Papier ein Schaubild. »Okay. Schreiben Sie irgendwas über

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