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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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gekommen war. Und als Mitch vorbeikam und versuchte, ein Stück vom Kuchen abzukriegen, gaben sie ihm einen Schlag auf den Kopf und warfen ihn in den Kanal. Hieß das, dass sie im Bilde darüber waren, etwas Illegales getan zu haben? Oder bloß, dass sie Angst hatten, es könnte illegal sein? Menschen geraten oft bei dem Gedanken an Bloßstellung in Panik. Und falls die Bosse sich den Untergebenen gegenüber, die sie ihrer brutalen Muskelkraft wegen eingestellt haben, etwas von ihrer Panik anmerken lassen, kann alles passieren. Dick ging in dieser Sache auf einem ganz schön dünnen Seil.
    Ich ertappte mich dabei, wie ich mit dem Teller in der Hand geistesabwesend aus dem Küchenfenster schaute, als Loring endlich klingelte. Mr. Contreras war wach und auf den Beinen; ich hörte, wie er den Besucher verhörte, als ich die Vordertür aufmachte. Erst da fiel mir der Urin im Treppenhaus wieder ein. Der Gestank war unverkennbar, aber jetzt war es zu spät, etwas dagegen zu unternehmen.
    Lorings Gesicht war in Zornesfalten verzogen, als er hereinkam. »Wer zum Teufel ist dieser alte Mann? Was für ein Recht hat er, mich zu verhören?«
    »Er ist mein Partner. Es gehört zu seinem Job, meine Besucher zu überprüfen. Die ganze Woche lang haben mir Leute aufgelauert - das macht uns beide nervös. Kaffee? Wein? Tofu?«
    »Gar nichts. Ich bin ungern hier und will den Besuch nicht in die Länge ziehen. Ihr Partner, so? Keine tolle Detektei.«
    »Aber Sie sind nicht als mein Geschäftsberater hier, oder? Ich brauche Kaffee. Ich bin gleich wieder da.«
    Die Kanne, die ich mir zum Mittagessen gekocht hatte, war kalt. Es dauerte fünf Minuten, bis ich frischen Kaffee aufgebrüht hatte. Als ich ins Wohnzimmer kam, war Loring am Überkochen.
    »Was erlauben Sie sich, Warshawski? Ich überwache die Finanzen eines großen Unternehmens. Ich habe alles stehen- und liegenlassen, um mich mit den Mitgliedern unseres Vorstands zu treffen, damit sie mir für das Gespräch mit Ihnen grünes Licht geben - und jetzt kommandieren Sie mich einfach zum Spaß herum. Vielleicht hätte ich es lieber auf das Risiko mit der Presse ankommen lassen sollen.«
    »Nein. Und das brauche ich Ihnen nicht zu sagen. Ich habe gestern die ganze Nacht damit verbracht, mir Akten anzuschauen, die mit Diamond Head zu tun haben. Und ich weiß jetzt -«
    »Wo?«, wollte er wissen. »Wenn Sie Zugang zu Akten von Diamond Head hatten, warum zum Teufel treiben Sie dann Spielchen mit mir?«
    »Das war erst gestern Nacht. Dass ich Zugang hatte, meine ich. Das war schieres Glück, in Verbindung mit dem Fachgebiet meines Partners. Ich weiß trotzdem noch nicht, wo Ihr Problem liegt. Ich weiß jetzt, dass das Kartellamt beim Kauf von Central States Aviation von Ihnen verlangt hat, dass Sie Diamond Head verkaufen.« Ich schilderte in groben Zügen, was ich gestern Nacht aus Dicks Papieren erfahren hatte.
    »Wenn Sie das wissen, wissen Sie alles«, sagte Loring. Sein Gesicht war immer noch in angespannte Falten verzogen.
    Ich schüttelte den Kopf, »Was ist daran so geheim? Mussten Sie irgendeine Erklärung für das Verteidigungsministerium unterschreiben, in der steht, dass Sie mit gewöhnlichen Steuerzahlern nicht darüber reden dürfen?«
    »Nein, nichts dergleichen. Was wissen Sie über den Kartellamtsbescheid?« »Nicht viel. Dass Sie zwei Monate Zeit zum Verkaufen hatten und dass Jason Felitti Ihnen ein besseres Angebot gemacht hat, als Sie Ihrer Meinung nach hätten bekommen können. Und dann mussten Sie ein paar Garantien leisten, dass Sie Diamond Head nicht vom Markt verdrängen.«
    Loring lachte laut auf. »Wenn das nur alles so gewesen wäre! Nein, Sie haben den Kartellamtsbeschluss nicht gelesen. Oder nicht besonders gründlich.«
    »Er hat mich nicht so interessiert wie - wie ein paar andere Dinge. Und ich hatte für die Akten nur ein paar Sekunden Zeit.«
    »Was für andere Dinge?« »Erst Sie, Mr. Loring.«
    Er ging zum Vorderfenster, um mit sich zu ringen. Es dauerte nicht lange: Er war nicht an einem Arbeitstag den weiten Weg gefahren, um mit leeren Händen zurückzukehren. »Daraugh Graham hat mir von Ihnen erzählt«, bemerkte er weniger feindselig. »Und ich nehme an, wenn er Ihnen vertraut, kann ich es auch.« Ich versuchte, vertrauenswürdig zu lächeln.
    »Wenn Sie den ganzen Kartellamtsbeschluss gelesen hätten, wäre Ihnen aufgefallen, dass die Sorge des Justizministeriums um Diamond Head weit darüber hinausging, die Firma vor uns zu beschützen: Wir

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