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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Falle gingen. Die Sonne war jetzt aufgegangen; es war deutlich, dass der Bereich sauber war. Wir schauten vorsichtshalber hinter den Müllkübeln im Kellereingang nach, dann gingen wir zu meiner Wohnung hinauf. Niemand hatte meine Sicherungsanlage geknackt. Wir waren vorsichtig, als wir durch die Vordertür ins Treppenhaus gingen, aber auch dort war niemand. Ich schaltete die Taschenlampe ein. Jemand war letzte Nacht hier gewesen: Sie hatten eine zerknüllte McDonald's-Tüte hinterlassen. Und auf die Treppe gepinkelt. Aus einem unerfindlichen Grund brachte mich das mehr in Rage als der Gedanke, dass mir jemand aufgelauert hatte.
    »Bloß Penner, Süße«, beruhigte Mr. Contreras mich. »Sie dürfen sich wegen ein paar Herumtreibern nicht so aufregen. Ich komme rauf und mache für Sie sauber.« »Sie kümmern sich um Peppy. Das hier mache ich.«
    Tim fragte, ob ich wollte, dass jemand den Tag über dabliebe - sie könnten den Umzug zur Not auch mit vier Männern schaffen. Ich rieb mir die Augen, versuchte zu denken. Die Erschöpfung goss mein Gehirn mit Beton zu.
    »Ich glaube nicht. Tagsüber sollten wir zurechtkommen. Kann ich mich heute Abend bei euch melden? Hättet ihr jemanden, wenn wir Hilfe brauchen?«
    Tim war einverstanden - das Geschäft war in letzter Zeit flau gewesen. Durch die Rezession kauften weniger Leute neue Häuser, in die sie umzogen. Wir gingen zusammen hinunter und vergewisserten uns, dass bei Mr. Contreras alles in Ordnung war. Inzwischen hatte ich kaum noch die Energie, die drei Treppen zu meiner Wohnung zurück zu schaffen. Ich wusste, ich hätte die Treppe scheuern müssen, aber ich konnte meinen Körper zu nichts mehr zwingen. Ich erinnerte mich gerade noch daran, die Schulterhalfter abzunehmen und den BH aufzuhaken, bevor ich auf dem Bett zusammensackte.

49
    Wenn das Spitzenmanagement spricht ...
    Meinen Schlaf durchzogen Träume von dem schlimmsten Job, den ich je gehabt hatte, dem Versuch, Anfang der Siebziger per Telefon Time-Life-Bücher zu ver kaufen, mit dem Unterschied, dass ich diejenige war, die von einem hartnäckigen Verkäufer per Telefon verfolgt wurde. Mir war, als hätte ich einmal sogar tatsächlich den Hörer abgenommen und hineingebrüllt: »Im Augenblick kaufe ich gar nichts.« Ich knallte den Hörer auf, aber das Telefon klingelte sofort wieder.
    Ich setzte mich im Bett auf. Es war halb zwei, und mein Mund fühlte sich wie eine Wattestäbchenfabrik an. Das Telefon klingelte. Ich musterte es böse, nahm aber schließlich ab.
    »Ist da V. I. Warshawski? Warum zum Teufel haben Sie eben einfach aufgelegt? Ich versuche schon den ganzen Morgen, Sie zu erreichen.«
    »Ich stehe nicht auf Ihrer Gehaltsliste, Mr. Loring. Ich denke nicht daran, Sprünge zu machen, um Sie bei Laune zu halten.«
    »Kommen Sie mir nicht mit diesem Scheißdreck, Warshawski. Sie haben mich am Montag ganz schön unter Druck gesetzt, mich gewarnt, dass Paragons Angelegenheiten in der Zeitung stehen, wenn ich nicht mit Ihnen spreche. Sie können keine solche Nummer abziehen und mich dann hängenlassen.« Ich zog dem Hörer ein saures Gesicht. »Okay. Reden wir.«
    »Nicht am Telefon. Wenn Sie jetzt losfahren, können Sie in einer halben Stunde bei mir in Lincolnwood sein.«
    »Ja, aber ich verlasse die Stadt heute nicht. Sie können in einer halben Stunde bei mir sein, wenn Sie jetzt losfahren.«
    Das war ihm zuwider. Allen Managern ist es zuwider, wenn man nicht sofort springt, sobald sie einen Befehl gegeben haben. Aber ich durfte meine Basis nicht verlassen, selbst wenn mein steifer Körper in Gang gekommen wäre. Bei Dick oder Vinnie würde sich bald was tun. Ich wollte hier sein und es mitbekommen.
    Das Gespräch endete damit, dass ich Loring erklärte, wie er zu meiner Wohnung kam. »Und übrigens, wie haben Sie meine Privatnummer rausgekriegt? Sie ist geheim.« »Ach, das. Ich hab ein paar Leute angerufen, um mich über Sie zu erkundigen, und die haben mich an Daraugh Graham bei Continental Lakeside verwiesen. Er hat sie mir gegeben.« Das alte Managementnetz schlägt zurück.
    Ich wankte ins Bad, um mir den Mull von den Zähnen zu putzen. Wenn ich nur eine halbe Stunde Zeit hatte, brauchte ich mein Training dringender als Kaffee. Weil ich immer noch keine neuen Joggingschuhe hatte, steckte ich alle Kraft in die Übungen, arbeitete mehr als sonst mit den Gewichten. Es dauerte volle vierzig Minuten, aber mein Gehirn wirkte lockerer, als wäre es bereit, ein bisschen zu funktionieren, wenn ich es

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