Eine für alle
ich nach Antworten auf die eigenen Probleme suchte, aber um halb fünf zeigte ich ihm die Tür. »Sie sind so spät hergekommen, dass ich mit meinem Terminplan im Verzug bin. Ich muss jetzt fort. Sie können morgen mit mir reden, wenn Sie mit Ihrem Vorstand gesprochen haben.«
»Dann übernehmen Sie den Fall, wenn der Vorstand beschließt, Sie zu beauftragen?«
»Ich weiß es nicht. Ich kann nichts dazu sagen, bevor ich nicht sicher bin, dass Sie ein seriöser Kunde sind.«
Es gefiel ihm nicht, aber als er merkte, dass ich nicht nachgab, ging er schließlich, rümpfte angewidert die Nase über den Gestank auf der Treppe. Ich schnallte mir die Smith & Wesson um und machte mich auf den Weg zur Hochbahn.
50
Der heilige Stevenson und der Laster
Ich ging noch bei Mr. Contreras vorbei, um ihm zu sagen, wohin ich wollte. Als mein bewährter Partner hatte er das verdient. Außerdem machte mich die Tatsache, dass gestern Nacht jemand im Treppenhaus gewartet hatte, besonders vorsichtig. Ich wollte, dass er das Kommen und Gehen im Haus noch gründlicher beobachtete, als er das gewöhnlich tat.
»Vielleicht lässt Vinnie Schläger herein. Halten Sie die Augen offen. Exponieren Sie sich nicht unnötig - aber wenn Fremde in den zweiten Stock hinauf trampeln, rufen Sie die Cops. Genauer gesagt, rufen Sie Conrad an.« Ich gab ihm Rawlings Privatnummer und die auf dem Revier und ging, ehe Mr. Contreras mich mit Vorwürfen wegen meines vertraulichen Umgangs mit Polizisten überschwemmen konnte.
Während der langsamen Hochbahnfahrt nach Süden fragte ich mich, was ich wegen der Picheas, Vinnie und Mrs. Frizell unternehmen konnte. Selbst wenn ich bewies, dass Vinnie und Chrissie Mrs. Frizell überredet hatten, wertlose Obligationen von Diamond Head zu kaufen, war ich mir nicht sicher, ob der Staatsanwalt meinen würde, das reiche aus, um den Picheas die Vormundschaft zu entziehen. Ich fragte mich, ob Mrs. Frizells merkwürdiger, entfremdeter Sohn überredet werden könnte, etwas zu unternehmen. Nachdem seine Hauptrivalen, die Hunde, von der Bildfläche verschwunden waren, hatte er jetzt vielleicht wenigstens ein Interesse daran, sein mageres Erbe zu schützen. Gegen halb sechs stieg ich an d er Kreuzung zwischen der Twenty second Street und der Kedzie Avenue aus der Hochbahn. Von dort aus waren es über drei Kilometer bis zu Barney, aber ich sehnte mich nach einem kräftigen Marsch, um meinen Körper in Schuss zu bringen. Als ich Richtung Süden umgestiegen war, hatten sich Gewitterwolken vor die Sonne geschoben, aber ich meinte, schnell genug gehen zu können, um dem Gewitter zu entfliehen. Nach ein paar Kreuzungen in dem Staub, den die Lastwagen auf der schmalen Straße aufwirbelten, bezweifelte ich, dass der Marsch besonders gesund war. Von den Sohlen meiner alten Tigers war nicht mehr so viel übrig, wie ich gehofft hatte. Mir taten die Füße weh. Jedes Mal, wenn ich an eine Bushaltestelle kam, wartete ich kurz, um zu sehen, ob hinter den Lastwagen ein Bus kam. Jede Menge Busse Richtung Norden fuhren vorbei, aber hinter der Congress Street wurden sie vom Erdboden verschluckt: Keiner kam Richtung Süden zurück.
Als der Regen losbrach, konnte ich schon Barneys Schild sehen. Ich sprintete das letzte Stück und bog um die Ecke in die Forty-first Street ein.
Der Regen und meine wunden Füße schläferten meine Aufmerksamkeit ein. Ein Lastwagen parkte mit laufendem Motor auf der anderen Straßenseite. Ich warf ihm einen flüchtigen Blick zu, schloss den Impala auf und rutschte auf den Fahrersitz. Eine Bewegung im Lastwagen erschreckte mich. Ich schob mich schneller in das Auto und griff nach der Smith & Wesson. Mein Fehler war, dass ich beides gleichzeitig versuchte. Die Tür wurde aufgerissen, eine Pistole gegen meinen Kopf gedrückt, während ich noch nach meiner tastete. Ich achtete darauf, den Kopf nicht zu bewegen, und drehte die Augäpfel so weit wie möglich nach oben. Ich sah den Muskelprotz vor mir.
Er sagte nichts, rührte sich nicht. Mir drehte sich der Magen um. Ich war froh, dass ich nur den halben Teller Tofu intus hatte. Das verringerte die Möglichkeit der totalen Demütigung. Ich hörte, wie rechts neben mir Glas splitterte. Unwillkürlich fuhr ich herum und spürte, wie sich die Pistole in meinen Hals bohrte.
Ein Kumpel vom Muskelprotz hatte das Beifahrerfenster des Impala eingeschlagen und entriegelte ruhig die Tür. Auch er hatte eine Waffe. Als er sie in meine Flanke gerammt hatte, stieg der Muskelprotz
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