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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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von ihm verlangte.
    Ich duschte und zog mich an. Ich wühlte in dem Chaos auf dem Boden des Flurschranks und grub ein altes Paar Laufschuhe aus. Sie waren mindestens zehn Jahre alt und für richtiges Laufen zu ausgelatscht, aber sie waren bequemer als die Halbschuhe, die ich getragen hatte.
    Weil Loring immer noch nicht aufgetaucht war, kochte ich Kaffee und machte mir einen Imbiss. Nach Spiegeleiern um sechs Uhr morgens war es an der Zeit, zu gesünderer Kost zurückzukehren. Ich briet Tofu mit Spinat und Pilzen an und trug das Essen zusammen mit der Smith & Wesson ins Wohnzimmer. Ich rechnete nicht ernsthaft damit, dass Loring mich angriff, aber ich wollte zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch nicht gerade blöd sein. Ich schob die Pistole unter einen Zeitungsstapel auf der Couch und kuschelte mich mit gekreuzten Beinen daneben.
    Ich war halb mit dem Tofu fertig, als Luke Edwards anrief, um mir zu sagen, dass der Trans Am fertig war. Er lieferte mir einen kummervollen Bericht über den vom Tod bedrohten Patienten und dessen Überleben, das einzig und allein seinen heldenhaften Anstrengungen zu verdanken sei.
    »Sie können ihn heute abholen, Warshawski. Ehrlich gesagt, es wäre mir recht, wenn Sie heute kämen - ich brauche den Impala. Ich hab einen Kunden, der ihn kaufen möchte.« Schuldbewusst fiel mir ein, dass ich den Impala um die Ecke von Barneys Kneipe in der Forty first Street stehen gelassen hatte. Bei dem dortigen Lastwagenverkehr zu den Lagerhäusern hoffte ich aufrichtig, Lukes Liebling sei noch heil. Ich schätzte den Zeitbedarf ab. Wenn Loring bald kam, konnte ich gegen vier aufbrechen, aber ich musste mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Süden fahren - sonst musste ich den Nova von Rent-A-Wreck später wieder abholen.
    »Ich glaube nicht, dass ich es vor sechs schaffe, Luke.«
    »Ich hab hier jede Menge zu tun, Warshawski. Ich warte auf Sie.«
    Als er aufgelegt hatte, schaute ich wieder auf die Uhr. Jetzt war es fast drei - ich nahm an, Loring musste beweisen, dass er mich warten lassen konnte, nachdem ich ihn gezwungen hatte hierherzukommen. Diese Manager - das weiß ich aus Berufserfahrung - sind oft viel unerfreulicher als hin und wieder mal ein Gangster.
    Ich rief einen Freund an, der als Berater für das Arbeitsministerium tätig war, und hatte das Glück, ihn im Büro zu erreichen. »Jonathan, hier ist V. I. Warshawski.«
    Es war ein paar Monate her, seit wir miteinander gesprochen hatten. Wir mussten das Ritual absolvieren, über Baseball zu reden - Jonathan, der in Kansas City aufgewachsen war, hatte ein bedauerliches Faible für die Royals -, ehe ich nach dem fragen konnte, was ich wissen musste. Ich schilderte es als hypothetisch: Eine Firma will einen Pensionsfonds der Gewerkschaft in eine Versicherung umwandeln und das Geld einstecken. Sie bringt die rechtmäßig gewählten Vertreter der Gewerkschaft dazu, dem Plan zuzustimmen.
    »Jetzt mal angenommen, die Vertreter stimmen zu, ohne es von den Mitgliedern absegnen zu lassen. Würde das vor Gericht als legal gelten?«
    Jonathan dachte kurz nach. »Schwierige Frage, Vic. Es hat ein paar Fälle gegeben, und ich glaube, der entscheidende Punkt ist, wie der Obmann seine Tätigkeit ausübt. In der Regel werden Finanzentscheidungen auch ohne die Zustimmung der Mitglieder als legal durchgehen.«
    »Und was ist, wenn die Gewerkschaftsverteter, na ja, sagen wir mal, beträchtliche Zuwendungen erhalten hätten, weil sie dem Plan zugestimmt haben?«
    »Offen gesagt, Bestechungsgelder? Ich weiß es nicht. Wenn es Beweise dafür gäbe, dass eine Betrugsabsicht der Gewerkschaft gegenüber vorlag ... aber wenn es bloß darum ging, die Pension in eine Versicherung umzuwandeln, ist es möglich, dass es nach dem Gesetz nicht als illegal eingestuft wird. Ist es so wichtig, dass ich es nachprüfen sollte?« »Es ist ziemlich wichtig, ja.«
    Er versprach, sich bis Freitag damit zu befassen. Als wir aufgelegt hatten, fragte ich mich, in welcher Lage Dick sich befand. Er musste sich mit der Rechtslage befasst haben, ehe er Eddie Mohr dazu brachte, den Pensionsfonds herauszurücken. Bestimmt hatte ihn die Gier nicht so geblendet, dass er eine Strafe im Bundesgefängnis riskierte. Mein Spinat war jetzt so kalt, dass er nicht mehr appetitlich war. Ich trug den Teller in die Küche. Vermutlich hatten die Leute bei Diamond Head Mitch Kruger umgebracht, weil er mitbekommen hatte, wie gut es Eddie ging, und aus ihm herausgeholt hatte, wie er zu dem Geld von der Firma

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