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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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darunter.
    Ich zwang mich aufzustehen und weiterzulaufen, aber Schmerz riss an meinen Lungen, und mir wurde schwarz vor Augen. Ich stolperte über eine Radkappe und fiel. Ich lag auf dem Rücken und sah, wie sich der Sattelschlepper durch den Zaun pflügte, direkt auf mich zukam, mich mit den Scheinwerfern festnagelte.
    Ich kam wankend auf die Beine. Mein rechter Fuß verfing sich in einem weggeworfenen Reifen, und ich fiel auf den Beton zurück. Ich schien im freien Fall zu stürzen: Ich landete so langsam, dass ich sah, wie das Fahrerhaus auf mich zuraste.
    Als ich aufs Pflaster schlug, sprühten Funken aus dem Kabinendach. Eine Kanone ging los, brachte meinen Kopf auf dem Beton zum Vibrieren. Der Motor zerriss den Kühlergrill des Fahrerhauses, und ein Geysir aus Kühlwasser sprühte in die Nacht. Als ich meinen Knöchel von dem Reifen losriss und wegtauchte, hörte ich einen markerschütternden Schrei. Ein blutiger Sternenregen überzog die Windschutzscheibe des Sattelschleppers.
    Ich lag keuchend hinter einem Pfeiler. Die Ausfahrtsrampe war hier zu niedrig, als dass ein Sattelschlepper durchfahren konnte, aber Simon war so darauf erpicht gewesen, mich umzubringen, dass er es nicht gemerkt hatte. Das Dach des Lastwagens war an der Rampe hängengeblieben.
    Ich schaute zu dem angeschlagenen Beton hinauf. Im trüben Nachtlicht konnte ich nur Stücke bloßgelegter Streben ausmachen. Über mir dröhnte der Verkehr. Es wirkte verrückt, dass Leute dort oben hin und her rasten, völlig ahnungslos von der Gewalt hier unten. Die Welt hätte einen Augenblick lang stillstehen müssen, um Atem zu holen, um das hier zur Kenntnis zu nehmen. Der Expressway hätte erbeben müssen. Aber die Pfeiler ragten reglos über mir auf.

51
    Gerechte Strafe für die Schuldigen?
    Ich landete in dieser Nacht schließlich im eigenen Bett, obwohl es eine Weile nicht danach aussah, dass ich es dorthin schaffen würde. Der Lastwagenfahrer, der mir entgegengekommen war, hatte über CB-Funk die Cops g erufen, sobald er aus seiner Ka bine herauskam. Er war auf die Seite von Simons Sattelschlepper geprallt, als der sich quer über die Straße schob. Sein Fahrerhaus war eingedrückt, aber er war angeschnallt gewesen und zum Glück mit ein paar Schrammen davongekommen. Späteren Berichten zufolge hatte er gedroht, alle Beteiligten zu verklagen, bis er Simons zu Brei gequetschten Kopf gesehen hatte.
    Ich lag auf dem Pflaster unter dem Stevenson Expressway, als die Cops nach mir suchten - natürlich nicht eigentlich nach mir, sondern nach dem Fahrer des Impala. Ich war inzwischen zu erschöpft, mich zu bewegen, und es war mir ziemlich gleichgültig, was als Nächstes geschah. Ich saß fröstelnd im Fond des Streifenwagens und versuchte, die Ereignisse des Abends zusammenhängend zu schildern.
    Die Streifenpolizisten vermittelten mir ein klareres Bild von dem, was mit Simon passiert war. Er war mit solcher Wucht auf die Rampe geprallt, dass sich die Reifen in den Boden gebohrt hatten und explodiert waren. Das erklärte den Kanonenschuss, von dem mir immer noch die Ohren gellten. Dieselbe Wucht riss den Motor aus dem Block und schleuderte ihn durch den Kühlergrill. Das Fahrerhaus hing schief auf den Hinterrädern, als die Feuerwehr Simons Reste aus der Windschutzscheibe zog.
    Nachdem ich ausgesagt hatte, meldeten sich die Streifenpolizisten über Funk bei ihrer Basis und schickten jemanden los, um die Felitti-Jungs und Chamfers abzuholen. Die drei hatten in Chamfers' Büro gewartet, vermutlich darauf, dass der Muskelprotz ihnen mitteilte, ich hätte meinen verdienten Lohn bekommen.
    Wir trafen uns alle auf dem vierten Revier wieder, wo Chamfers darauf bestand, ich sei eine notorische Einbrecherin, die sie auf frischer Tat ertappt hätten. »Der Tod von Simon Lezak geht mir sehr nahe. Er hat nur helfen wollen, sie vom Grundstück verjagt, als wir sie überrascht hatten -«
    »Und in seinem Übereifer hat er den Impala überfahren«, warf ich ein.
    »Ich glaube nicht, dass wir je ein klares Bild von dem haben werden, was heute Abend unter dem Expressway passiert ist.« Chamfers wandte sich an Detective Angela Willoughby, die das Verhör zu leiten schien. »Lastwagen haben keine kleinen schwarzen Kästchen wie 747-Jets, deshalb wissen wir nichts von Simons letzten Gedanken.«
    »Mit Hass und diebischer Freude wären sie ziemlich zutreffend zusammengefasst; ich habe sein Gesicht im Rückspiegel gesehen, als ich von der Straße runterfuhr«, sagte

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