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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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bearbeitet den Fall für das erste Revier. Ich habe ein paar Tage lang nicht mit ihm gesprochen. Vielleicht hat er inzwischen jemanden gefunden, der gesehen hat, wie Mitch in den Kanal gefallen ist.«
    »Wenn Finch darauf angesetzt ist, meinen Sie dann nicht, Sie können es ihm überlassen?«, fragte Rawlings ironisch. »Er ist recht tüchtig, wissen Sie.« Finchley und Rawlings waren aktive Mitglieder in einer afroamerikanischen Polizeibruderschaft. Beide benahmen sich wie D'Artagnan und Athos, wenn einer von beiden abfällig behandelt wurde.
    »Schon gut, Sergeant. Ich weiß, dass Finchley ein guter Kriminalpolizist ist, aber ich frage mich, wie wichtig ihm der Fall eines Betrunkenen ist, der in den Kanal gefallen ist.« »Und Sie sind anderer Meinung?«, fragte Rawlings scharf. »Ich habe keinerlei Beweise, Sergeant, gar nichts.«
    Aber ich hatte jede Menge quälende Fragen, und der Überfall auf Lotty stand ganz oben auf der Liste. Ich musste unbedingt einen Hebel finden, der Chamfers den Mund aufstemmte. Irgendjemand dort hatte Mitch gesehen, jemand wusste, worüber er brabbelte. Etwas so Wichtiges, dass sie Gangster anheuerten, um mich zusammenzuschlagen, damit ich es nicht herausfand? Etwas so Brisantes, dass sie Mitch einen Schlag auf den Kopf versetzten und ihn in den Kanal rollten? Ich schaute auf und sah, dass Rawlings mich prüfend anstarrte. »Sie sollten mir nichts verheimlichen, was ich wissen will.«
    »Ich mag Sie, Sergeant, und ich kenne Sie gut, aber nicht annähernd so gut, dass ich mir vorstellen kann, was Sie wissen wollen.«
    »Ja, schlagen Sie nur die babyblauen Augen zu mir auf. Ich glaube, ich frag mal bei Finch nach, was er über Kruger ausgegraben hat.«
    Er beschäftigte sich mit dem Pieper an seinem Rockaufschlag; kurz darauf klingelte Lottys Telefon. Max, der gerade aus dem Schlafzimmer kam, wollte sich melden. Er wirkte verärgert, als Rawlings ihm den Hörer wegnahm, ging aber zu Audrey hinüber, ohne etwas zu sagen.
    Max und Audrey führten ein leises Gespräch, während Rawlings mit Finchley über den Überfall auf Lotty sprach. Officer Galway stand auf, um sich Lottys Bücher anzuschauen. Während sich Rawlings auf das Telefongespräch konzentrierte, lockerte sich ihre Steifheit; sie war jung und wirkte fast zu schmächtig für den gewichtigen Polizeigürtel. »Du willst also diesen Kerl überprüfen, diesen Simon, dessen Nachnamen Warshawski nicht weiß? Was hast du da unten ausgegraben?«
    Es folgte eine Reihe von Grunzlauten. Ehe er auflegte, fasste ich ihn am Arm. »Was dagegen, wenn ich eine Frage stelle, Rawlings?«
    Er legte die große Handfläche über die Sprechmuschel. »Ich gebe sie mit Vergnügen weiter, Ms. W.«
    Auch gute Cops lieben Machtspielchen. Ich zog die Nase kraus und wandte mich ab. »Es hat Zeit bis morgen. Sagen Sie ihm einen schönen Gruß.«
    Rawlings klopfte gegen meinen Arm. »Setzen Sie sich nicht aufs hohe Ross, Ms. W. Die Stimmung heute Abend ist schon mies genug ... Terry? Vic Warshawski möchte dich sprechen.«
    »Hi, Terry, wie läuft's? Hast du Mitch Krugers Sohn ausfindig gemacht?«
    »Wie fühlst du dich heute. Abend, Vic? Ich hab dich gebeten - angefleht -, die Ermittlung mir zu überlassen. Jetzt, wo Frau Doktor Herschel verletzt worden ist, begreifst du doch hoffentlich, warum?«
    Ich wurde steif, hielt aber die Wut aus meiner Stimme heraus. »Ich hab den Überfall auf sie nicht in Auftrag gegeben, Terry. Hast du es dir im Fall von Mitch anders überlegt? Er ist also doch nicht betrunken in den Kanal gefallen?«
    »Ich habe Rawlings gesagt, was für Fortschritte wir bei der Ermittlung gemacht haben. Wenn er dich darüber informieren will, ist das seine Entscheidung.« »Eine Bürgerin wird überfallen, und ihr Jungs lasst es an mir aus. Ich nehme an, dass es einen Zusammenhang gibt, aber der ist nicht besonders attraktiv. Ehe du wütend auflegst - hast du Krugers Sohn ausfindig gemacht?«
    Finchley atmete schwer. »Er ist seit fünfunddreißig Jahren fort. Arbeitest du an der Theorie, dass er nach Chicago zurückgekommen ist und in einem Wutanfall über irgendeine Kränkung vor so vielen Jahren seinen Vater umgebracht hat?«
    Ich musste wider Willen ein bisschen über die Idee lachen. »Du meine Güte, ich weiß es nicht. Super - es gefällt mir. Wenn es von Ross Macdonald wäre, würde ich's sogar glauben. Möchtest du deinen Freund noch mal sprechen, ehe ich auflege?«
    Rawlings riss mir den Hörer aus der Hand. Nach ein paar weiteren

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