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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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am liebsten gewesen wäre, aber ich beteilige mich nicht an einer Vendetta gegen meine Partner. Meine ehemaligen Partner.«
    Ich zog an meinen Haaren, versuchte, meinen wirren Kopf zu beruhigen. »Warum ist es eine Vendetta, wenn ich versuche - wenn ich darum bitte, etwas für mich nachzuschlagen?«
    »Wenn ich bloß dein Gesicht sehen könnte, V. I . Ich bin mir einfach nicht sicher ...« »Worüber?«
    »Ob du ein reines Gewissen hast. Du bist deinem Rechtsberater gegenüber nicht immer so ehrlich, wie sich das ein Anwalt wünscht. Schaff dir einen eigenen Computer an«, wiederholte er. »Das ist der beste Rat, den ich dir für heute geben kann.« Er legte auf, während ich immer noch nach einer Antwort suchte. Ich starrte das Telefon an, zu verblüfft, als dass ich auch nur wütend hätte sein können. Dick musste ihn angerufen haben, um ihn zu verwarnen, aber warum hatte ihn das veranlasst, mir eine solche Strafpredigt zu halten? Nichts, was Dick in der Vergangenheit gesagt oder getan hatte, hatte eine derartige Wirkung auf ihn gehabt. Die Trennung von Crawford, Mead musste äußerst schmerzlich gewesen sein. Ich fragte mich, was länger dauern konnte - die sechshundertfünfzig Kilometer nach Springfield und zurück, um die Kopien der Unternehmensakten einzusehen, oder die Anschaffung eines eigenen Computers und der Versuch, Lexus anzuwählen. Ich rief Murray beim Herald-Star an.
    »Weißt du, dass Lotty Herschel gestern Abend zusammengeschlagen worden ist?«, sagte ich ohne Vorrede.
    »Heiland, Vic. Mir geht's bestens, danke - wie geht's dir? Bin froh, dass du mir das von neulich nicht übelnimmst.«
    »Sollte ich aber - du hast mein Sandwich gefressen, du Hund. Liegt dir was an Lotty?« »Und wie. Wie geht es ihr? Wie ist sie denn zusammengeschlagen worden? Wo ist das passiert?« Er klang, als mampfe er beim Sprechen einen Berliner. »Ich erzähl dir die ganze Geschichte, wenn du mit deinem Imbiss fertig bist. Ich muss bloß vorbeikommen und was bei Lexus nachschlagen.«
    »Du kommst nie vorbei, um einfach guten Tag zu sagen, Warshawski. Immer bloß, wenn du was willst.«
    Das Gesumm in meinem Kopf verdichtete sich zu einem Pochen über meiner rechten Schläfe. »Wenn du in den letzten Jahren nicht immer bloß sabbernd an meinem Bett gesessen hättest, als ich Hilfe gebraucht hätte, wäre ich mir vielleicht bei unseren Gesprächen eher wie eine Freundin vorgekommen und weniger wie ein Stück Fleisch auf dem Grill.«
    Er machte eine kurze Pause, versuchte, sich schlüssig zu werden, ob die Beschwerde berechtigt war. »Sag mir, was du willst, dann wähle ich es für dich an.«
    »Nein, nein. In der Sache mit Pichea und Mrs. Frizell wolltest du mir nicht mal den kleinen Finger geben. Ich sag dir, was Lotty passiert ist, aber der Rest ist meine Angelegenheit.«
    »Ich kann einen meiner Zuträger auf die Geschichte mit Lotty ansetzen.« »Stimmt«, sagte ich, »aber die werden keine Insiderinformationen rauskriegen. Zum Beispiel, wie es kam, dass sie mein Auto gefahren hat, und ähnliche Dinge.« »Ach, hol dich der Teufel, Warshawski. Lotty ist wichtig für dich, aber eine Topnachricht in dieser Stadt ist sie nun auch wieder nicht. Und ich weiß, dass ihr beide mich sowieso nicht mit einer Kamera hereinlasst. Aber komm ruhig vorbei. Bringen wir's hinter uns.« »Danke, Murray«, sagte ich brav. »Ich komme in zwei Stunden, okay?« Er ächzte; »Dann bin ich nicht mehr hier, was vielleicht gar nicht so schlecht ist. Aber ich sag Lydia Cooper Bescheid. Frag nach ihr, wenn du in den ersten Stock kommst.« Es ist schwierig, wenn eine berufliche Beziehung persönlich wird, obwohl es andersherum vielleicht schlimmer ist. Als Murray und ich uns vor etwa einem Jahrzehnt kennenlernten, fühlten wir uns zueinander hingezogen und waren eine Zeitlang zusammen. Aber unser Konkurrenzkampf um Wirtschaftsverbrechen, ein Gebiet, auf dem wir beide arbeiteten, beeinträchtigte unser Privatleben. Und jetzt beeinträchtigte die Erinnerung an unser Liebesleben unsere berufliche Zusammenarbeit. Vielleicht sollte ich ihn mal zum Abendessen einladen und darüber reden. Für eine reife Frau hätte sich das zweifellos gehört, aber ich wurde erst in einem Jahr vierzig und brauchte noch keine reife Frau zu sein.
    Ich steckte die Pistole in meine Schulterhalfter und ging zu Mr. Contreras hinunter. Er war bestürzt über die neuen Nachrichten. Ich ging die Einzelheiten mehrmals mit ihm durch; beim letzten Bericht begriff er plötzlich, dass

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