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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Konversation machten, kam Conrad persönlich. Er hatte eine Polizistin, eine junge Frau, deren Kopf ihm kaum bis zu den Achselhöhlen reichte, im Schlepptau - für den Fall, dass Lotty in der Lage war, eine Aussage zu machen.
    »Auf keinen Fall«, sagte Audrey energisch. »Sie schläft jetzt, und ich hoffe, sie wacht nicht vor dem Morgen auf.«
    »Skolnik und Wirtz - die Officers, die beim Überfall zur Hilfe kamen - haben bereits eine kurze Aussage von ihr zu Protokoll gegeben«, sagte Rawlings. »Ich nehme also an, es hat bis morgen Zeit. Merkwürdig war allerdings, dass sie sich nicht von ihnen ins Krankenhaus bringen lassen wollte - sie wiederholte immer wieder, sie sei Ärztin und entscheide selbst, wie sie versorgt werden wolle. Sie glaubten, sie stehe unter starkem Schock, habe vielleicht außerdem eine Gehirnerschütterung, aber ihr Auto funktionierte, und sie war fahrtüchtig, sie konnten sie also nicht zwingen.« Er deutete mit einer Armbewegung auf die junge Frau. »Das ist Officer Galway. Sie macht sich Notizen, während wir reden. Wenn wir schon nicht mit der Ärztin sprechen können, sagen Sie uns, Warshawski, was passiert ist und warum.« Audrey brachte den Kaffee aus der Küche. Alle außer mir nahmen eine Tasse. Mir war der Appetit vergangen.
    Ich sagte Rawlings alles, was ich wusste - mein Besuch bei Chamfers vor fünf Tagen, der Muskelprotz von der Laderampe, mein Verfolger, der Autotausch mit Lotty. »Ich glaube, der Überfall hat mir gegolten. Vor allem, weil sie zu ihr gesagt haben, das werde sie lehren, sich um die eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Sie hat gesagt; sie hätten das Auto stehen lassen -wem gehört es?«
    Rawlings zog ein angewidertes Gesicht. »Das wenigstens wissen wir. Es gehört einem Eddie Mohr, der es heute Morgen als gestohlen gemeldet hat. Er wohnt im Süden, in der Nähe der Kedzie Avenue.«
    »Jeder kann sein Auto als gestohlen melden«, sagte ich. Ehe Rawlings antworten konnte, fragte Max, wie das gehe.
    Ich zuckte die Achseln. »Man ruft einfach an und sagt, es ist gestohlen worden. Es könnte überall sein - auf dem Grund einer Kiesgrube, in die man es geschoben hat, oder man könnte es seinen Kumpeln überlassen haben - oder sogar selbst dazu benutzt haben, Menschen zu überfallen.«
    Max lächelte traurig, deprimiert über diese Sicht der menschlichen Natur, und schlüpfte hinaus, um nach Lotty zu schauen.
    »Nun machen Sie mal halblang, Ms. W.«, protestierte Rawlings. »Das war das Erste, was ich gedacht habe. Aber der Mann ist zweiundsiebzig, pensioniert, pflegt seine Begonien oder was immer die dort tun, und das Auto ist eindeutig kurzgeschlossen worden. Nein, die müssen gemerkt haben, dass Sie ihnen auf die Schliche gekommen sind. Sie wollten Ihnen mit einem Auto folgen, das Sie nicht erkennen. Allerdings hatten die Ganoven Sie noch nie gesehen. Deshalb kommt dieser Muskelprotz, von dem Sie gesprochen haben, nicht in Frage.«
    Ich hob ungeduldig die Schulter. »Er kennt mich nicht - für den war ich bloß eine blöde Schnalle. Und es stimmt zwar, dass ich zwanzig Zentimeter größer bin als Lotty, aber im Vergleich zu ihm sehen wir beide wie Winzlinge aus. Ich würde ihn nicht ausschließen.« Audrey stimmte mit einem schroffen Nicken zu. Officer Galway, die während des Wortwechsels stumm geblieben war, unterdrückte ein Lächeln und machte sich eine Notiz. Alle Frauen kennen Kerle, die uns wie austauschbare Teile behandeln. »Hat im Augenblick sonst noch jemand was gegen Sie?«, fragte Rawlings. Ich lachte auf. »Ja, mein Exmann. Er ist sauer auf mich, aber andererseits ist das bei ihm chronisch.«
    Doch Dick hatte mir heute Nachmittag mit eiserner Faust Vorschriften machen wollen. Er hatte sogar gesagt, ich solle mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern, dieselben Worte, die Lotty von den Schlägern gehört hatte. Einen bösen Augenblick lang war ich versucht, ihn bei Rawlings anzuschwärzen, bloß der Unannehmlichkeiten wegen, die es mit sich brachte, wenn ihm die Cops ein paar Tage lang auf den Füßen standen. Aber im Grunde hasste ich ihn nicht - es war die Energie nicht wert, so gehässig zu sein. »Sie wissen, was man uns auf der Polizeiakademie beibringt, Ms. W. - haltet euch aus häuslichen Streitigkeiten heraus, es sei denn, es ist absolut unvermeidlich. Sie haben mir gar nicht gesagt, womit Sie diesen Chamfers so in Rage gebracht haben.«
    »Oh - das war wegen Mr. Contreras.« Ich erklärte das mit ihm und Mitch. »Terry Finchley

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