Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
Vom Netzwerk:
Grunzlauten schloss e r mit: »Du bist der Boss, Finch«, und legte auf.
    »Was hat also die Polizei über Mitch Kruger herausgefunden?«, fragte ich. »Sie folgen etlichen Spuren, Ms. W. - lassen Sie ihnen Zeit.«
    »Ach, um Himmels willen, Rawlings. Ich bin doch nicht von der Lokalpresse. Sie haben gar nichts gemacht, aus dem einfachen Grund, weil ihnen sein Tod nicht wichtig vorkommt. Warum können Sie's zur Abwechslung nicht mal ausspucken?« Die braunen Augen verengten sich, aber er sagte nichts.
    Ich lächelte. »Ein Wochenhonorar von mir gegen Ihr Gehalt, dass sie nicht einmal mit den Nachbarn gesprochen haben.«
    Sein Gesicht lockerte sich zu einem widerstrebenden Lächeln. »Führen Sie mich nicht in Versuchung. Terry hat mit Ihrem Freund Chamfers gesprochen. Chamfers gibt zu, dass Mitch da war, um Gelegenheitsarbeiten an Land zu ziehen, aber er sagt, er hat ihn nicht selbst gesehen - es nur vom Vorarbeiter gehört. Selbst wenn sie Leute einstellen würden, sagt er, würde er keinen Mann nehmen, der so alt wie Kruger und obendrein ein Säufer ist. Finch will sich diesen Ladearbeiter vorknöpfen, der so sauer auf Sie war, aber er sieht keine Verbindung zwischen dem Überfall auf die Ärztin und der Fabrik.«
    »Warum hat er mich dann deswegen zur Schnecke gemacht?«, wollte ich wissen. »Vielleicht kann er's nicht leiden, wenn Sie ihm auf der Pelle sitzen. Das macht keinem von uns Spaß.«
    »Schön, aber ich bin bloß eine, und ihr seid zehntausend, da solltet ihr Jungs doch mit mir fertigwerden.«
    Ein leises Schnauben von Officer Galway hinter uns brachte Rawlings dazu, sich umzudrehen. »Ist was, Officer?«
    Sie schüttelte den Kopf, und das kleine ovale Gesicht war so ausdruckslos, dass ich glaubte, ich hätte mir das Kichern nur eingebildet. Audrey tätschelte Max die Hand und kam zu mir herüber.
    »Und ich glaube, ihr werdet hier auch ohne mich fertig. Vic, bringen Sie morgen früh Lotty zur Untersuchung ins Beth Israel?«
    »Ist alles in Ordnung? Mir kam sie fiebrig vor.«
    »Sie hat vermutlich ein bisschen Fieber. Wenn sie in der Nacht stark erhitzt wirkt und unruhig wird, rufen Sie mich an. Sonst sehen wir uns morgen früh. Sagen wir, gegen zehn?«
    Ich war einverstanden und brachte sie zur Tür. Max beschloss, Audrey zum Auto zu begleiten - Lottys Straße ist in der Dunkelheit nicht der sicherste Ort, wenn man allein ist. Ich schaute aus dem Fenster, fragte mich, wer zu Mrs. Polter gegangen war und sich als Mitch Krugers Sohn ausgegeben hatte. Selbst wenn Finchley nicht versucht hatte, ihn ausfindig zu machen, hätte er auf anderem Weg von Mitchs Tod erfahren können. Vielleicht durch Jake Sokolowski. Weil Jake und Mitch in letzter Zeit in derselben Pension gewohnt hatten, wusste Jake vielleicht, wie er Mitchs ehemalige Familie erreichen konnte. Aber auch dann hätte der Sohn eine wunderbare Reise antreten müssen, um so schnell bei Mrs. Polter zu sein.
    »Was geht Ihnen durch den Kopf, Warshawski?«, fragte Rawlings scharf.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nicht viel. Um Ihnen die Wahrheit zu sagen, ich möchte gern ein bisschen schlafen.«
    Er schnaubte. »Sagen Sie zur Abwechslung mal die Wahrheit. Ich kenne Sie schon so lange, dass ich es merke, wenn plötzlich ein Kaninchen in Ihrem Hut zappelt. Falls Sie sich dazu entschließen, Ihren kleinen Zaubertrick mit mir zu teilen, rufen Sie mich morgen früh an. Galway - machen wir Schluss hier.«
    Als er und die Polizistin gegangen waren, fühlte ich mich plötzlich erschöpft. Max half mir, die Matratze der Bettcouch in Lottys Schlafzimmer zu schleppen. »Weckst du mich auch, falls was nicht mit ihr stimmt?«, wollte er wissen. »Natürlich, Max«, sagte ich sanft.
    Er strich ihr mit der Hand über die Stirn und ging ins Gästezimmer.

23
    Gelähmt von der Technik
    Lotty überstand die Nacht sicher. Sie wachte gegen acht mit starken Schmerzen auf und war grantig. Ich schaffte die Matratze wieder ins Wohnzimmer und half Lotty beim Anziehen. Max brachte ihr Kaffee und Toast. Ersteren wies sie als zu schwach zurück, der Letztere war ihr zu dunkel. Max küsste sie auf den Hals. »Letzte Nacht habe ich kein Auge zugetan, Lottchen, ich habe mir zu große Sorgen um dich gemacht. Aber wenn du so unhöflich bist, weiß ich, dass dir nichts fehlt.«
    Sie lächelte verkrampft und streckte die Hand aus. Ich glaubte nicht, dass ich gebraucht wurde, weder für den Rest dieser Szene noch für Lottys Transport ins Krankenhaus - das war eindeutig eine Pflicht, die

Weitere Kostenlose Bücher