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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Nacken. »Aber ich glaube, es gehört nicht Ihnen. Falls Sie Ihre Rechte als Vormund nicht dazu benutzt haben, den Grundbucheintrag auf sich übertragen zu lassen.«
    Plötzlich ging mir auf, dass der Grundbuchauszug das einzige wertvolle Dokument war, das Mrs. Frizell hatte. Vielleicht lag er ganz unten in einer der Schubladen. Oder vielleicht hatten ihn sich Chrissie und Todd schon unter den Nagel gerissen. Ich fühlte mich zu einem Einbruch in das Haus der beiden nicht aufgelegt, jedenfalls nicht heute Abend.
    »Warum verschwinden Sie nicht von hier«, blaffte Todd. »Seit wir die alte Dame gefunden haben, sind Sie darauf aus, sich in meine Fürsorge für sie einzumischen, haben sogar den Sohn angerufen -«
    »Welche Fürsorge?«, unterbrach ich. »Als Erstes haben Sie zwei Lichtgestalten ihre Hunde umgebracht, das Einzige auf der Welt, was Mrs. Frizell geliebt hat. Alles, was Sie seit letztem Freitag gemacht haben, mag legal sein, aber ich möchte es nicht mit der Feuerzange anrühren. Sie stinken, Pichea, schlimmer als jeder Haufen Hundescheiße, den Mrs. Frizell möglicherweise rumliegen hatte.«
    »Das reicht!«, schrie er. »Sie glauben, Ihre moralische Überlegenheit gibt Ihnen das Recht, das Gesetz zu brechen? Ich habe Papiere, die mein Recht beweisen, den Zugang zu diesem Haus zu überwachen, und jeder Richter in der Stadt wird dem beipflichten.« Ich lachte. »Sie haben Papiere? Sie klingen ja wie ein Rassehund. Wenn wir aber schon mal über Dokumente reden, wo ist Mrs. Frizells Grundbuchauszug? Und wo ist ihr Sparbuch bei der U. S. Met?«
    »Woher wissen Sie -«, fing Chrissie an, aber Todd schnitt ihr das Wort ab.
    »Sie haben zwei Minuten Zeit, um zu gehen, Warshawski. Zwei Minuten, bevor ich die Cops rufe.«
    »Sie haben also ihr Sparbuch«, sagte ich und versuchte, eine Menge Bedeutung in meine Stimme zu legen. Insgeheim fragte ich mich, ob das mit dem Sparbuch überhaupt eine Rolle spielte, und schlenderte zur Vordertür hinaus.

25
    Wie bei Sherlock Holmes
    Mr. Contreras hatte offensichtlich auf der Lauer gelegen, er kam mir aus der Wohnung entgegen.
    »Wo waren Sie, Engelchen? Sie sehen aus, als hätten Sie eine Schlammschlacht verloren.«
    Ich tätschelte mir befangen die verschwitzten Locken. »Dasselbe könnte ich Sie fragen. Ich habe gedacht, ich soll um eins anrufen, damit Sie wissen, dass ich nicht überfallen worden bin.«
    »Ich hab gedacht, es schadet Ihnen nichts, wenn Sie mal eine Dosis von Ihrer Arznei kosten. Nicht gleich, meine ich, sondern später, als mir aufgegangen ist, dass ich ihn besuchen sollte. Ich habe gedacht, na ja, Vic wird sich Sorgen machen, wenn sie anruft -falls sie anruft - und sich niemand meldet. Aber ich konnte Sie nicht erreichen, und ich habe gedacht, Sie haben mich schon oft ohne ein Wort hängenlassen, da schadet es nichts, wenn Sie auch mal ein bisschen schmoren.«
    »Jedenfalls freut es mich, dass Sie sich gut amüsiert haben.« Ich war zu müde zum Streiten. »Übrigens, wie lange waren Sie fort? Peppy hatte es ganz schön eilig, nach draußen zu kommen, als ich gegen eins hier war.«
    Das war ein Tiefschlag; es tat mir schon leid, als ich die Worte aussprach. Dass der Hund bei ihm lebt, mit der Begründung, ich sei für eine kompetente Besitzerin zu viel weg, ist ein Vorrecht, das Mrs. Contreras eifersüchtig hütet.
    Die braunen Augen verschleierten sich, weil er verletzt war. »Das ist nicht fair, Engelchen, wo Sie doch wissen, dass ich Tag und Nacht für die Prinzessin da bin. Ich würde nie tagelang wegfahren, ohne daran zu denken, was sie braucht, wie - na ja, jedenfalls würde ich sie nicht im Stich lassen.«
    Auch er hielt sich beim Schlagen zurück - er bremste sich, statt einen Großangriff auf meine gelegentlichen Abwesenheiten zu starten. Ich klopfte ihm auf die Schulter und drehte mich um, wollte hinaufgehen.
    »Wollen Sie nicht mal wissen, was ich herausgefunden habe?«, fragte er. »Doch. Doch, klar will ich es wissen. Ich will mich bloß erst säubern.« »Ich grille Rippchen«, rief er hinter mir her. »Soll ich was für Sie aufheben?« Erkenntnisse über Cholesterin und Darmkrebs hatten keine Auswirkungen auf Mr. Contreras' Ernährung. Vielleicht lag es sogar am jahrelangen Rippchenverzehr, dass er so ein rüstiger, fitter Mann war. Rippchen klangen nach meinem trüben Nachmittag jedenfalls tröstlicher als das kalorienarme, nährstoffreiche Abendessen, das ich geplant hatte. Ich bedankte mich bei ihm, warnte ihn aber, es werde eine gute

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