Eine für vier 01 - Eine für vier
sich seitwärts. »Ihr findet sie gut?«
»Ist das wirklich meine Jeans?«, fragte Carmen.
Tibby war schmalhüftig und hatte für ihre kleine Gestalt ziemlich lange Beine. Die Jeans saß unterhalb der Taille, schmiegte sich eng an ihre Hüften und ließ einen weißen Streifen flachen Bauch sehen, mit einem hübschen Bauchnabel, der voll im Trend lag.
»Du siehst wie ein Mädchen aus«, fügte Bridget noch hinzu.
Tibby brach keinen Streit vom Zaun. Sie wusste selbst, dass sie in den viel zu großen Hosen, die sie normalerweise trug, mager und formlos aussah.
Die Jeans bauschte sich ein wenig an den Füßen, aber gerade das stand Tibby gut.
Mit einem Mal wurde Tibby unsicher. »Ich weiß nicht. Vielleicht sollte noch jemand anderes sie anprobieren.« Langsam machte sie den Knopf auf und zog den Reißverschluss herunter.
»Tibby, du bist verrückt«, sagte Carmen. »Diese Jeans liebt dich. Sie will dich mit Leib und Seele haben.« Es ließ sich nicht vermeiden, dass sie die Hose in einem völlig neuen Licht sah.
Tibby warf die Jeans zu Lena hinüber. »Hier. Probier du mal.«
»Warum? Sie ist doch für dich«, protestierte Lena.
Tibby zuckte mit den Schultern. »Probier sie einfach mal an.«
Carmen konnte sehen, dass Lena die Jeans mit einem gewissen Interesse beäugte. »Warum nicht? Nur zu, Lena, zieh sie an.«
Lena betrachtete die Jeans mit wachsamem Blick. Sie legte ihre Kakihose ab und zog die Jeans an. Bevor sie in den Spiegel sah, achtete sie drauf, dass sie zugeknöpft war und gerade saß.
Bridget schaute sie nachdenklich an.
»Lenny, du machst mich ganz krank«, stellte Tibby fest.
»Herrgott noch mal, Lena«, sagte Carmen. Verzeihung, lieber Gott, fügte sie still für sich hinzu.
»Das ist eine schöne Jeans«, sagte Lena ehrfürchtig. Sie sprach fast im Flüsterton.
Die Freundinnen waren an Lena gewöhnt, aber Carmen wusste, dass sie für den Rest der Welt umwerfend aussah. Sie hatte den Teint der Südländer, eine Haut, die rasch braun wurde, dazu glattes, glänzendes dunkles Haar und große Augen, die ungefähr die Farbe von Sellerie hatten. Ihr Gesicht war so voller Liebreiz, so zart geschnitten, dass Carmen davon fast Bauchschmerzen bekam. Einmal hatte sie Tibby anvertraut, dass sie sich Sorgen machte, irgendein Regisseur könnte Lena entdecken und sie mitnehmen, und Tibby hatte ihr gestanden, dass sie genau dasselbe befürchtete. Aber mit außergewöhnlich schönen Menschen war es genauso wie mit Menschen, die außergewöhnlich komisch aussehen. Wenn man sie erst mal kannte, dachte man nicht mehr daran.
Die Jeans umschloss Lenas Taille und folgte den Rundungen ihrer Hüften. Sie legte sich straff um ihre Oberschenkel und fiel ihr haargenau oben auf die Füße. Als Lena zwei Schritte vorwärts ging, schien es, als schmiegte sich die Jeans um jeden einzelnen ihrer Muskeln, wenn sie sich anspannten und hervortraten. Carmen konnte nur darüber staunen, dass die Jeans eine ganz andere Wirkung hatte als Lenas unauffällige Uniform aus Militärhosen.
»Sehr sexy«, sagte Bridget.
Lena riskierte noch einen Blick in den Spiegel. Dabei reckte sie den Hals vor und nahm eine etwas unbeholfene Haltung ein. Das machte sie immer so, wenn sie in einen Spiegel schaute.
Sie zuckte zusammen. »Ich glaube, sie ist vielleicht ein bisschen eng«, sagte sie.
»Machst du Witze?«, fuhr Tibby sie an. »Sie sitzt wunderbar. Das sieht tausendmal besser aus als diese lahmen Schlabberhosen, die du sonst immer trägst.«
Lena wandte sich zu Tibby um. »War da irgendwo ein Kompliment enthalten?«
»Ernsthaft, du musst die Jeans behalten«, sagte Tibby. »Sie bewirkt irgendwie... eine Verwandlung.«
Lena fummelte am Bund herum. Es war ihr immer unangenehm, wenn über ihr Aussehen gesprochen wurde.
»Du bist immer schön«, fügte Carmen hinzu. »Aber Tibby hat Recht. Du siehst... einfach... anders aus.«
Lena schob die Jeans über die Hüften hinunter. »Bee muss sie auch anprobieren.«
»Muss ich das?«
»Jawohl«, bestätigte Lena.
»Sie ist zu groß für die Jeans«, sagte Tibby.
»Versuchs nur«, sagte Lena.
»Ich brauche keine Jeans mehr«, sagte Bridget. »Ich hab schon ungefähr neun Stück davon.«
»Was, hast du etwa Angst?«, höhnte Carmen. Blöde Herausforderungen dieser Art funktionierten bei Bridget immer.
Bridget riss Lena die Jeans aus der Hand. Sie zog ihre dunkelblaue Jeans aus und versetzte ihr einen Tritt, sodass sie in einem wirren Haufen auf dem Boden landete. Dann stieg sie in
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