Eine für vier 01 - Eine für vier
bekommt.«
Damit waren alle einverstanden, also klaute Bridget aus dem kleinen Büro einen Gilda-Briefbogen und einen Kuli.
Sie verputzten ihre Leckerbissen, und Tibby filmte für die Nachwelt, wie sie ihr Regelwerk schufen. Das Manifest, wie Carmen dazu sagte. »Ich komm mir vor wie einer der Gründerväter«, sagte sie bedeutsam. Lena wurde zur Schriftführerin ernannt, weil sie die schönste Schrift hatte.
Es dauerte eine Weile, bis sie ihre Regeln festgelegt hatten. Lena und Carmen wollten sich auf Regeln konzentrieren, die sich auf die Freundschaft bezogen, zum Beispiel dass man über den Sommer in Kontakt bleiben sollte, die J EANS von einer zur anderen weiterreichen musste und lauter solche Sachen. Tibby konzentrierte sich lieber auf alle möglichen Dinge, die man tun oder nicht tun durfte, wenn man die J EANS trug – zum Beispiel in der Nase bohren. Bridget kam auf die Idee, die Erinnerungen an den Sommer auf die J EANS ZU schreiben, wenn sie wieder alle zusammen waren.
Als sie sich auf zehn Regeln geeinigt hatten, war eine kunterbunte Liste zustande gekommen, die von ehrlich gemeint bis albern reichte. Carmen wusste, dass sie sich daran halten würden.
Wir, die Schwestern, legen hiermit die folgenden Regeln zum Umgang mit der JEANS AUF REISEN verbindlich fest:
1. Du darfst die JEANS niemals waschen.
2. Du darfst die Hosenbeine niemals doppelt umschlagen. Das ist total geschmacklos. Es wird nie eine Zeit geben, in der das nicht geschmacklos ist.
3. Du darfst niemals das Wort „phett“ in den Mund nehmen, während du die JEANS trägst. Du darfst auch niemals von dir selbst denken: „Ich bin fett“, während du die JEANS trägst.
4. Du darfst niemals zulassen, dass ein Junge dir die JEANs auszieht (allerdings darfst du die in seiner Gegenwart selbst ausziehen.)
5. Du darfst nicht in der Nase bohren, wenn du die JEANS trägst. Es ist jedoch gestattet, dich beiläufig am Nasenflügel zu kratzen, während du in Wirklichkeit ein bisschen bohrst.
6. Wenn wir wirder vereint sinid, musst du die richtige Verfahrensweise befolgen, um deine Zeit in der JEANS zu dokumentieren:
– Aus das linke Hosenbein wird der aufregengste Ort geschrieben, an dem du warst, während du die JEANS anhattest.
– Auf das rechte Hosenbein wird das wichtigste Ereignis geschrieben, das sich zugetragen hat, während du die JEANS anhattest. (Zum Beispiel: „Während ich die JEANS anhatte, hab ich mit Ivan rumgeknutscht, meinem Cousin zweiten Grades.“)
7. Du musst deinen Schwestern den ganzen Sommer hindurch schreiben, auch wenn du ohne sie noch so viel Spaß hast.
8. Du musst die JEANS nach den von den Schwestern festgelegten Vorschriften weiterreichen. Zuwiderhandlung wird mit einer tüchtigen Tracht Prügel geahndet, wenn wir wieder vereint sind.
9. Du darfst die JEANS nicht mit einem Gürtel tragen und dein Hemd nicht hineinstecken. Siehe Regel 2.
10. Denke immer daran: JEANS = Liebe. Liebe deine Freundinnen. Liebe dich selbst.
Als Nächstes besprachen sie, wie lange jede von ihnen die J EANS behalten sollte, bevor sie weitergereicht wurde. Schließlich einigten sie sich darauf, dass jede von ihnen selbst bestimmen sollte, wann der richtige Zeitpunkt zum Weiterschicken gekommen war. Aber damit die J EANS in Bewegung blieb, sollte sie niemand länger als eine Woche behalten, außer wenn es unbedingt nötig war. Auf diese Weise konnte die J EANS womöglich zweimal die Runde machen, bevor der Sommer zu Ende ging.
»Lena soll sie als Erste kriegen«, sagte Bridget, während sie zwei Gummiwürmer zusammenband und den klebrigen Knoten abbiss. »Griechenland ist ein guter Ausgangsort.«
»Kann ich sie als Nächste haben?«, bat Tibby. »Ich werde sie brauchen, damit sie mich aus meinen Depressionen holt.«
Lena nickte teilnahmsvoll.
Danach sollte Carmen drankommen und dann Bridget. Um alles ein bisschen aufzumischen, sollte die J EANS dann in umgekehrter Reihenfolge den Rückweg antreten. Von Bridget zu Carmen zu Tibby und wieder zu Lena zurück.
Während sie das alles besprachen, kam die Mittemachtsstunde heran und führte sie von ihrem letzten gemeinsamen Tag zu dem ersten Tag, den sie getrennt verbringen würden. Etwas Elektrisierendes lag in der Luft, und Carmen konnte den anderen ansehen, dass auch sie es fühlten. Die J EANS war wie durchdrungen von ihren Versprechungen für den Sommer. Seit ihrer Kindheit würde Carmen zum ersten Mal wieder einen ganzen Sommer mit ihrem Vater verbringen. Sie malte sich aus, wie
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