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Eine ganz andere Geschichte

Eine ganz andere Geschichte

Titel: Eine ganz andere Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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Eva Backman. »Ich würde vorschlagen, wir trinken jetzt aus und gehen dann schlafen.«
    Gunnar Barbarotti schaute auf seine Uhr. Sie war stehengeblieben.
    Als er am Samstagmorgen aus der Dusche kam, rief Marianne an.
    »Wo bist du?«, begann sie, genau wie man heutzutage jedes Gespräch beginnt. In der globalen Ära kurz vorm Armageddon, wie er in irgendeinem reaktionären Zeitungskommentar vor nicht allzu langer Zeit gelesen hatte. Wenn die Menschen ihre Wurzeln verloren haben und zu einem Schwarm Heuschrecken geworden sind, die ziellos über die Erde irren.
    »Örebro«, gab er bekannt. »Ich stehe hier und blicke auf Schwedens zweitschönstes Schloss.«
    »Ich weiß«, sagte sie. »Habe ich schon gesehen. Aber Kalmar ist noch schöner.«
    Irgendeine Art von allgemein akzeptierter Wahrheit also?, dachte Barbarotti verwundert. »Ja, das finde ich auch«, stimmte er zu.
    »Was machst du da?«
    »Hast du keine Zeitung gelesen?«
    »Nein.«
    »Gut. Tu es lieber nicht. Ich liebe dich.«
    Auf irgendeine sonderbare Art und Weise war es ihm gelungen, zu verdrängen, dass Samstag war. Der Samstag. Ich bin ja nicht ganz gescheit, dachte Barbarotti. Wie kann ich das nur vergessen haben? Ich habe nur noch ein Goldfischgehirn und kein Menschengehirn mehr.
    Aber es fiel ihm wieder ein, als er erinnert wurde. Immerhin.
    »Willst du mich heiraten?«, fragte er.
    Sie lachte. Er hätte am liebsten auf der Stelle dem Herrgott aus reiner Freude einen Punkt geschenkt. Denn es war etwas in ihrem Lachen, das … ja, was war das eigentlich?
    Doch, es klang, als würde sich schließlich alles regeln. Das war einfach zu hören. Sie würden ein Paar werden, er und Marianne, come rain, come sleet or snow, oder wie hieß das noch? Plötzlich schien es, als wäre alles Zögern einfach weggeweht, und er konnte nicht begreifen, wieso er jemals gezweifelt hatte. Und diese glasklare Einsicht innerhalb einer Sekunde. Während ihr kurzes Lachen immer noch aus dem Hörer klang.
    »Auf jeden Fall will ich dich sehen«, sagte sie. »Ich wollte nächstes Wochenende vorschlagen. Wie sieht es da bei dir aus?«
    »Ich habe Zeit«, sagte Gunnar Barbarotti. »Für dich habe ich immer Zeit.«
    »Und der Briefmörder?«
    »Ich werde den Fall bis nächstes Wochenende gelöst haben«, versprach Barbarotti. »Willst du, dass ich zu dir komme?«
    »Nein«, sagte sie, »ich habe gedacht, ich komme zu dir. Wenn das in Ordnung ist. Die Kinder wollen zu ihrem Vater nach Göteborg, also kann ich sie auf dem Weg abliefern und wieder abholen.«
    »You have a deal«, sagte Barbarotti. »Du kriegst auch Hummer, ich habe ein prima Rezept. Freitagabend, also?«
    »Freitagabend – Gunnar?«
    »Ja?«
    »Ich glaube, ich liebe dich auch. Ich fürchte, ich habe vergessen, es dir zu sagen.«
    Als er zum Frühstücksbüfett hinunterkam, lächelte er immer noch.
    »Bist du betrunken, oder hast du den Fall gelöst?«, wollte Eva Back-man wissen.
    »Nichts von beidem, leider«, sagte Barbarotti.
    »Er war sicher schon draußen, eine Runde schwimmen«, schlug Astor Nilsson vor und nickte zum Svartån. Was ihn betraf, so sah es aus, als hätte er die ganze Nacht versucht, sich mit einer widerspenstigen Bärin zu paaren. »Scheiße, ich habe kein Auge zugekriegt, diese Ermittlungen schaffen mich noch.«
    »Jetzt trinken wir drei Tassen schwarzen Kaffee, und dann legen wir los«, sagte Eva Backman. »Übrigens, da kommt Schwerin.«
    Der Kommissar sah genauso entspannt aus wie am Tag zuvor auf dem Weizenacker. »Ich dachte, ich nutze die Gelegenheit und bespreche die Lage, bevor wir ins Polizeirevier fahren«, erklärte er. »In aller Ruhe sozusagen. Findet ihr nicht, dass wir ein schönes Schloss haben?«
    »Schwedens zweitschönstes«, sagte Barbarotti. »Doch, es wäre sicher nicht schlecht, sich ein wenig zu besprechen.«
    »Habt ihr Nerikes Allehanda schon gesehen?«, fragte Schwerin und reichte ihnen eine Zeitung.
    Barbarotti schaute sich das Titelblatt an. MÄHDRESCHER DES TODES stand in drei Zentimeter großen Buchstaben über einem Foto des havarierten, mit Blitzlicht erleuchteten Mähdreschers und einer Gruppe dunkler Gestalten im Hintergrund. Das sieht unglückverheißend suggestiv aus, eher wie ein Filmplakat, dachte Barbarotti.
    »Oh, verdammt«, sagte Eva Backman. »Ist er mit Namen genannt und alles?«
    »Nein«, sagte Schwerin. »Aber seine Eltern kommen heute Morgen, um ihn zu identifizieren. Sie wohnen in Kramfors. Wir haben ihn ins USÖ gebracht, anschließend schicken

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