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Eine ganz andere Geschichte

Eine ganz andere Geschichte

Titel: Eine ganz andere Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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geblieben sein könnte. Zum Schluss hatte sie bei der Polizei angerufen.
    »Ich hatte ein ganz schlechtes Gefühl, als wir das Gespräch beendet hatten«, sagte Astor Nilsson.
    »Ja?«, fragte Barbarotti, der auch auf dem Heimweg den Rücksitz eingenommen hatte. »Und was für ein Gefühl?«
    »Nun ja«, sagte Astor Nilsson. »Wenn es nicht einmal der Schuldirektorin Manner-Lind gelingt, ihn aufzuspüren, dann ist die Chance ziemlich groß, dass er irgendwo tot herumliegt.«
    »Ich denke, das meiste deutet daraufhin …«, setzte Barbarotti an, wurde aber unterbrochen davon, dass Backmans Handy klingelte.
    Sie ging ran. Sagte einige Male »ja«, dann schaute sie aus dem Fenster und sagte »Laxå, glaube ich«, dann fluchte sie, nickte und brummte eine Weile abwechselnd »ja« und »nein«. Endete mit einem »Ja, sicher, natürlich«, und drückte das Gespräch weg.
    »Was zum Teufel war das denn?«, fragte Astor Nilsson.
    »Das war Jonnerblad«, sagte Backman. »Du kannst da vorn rausfahren. Wir müssen wenden.«
    »Wieso das denn?«, fragte Barbarotti.
    »Weil sie eine Männerleiche auf einem Weizenfeld vor Kumla gefunden haben. Es gibt einiges, das dafür spricht, dass es sich um Gunnar Öhrnberg handelt.«
    »Was habe ich gesagt?«, bemerkte Astor Nilsson.
    »Auf einem Weizenfeld?«, fragte Barbarotti.
    Backman nickte. »Der Bauer hat ihn beim Dreschen gefunden. Er scheint übel zugerichtet zu sein.«
    29
    G unnar Öhrnberg war übel zugerichtet.
    Das konnte man wohl behaupten. Das betreffende Weizenfeld lag in der Nähe eines Ortes namens Örsta. Auf einem schmalen Feldweg, der zu einer etwas breiteren Asphaltstraße führte, stand eine Reihe Autos, vier Polizeiwagen, vier zivile sowie eine Reihe Menschen, ein Motorrad und ein eifrig bellender Hund. Dreißig Meter ins Feld hinein stand reglos ein grüner Mähdrescher und dahinter noch eine Gruppe Menschen. Die Sonne war gerade dabei unterzugehen, als Barbarotti, Backman und Astor Nilsson eintrafen, im Westen war die Silhouette der Stadt Kumla zu sehen, mit Friedhof und Kirche im Vordergrund und einer Bebauung, die einen Felsenhügel mit dem gelbroten Abendhimmel im Hintergrund hinaufkletterte. Barbarotti hielt automatisch nach etwas Ausschau, das eine Gefängnismauer vorstellen konnte, aber sein Blick blieb stattdessen an einem alten, schön gerundeten Wasserturm hängen.
    »Man könnte sich ja fragen, warum Ström uns nicht direkt angerufen hat«, sagte er, als sie aus dem Auto stiegen. »Scheint doch etwas unnötig, den Umweg über Jonnerblad zu gehen.«
    »Weißt du«, sagte Astor Nilsson. »Ich habe fast den Eindruck, dass er uns nicht mag, dieser Inspektor.«
    »Merkwürdig«, sagte Eva Backman.
    Sie wurden von einem Kommissar Schwerin auf den Acker geleitet, und als sie schließlich den Überresten des Gymnasiallehrers Gunnar Öhrnberg gegenüberstanden, fürchtete Barbarotti einen kritischen Moment lang, er müsse sich übergeben. Aber die zwei Würstchen mit Kartoffelpüree, die er zu sich genommen hatte, bevor sie Hallsberg ver ließen, kehrten auf halbem Weg wieder um und blieben in seinem Magen.
    Der Landwirt hieß Mattsson und hatte seinen großen Mähdrescher nicht rechtzeitig anhalten können. Daher die Schäden. Früher war die Rede vom Sensenmann, dachte Gunnar Barbarotti, vielleicht war das hier das Sinnbild für die moderne Zeit. Der Tod, der mit dem Mähdrescher einfährt.
    »Ja, das sieht etwas schmierig aus«, erklärte Kommissar Schwerin. »Aber er hat außerdem ein Schussloch im Kopf, er war mausetot, als der Bauer ihn niedergemetzelt hat.«
    »Ein Schussloch?«, fragte Astor Nilsson nach.
    »Ja, ja«, bestätigte Inspektor Ström, der sich ihnen angeschlossen hatte. »Quer durch den Schädel. Eintritt linke Schläfe, Austritt rechte.«
    Eva Backman schaute auf die Uhr. »Wir haben halb neun«, stellte sie fest. »Wie spät war es, als er ihn … gefunden hat?«
    »Ungefähr Viertel vor sechs«, sagte Schwerin. »Er hat einen leichten Schock erlitten. Hatte zwar sein Handy dabei, aber nicht geschafft, es zu benutzen. Es war seine Frau, die dann um zehn nach sechs angerufen hat.«
    »Elf Minuten nach sechs«, sagte Ström.
    »Ström, kannst du nachsehen, wie es bei Bengtsson und Linder läuft?«, bat Schwerin.
    Inspektor Ström nickte und verließ sie. Gunnar Barbarotti versuchte sich einen Überblick über die makabre Szene zu verschaffen. Ungefähr die Hälfte des Feldes war noch zu ernten. Der Bauer hatte sich von außen nach innen

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