Eine geheimnisvolle Lady
Nervosität und ihres Ärgers über diesen ehrlosen Schurken, der ihre Erwartungen nicht erfüllte, empfand sie eine seltsame Erregung. Als er ihre Brüste betrachtete, erhärteten sich die Knospen. Sicher wurde diese Reaktion von ihrer Sorge ausgelöst. Ihre Handflächen wurden plötzlich feucht, ihr Puls raste.
Noch nie hatte sie sich selbst belogen. Irgendetwas zog sie zu diesem geringschätzigen, arroganten, eindrucksvollen Mann hin. Etwas, was ihr lange verwehrt worden war, was sie unterdrückt hatte. Etwas Unbekanntes, Verwirrendes. Bei der Planung dieses gewagten Spiels hatte sie niemals an ihre eigene Sehnsucht gedacht.
»Lord Ashcroft?«, fragte sie in scharfem Ton, als seine Aufmerksamkeit nicht von ihrem Busen wich.
Da erwiderte er ihren Blick. Seine Augen glichen dunklem grünem Eis. »So geschmeichelt ich mich auch fühle, meine liebe Lady, ich muss Ihr großzügiges Angebot ablehnen.«
2
Die Stimme des Earls klang frostig. Als würde er einen aufdringlichen Dienstboten abweisen. Zutiefst verlegen, spürte Diana heißes Blut in ihre Wangen schießen. Dann stieg Zorn in ihr auf. Und Entsetzen. Hektisch suchte sie nach irgendeinem Anreiz, der ihn veranlassen könnte, sie doch noch in sein Bett zu holen. Sie starrte in sein attraktives, unerbittliches Gesicht und entdeckte nicht einmal ein vages Interesse. Gedemütigt rang sie nach Luft, bittere Schmach drehte ihr den Magen um. Sie wollte kühl und stolz erscheinen und ihn genauso verächtlich behandeln wie er sie. Stattdessen brachte sie nur ein zitterndes Wort über die Lippen. »Warum?«
Ärger verdüsterte seine prägnanten Züge. »Bitte, Madam, es ist sinnlos, darüber …«
Unsicher erhob sie sich und wusste nicht, was sie jetzt tun sollte. Sie fühlte sich so verloren, verwirrt und beschämt. Diana konnte die Niederlage nicht begreifen, obwohl sie besiegelt war. Und zu einem so frühen Zeitpunkt. Ihre Beine zitterten und sie schwankte. »Verzeihen Sie …«
Auch er stand auf. Mit drei langen Schritten eilte er um den Schreibtisch herum. Blindlings wandte sie sich zur Tür. Sie sollte hierbleiben und um ihn kämpfen. Aber in diesem Moment wollte sie einfach nur flüchten. Der glanzvolle, wunderbare Lohn, der sie zur Prostitution verleitet hatte, rückte in unerreichbare Ferne. Sie war schmachvoll gescheitert.
»Madam. Diana …«
Abwehrend hob sie eine Hand, obwohl die tiefe, sonore Stimme, die ihren Vornamen aussprach, alle ihre Nerven flattern ließ. Mit bebenden Fingern umfasste sie den Türknauf, drehte ihn herum und zog.
Doch die Tür blieb geschlossen. Eine große maskuline Hand lag auf der Mahagonifläche, eine Hand am Ende eines langen maskulinen Arms. Nun mischte sich Panik in den Wirbelstrom ihrer Gefühle. Sie war allein mit dem Earl. In seinem Haus. Und sie stand außerhalb des Schutzes, den die Gesellschaft anständigen Frauen gewährte.
In ihrer Kehle stockte der Atem. Langsam drehte sie sich um und schaute zu ihm auf – erstaunlich hoch hinauf. Erst jetzt bemerkte sie, wie groß er war. Wegen seiner harmonischen Proportionen war ihr das zuvor nicht aufgefallen, als er bei ihrer Ankunft und ihrer Flucht aufgestanden war.
Allerdings schien ihr die Flucht zu misslingen.
»Was wollen Sie?«, flüsterte sie heiser, unfähig, ihren Blick von diesem bemerkenswerten, intelligenten, verführerischen Gesicht loszureißen.
»Vielleicht will ich Sie«, murmelte Ashcroft und beobachtete, wie ihre grauen Augen von Angst verdunkelt wurden. Und von einer Faszination, die sie nicht verbergen konnte, obwohl sie sich offenkundig darum bemühte. Das ergab keinen Sinn, nachdem sie sich so waghalsig angeboten hatte, so kühl wie Quellwasser an einem Sommertag.
Was für schöne Augen. Groß, klar und leuchtend, umrandet von dichten, dunkelgoldenen Wimpern, die zu den fein gezeichneten Brauen passten, aber nicht zum helleren, unter dem Hut kaum sichtbaren Haar.
Die Stirn gerunzelt, betrachtete er sie. Plötzlich verspürte er eine unwillkommene Erregung, und eine innere Stimme warnte ihn. Denn nichts an ihr passte zusammen. Ein Instinkt riet ihm, sie einfach hinauszuwerfen, ihr einen Klaps auf ihr stilvoll verhülltes Hinterteil zu geben und zu hoffen, er würde ihr nie wieder begegnen. Aber dazu war er nicht bereit.
Er stand ganz nah vor ihr, und ihr Duft füllte seine Sinne. Grüne Äpfel. Verstörende Unschuld. Und unter dem frischen Parfüm subtile feminine Wärme.
Seit sie mit jener absurd dramatischen Geste den Hutschleier
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