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Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten

Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten

Titel: Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil MacGregor
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‹Inselstaaten›,
konjo
bedeutet ‹Charakter›. Der Gedanke dahinter ist, dass sie von Wasser umgeben, und anders als die Britischen Inseln, die in Sichtweite des Kontinents liegen, weit von allem entfernt sind. Die Eigenart Japans wird oft als großer Vorzug angesehen. Ein neues, verändertes Interesse für die Welt, das die altbewährten Barrieren durchbricht, setzt sich jedoch durch. Ich denke, in der Vorliebe für Wellen drückt sich der Reiz aus, anderswohin zu gehen, die Möglichkeit, außerhalb Japans auf neue Schätze zu stoßen, und einige Japaner verfassten zu dieser Zeit heimlich Schriftstücke, in denen zu lesen war, warum Japan Kolonien in verschiedenen Teilen der Erde haben sollte, um so seinen Reichtum zu mehren.»
    Von der
Großen Welle
wurden, wie von anderen Bildern der Serie, mindestens 5000 Exemplare gedruckt, vielleicht waren es sogar 8000, und wir wissen, dass der Preis eines einzelnen Blattes 1842 offiziell auf 16 Mon festgelegt war, was einer doppelten Portion Nudeln entsprach. Es handelte sich um preiswerte und populäre Kunst, aber in solchen Mengen und zugleich in vorzüglicher technischer Qualität gedruckt, konnte sie hohe Gewinne einbringen.
    Nach der von Commodore Perry erzwungenen Öffnung der japanischen Häfen 1853 und 1854 nahm Japan mit der Außenwelt wieder dauerhaft Kontakt auf. Man hatte gelernt, daß es keiner Nation erlaubt war, aus dem globalen wirtschaftlichen System auszusteigen. Japanische Holzschnitte wurden in großer Zahl nach Europa exportiert, wo sie schnell entdeckt und von Künstlern wie Whistler, van Gogh und Monet gefeiert wurden; der japanische Künstler, der so stark von der europäischen Druckgraphik beeinflusst worden war, beeinflusstenun seinerseits die Europäer. Der Japonismus kam in Mode, er wurde Teil der künstlerischen Traditionen Europas und Amerikas und war für die bildenden und angewandten Künste bis ins 20. Jahrhundert hinein prägend. Mit der Zeit folgte Japan dem industriellen, kommerziellen Westen und wandelte sich zu einer imperialen Wirtschaftsmacht. Wie Constables ungefähr zur gleichen Zeit gemalter
Heuwagen
zur Ikone eines ländlichen, vorindustriellen England wurde, so blieb Hokusais
Große Welle
auch in der modernen Vorstellung das Sinnbild eines zeitlosen Japan, das einem heute überall begegnet – auf Textilien ebenso wie auf Teetassen.

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Sudanesische Schlitztrommel
    Trommel, aus Zentralafrika
1850–1900
    Horatio Herbert Kitchener, 1. Earl Kitchener, war einer der Medienstars des Ersten Weltkriegs. Das berühmte Rekrutierungsplakat zeigt ihn in voller Uniform, den Finger im Vordergrund, den Schnauzbart dicht dahinter, wie er direkt auf den Betrachter zeigt und unmissverständlich klar macht: «Dein Land braucht DICH». Damals war Kitchener bereits als Kitchener von Khartum eine Legende, und diese zentralafrikanische Holztrommel, die er 1898 erbeutete und Königin Viktoria überreichte, nachdem seine Truppen kurz zuvor in der Schlacht von Omdurman rund 11.000 sudanesische Soldaten getötet hatten, ist Teil dessen, wie er zu diesem Titel kam.
    Die Geschichte dieser sogenannten Schlitztrommel ist eine Geschichte über den Sudan im 19. Jahrhundert, als das osmanische Ägypten, Großbritannien und Frankreich in diesem riesigen Land am Nil zusammenkamen, das lange Zeit in einen afrikanischen Süden, wo man traditionellen Glaubensüberzeugungen anhing, und einen islamischen Norden geteilt gewesen war. Es handelt sich um ein weiteres Dokument der dauerhaften geopolitischen Bruchlinie im Umkreis der Nilkatarakte, auf die wir in diesem Buch bereits zweimal gestoßen sind: bei der Sphinx des Taharqa (Kapitel 22) und beim Kopf des Augustus (Kapitel 35). Diese Trommel gehört zur Geschichte der indigenen afrikanischen Kultur, des ostafrikanischen Sklavenhandels, dessen Zentrum Khartum war, und des europäischen Wettlaufs um Afrika Ende des 19. Jahrhunderts.
    Das Leben dieser Schlitztrommel nahm seinen Anfang in Zentralafrika, in der Gegend, wo der Sudan und der Kongo eine gemeinsame Grenze aufweisen, und sie dürfte zum Hoforchester eines mächtigen Stammesfürsten gehört haben. Siehat die Form eines Büffels oder einer Buschkuh mit kurzen Hörnern, ist von der Schnauze bis zum Schwanz rund 270 Zentimeter lang und gut 80 Zentimeter hoch, hat also in etwa die Größe eines großen Kalbs mit sehr kurzen Beinen. Der Kopf ist klein, der Schwanz kurz – der Großteil konzentriert sich ganz auf den Körper, der innen hohl ist und über

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