Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten
über Jahrtausende hinweg verfolgt, und am Beispiel des Sammelsuriums von Keramikscherben aus aller Herren Länder, die in Kilwa gefunden wurden (siehe Kapitel 60), haben wir gesehen, dass es eine kulinarisch vernetzte Welt schon vor tausend Jahren gab. Also keine Küchengerätschaften.
Doch es gibt eine Begeisterung, die uneingeschränkt um die ganze Welt geht: Fußball. Die Stimmung der Weltmeisterschaft in Südafrika war zweifellos ein prägendes Element des Jahres 2010. Sport hat, wie wir in Kapitel 38 am Beispiel des Ballspielgürtels gesehen haben, auch früher schon zur Verbrüderung von Gemeinschaften beigetragen, aber heute scheint der Fußball die Welt vereint zu haben: Westafrikanische Stars spielen für englische Vereine, deren Besitzer russische Geschäftsleute sind; Imitate ihrer Mannschaftstrikots werden in Asien produziert und in Südamerika getragen. Folglich haben wir ein Fußballtrikot für unsere Museumsbestände gekauft. Es erzählt eine unbeschwerte Geschichte der Gegenwart – aber vielleicht sagt es zu wenig über die großen Themen der Zukunft aus.
Am Ende kamen wir zu dem Entschluss, das hundertste Objekt müsse irgendein technischer Gegenstand sein, weil sich die Kommunikation der Menschen untereinander und die Art, wie wir unseren Alltag meistern, durch die rasanteEntwicklung auf technischem Gebiet fast von Jahr zu Jahr verändern. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Mobiltelefon oder, genauer gesagt, das Smartphone. Es ist ungefähr so groß wie die mesopotamischen Tontafeln, die der erste Versuch der Menschheit waren, über weite Strecken hinweg miteinander zu kommunizieren, und es hat unsere Schreibgewohnheiten vollkommen umgekrempelt, indem es die im Netzjargon üblichen Abkürzungen zur Keilschrift unserer Tage gemacht hat. Es bringt Millionen Menschen in aller Welt augenblicklich miteinander in Verbindung, kann einen riesigen Menschenauflauf schneller und effektiver zusammenbringen als jede Kriegstrommel und öffnet, wo immer man Anschluss ans Internet hat, Wissenswelten, die weit über alle Träume der Aufklärung hinausgehen. In fortschrittlichen Gesellschaften ist ein Leben ohne Mobiltelefon überhaupt nicht mehr denkbar. Aber um es nutzen zu können, benötigen wir stets verfügbaren elektrischen Strom. Ohne diesen sind Mobiltelefone sinnlos.
Als hundertstes Objekt haben wir also ein Gerät gewählt, das die 1,6 Milliarden Erdenbewohner, die keinen Zugang zu Elektrizität haben, mit dem Strom versorgen kann, den sie brauchen, um an der globalen Kommunikation teilzunehmen. Aber es kann noch viel mehr. Es gibt den Menschen neue Möglichkeiten, ihr Lebensumfeld zu beeinflussen und ihr Leben zu gestalten. Das Objekt ist eine Solarlampe.
Genau genommen ist die Lampe, die das Britische Museum für seine Sammlung erworben hat, ein kleines Set, das aus einem Lampengehäuse aus Plastik mit einer wiederaufladbaren 6-Volt-Batterie sowie einem davon unabhängigen kleinen Solarmodul besteht. Die Lampe hat einen Griff und ist ungefähr so groß wie ein Kaffeebecher, und das Solarmodul sieht aus wie ein kleinerer silberner Bilderrahmen von der Art, wie man sie häufig auf Schreibtischen oder Nachtschränkchen sieht. Wenn das Solarmodul acht Stunden lang direkter Sonnenstrahlung ausgesetzt ist, kann die Lampe bis zu hundert Stunden lang gleichmäßiges weißes Licht spenden. Auf der höchsten Leistungsstufe kann sie einen ganzen Raum ausleuchten – was es einer Familie ohne Stromanschluss ermöglicht, ihren Tag ganz anders zu gestalten. Das Set kostet etwa 2250 Rupien (€ 35), wobei man für eine einfache Laterne nicht mehr als 500 Rupien (€ 8) ausgeben muss. Aber wenn es einmal bezahlt ist, benötigt es nur noch Sonnenlicht.
Solarzellen wandeln Sonnenlicht in elektrische Energie um. Wenn wir diesen Vorgang effektiver nutzen könnten, wären alle unsere Energieprobleme gelöst. In einer Stunde kommt mehr Sonnenenergie auf der Erde an, als die gesamte Weltbevölkerung in einem Jahr verbrauchen könnte. Solarmodule sind die einfachste und zweckmäßigste Methode, die unbegrenzte Energie der Sonne zur Erzeugung von sauberem, verlässlichem und billigem Strom nutzbar zu machen.
Die Module setzen sich aus Silizium-Solarzellen zusammen, die miteinander verdrahtet und in einem Gehäuse aus Plastik und Glas untergebracht sind. Wenn die Zellen dem Sonnenlicht zugewandt sind, erzeugen sie elektrische Energie, die eine Batterie immer wieder neu aufladen kann. In dieses Set sind eine Reihe
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