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Eine glückliche Ehe

Eine glückliche Ehe

Titel: Eine glückliche Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Mama?« fragte Peter. Er rauchte immer noch Pfeife, wie als Primaner; damals hatte er es aus Protest getan.
    »Hat sie noch Fieber?« fragte Vanessa Nina. Sie las in einem musikgeschichtlichen Buch und versteckte es nicht.
    Ich soll auf diese Weise dahinterkommen, dachte Wegener und lächelte. Ich soll fragen: Wieso kein medizinisches Buch?! Aber den Gefallen, mein Töchterchen, tue ich dir nicht. Zum ersten Schritt gehört Mut, und ich habe euch immer gepredigt, mutig zu sein!
    Mut! Was ist Mut? Im Krieg war Mut oft nur Selbsterhaltung. Im täglichen Leben war Mut oft Verzweiflung. Bei mir war Mut nichts als geballte Angst.
    »Sie schläft«, sagte er und setzte sich zwischen seine Kinder an den von griechischen Marmorsäulen gestützten offenen Kamin. »Sie hat eine gesalzene Grippe und ihre übliche Bronchitis. Was gibt es Neues?«
    »Ich werde Opernsängerin, Pa …«, sagte Vanessa Nina etwas zu laut und zu schnell. Aber sie sagte es. Peter paffte dicke Wolken aus seiner Pfeife.
    Meine schöne, mutige Tochter, dachte Wegener. Gratuliere!
    »Ich weiß«, sagte er leichthin. »Deine Professorin auf der Musikhochschule hält dich für ein wirkliches Talent. Sagte sie mir jedenfalls.«
    Vanessa Nina stieß einen kleinen Schrei aus und warf sich auf Wegener. Sie küßte ihn und schüttelte dann seinen Kopf hin und her, indem sie mit beiden Händen in seine Haare griff.
    »Pa … du Gauner!« sagte sie. »Du großer Gauner! Und dafür habe ich ein halbes Jahr lang gezittert …«
    Dann lachten sie alle drei, und ihr Gelächter brach sich an den hohen Hallenwänden. Eine glückliche Familie.
    Das gebe ich nie her, dachte Wegener und drückte Vanessa Nina an sich. Nie! Nie! Nie!
    Gott im Himmel, von dem ich sonst wenig halte, hilf mir ein bißchen dabei …
    Der Oberregierungsrat hieß Dr. Pfifferling und war sehr höflich und nett. Man sah ihm nicht an, daß er unter seinem Namen litt, auch nicht, daß seine Abteilung für Überprüfung im Haus nur das Pilzgewächshaus hieß. Er bot Wegener Platz an einem kleinen runden Tisch an, nicht vor dem Schreibtisch – es sollte ja kein Verhör, sondern eine Unterhaltung sein, und da gibt es bereits in der Sitzordnung feine Unterschiede! Einem Aktenstapel entnahm er ein ziemlich umfangreiches Schriftstück und legte es auf die Tischplatte. Wegener sah das Aktenbündel verblüfft an.
    »Das bin ich in amtlicher Form?« fragte er.
    »Ja –«, antwortete Pfifferling zuvorkommend.
    »Ein ziemlich dickes Dossier.«
    »Sie haben ja auch ein reiches Leben hinter sich, Herr Wegener. Und hoffentlich auch noch vor sich.« Dr. Pfifferling setzte sich Wegener gegenüber in den Holzsessel mit Stoffpolster, Ausstattungsstufe für Oberregierungsräte. Ein Polstersessel im Amtszimmer eines Obersekretärs wäre so etwas wie Insubordination …
    »Das Gesundheitsministerium plant – das ist Ihnen ja bekannt –, Sie nicht nur in die Arzneimittelkommission zu berufen, sondern Ihnen auch einen beratenden Posten anzubieten. Für einen Parteilosen, auch in Ansehung seiner hervorragenden fachlichen Qualifikation, ein äußerst seltenes und deshalb besonders ehrenvolles Angebot.«
    »Ich habe diese ehrenvolle Berufung leider ablehnen müssen. Mein Sekretariat ist gerade dabei, die Begründung zu schreiben.«
    »Sie lehnen ab?«
    Dr. Pfifferling klappte die Akte auf und zog die Lesebrille aus der obersten Jackentasche. Es schien ihm offenbar unerklärlich, wie man solch eine Ehrung abschlagen konnte.
    »Darf ich Ihnen etwas bringen lassen? Einen Kaffee? Kognak? Zigaretten? Zigarren?«
    »Danke, nichts.«
    Wegener blickte mit den Augen eines Tieres, das den Feind erkennt, aber noch nicht weiß, wie es sich verhalten soll, auf den Aktenordner. Da haben sie alles gesammelt, heimlich, hamsterähnlich. Das Leben eines Menschen wird zusammengekratzt, weil dieser Mensch mehr geworden ist als ein Eisenbieger oder Federnstanzer. Oder gibt es für den Malergesellen Franz Schulte auch ein Dossier beim Verfassungsschutz, wenn er nicht gerade an gewissen Demonstrationen teilgenommen hat?
    »Die Beamten waren fleißig«, sagte er sarkastisch.
    »Daß Sie die Akte sehen, Herr Wegener, soll Ihnen beweisen, welches Vertrauen in Sie gesetzt wird. Auch daß wir uns hier allein unterhalten …«
    »Ohne Tonband im Rücken! Mikrofon in der Lampe oder im Blumentopf?«
    »Sie haben 007-Filme gesehen?« fragte Pfifferling fröhlich. »Bei uns ist alles anders.« Er schlug die Beine übereinander und legte die Akte auf seine

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