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Eine große Zeit

Eine große Zeit

Titel: Eine große Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Boyd
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persönliche Probleme. Lassen wir es dabei bewenden.«
    Ich sitze im Trevelyan Haus Nr. 3/12, mit einer Flasche Whisky und einem Käse-Gurken-Sandwich, das ich mir beim Pub an der Ecke Surrey Street gekauft habe. Ich habe Blanche angerufen und ihr erzählt, was passiert ist. Sie hat voller Wärme und Mitgefühl reagiert und mir angeboten, vorerst bei ihr zu wohnen, worauf ich sagte, dass die Zeit dafür bald reif wäre, ich vorläufig aber das Bedürfnis hätte, allein zu sein. Natürlich wird es noch eine gerichtliche Untersuchung der Todesursache geben, also werden wir sie – meine Mutter, Anneliese – nicht sofort bestatten können. Ich würde gern weinen, aber ich fühle nur eine bleierne Last, die mir das Herz beschwert, Groll und Ärger, weil meine Mutter in eine solche Lage geraten ist. Aus der sie keinen anderen Ausweg sah, als ihren Schmuck abzulegen und ins Wasser zu gehen, bis die Wellen sich über ihr schlossen.

17. Eine Tasse Tee und ein Gläschen Heilschnaps
    Der nächste Tag verstrich langsam, quälend langsam, dachte Lysander, als passte die Zeit sich seinen eigenen lähmenden Gefühlen an. Er zog sich so weit wie möglich zurück, verharrte hinter verschlossener Tür in Zimmer 205. Gegen Mittag schickte er Tremlett los, damit er ihm ein paar Pasteten aus einem Imbiss an der Strand besorgte. Immer wieder ging Lysander die Pläne durch, die er für den Abend ausgeheckt hatte, im Bemühen, sich selbst von der Wirksamkeit dieses Unternehmens zu überzeugen. Möglicherweise ließe sich dann alles aufdecken. Zumindest hätte er etwas mehr Klarheit gewonnen – wäre dem Ziel einen Schritt näher gekommen.
    Im Lauf des Nachmittags rief Tremlett bei ihm an.
    »Ich habe hier das White Palace in der Leitung, Sir.«
    »Ich wohne nicht mehr dort.«
    »Die sagen, Ihrer Frau gehe es sehr schlecht.«
    »Ich bin nicht verheiratet, Tremlett. Es muss ein Irrtum sein.«
    »Sie wollen sich aber nicht abwimmeln lassen. Die Frau ist offenbar in Ohnmacht gefallen.«
    »Na gut, stellen Sie durch.«
    Lysander hörte es in der Leitung klicken und knistern, während die Verbindung hergestellt wurde. Dann sprach der Hoteldirektor.
    »Mrs Rief ist, nun ja, förmlich außer sich.«
    »Es gibt keine Mrs Rief«, antwortete Lysander. Dann begriff er, um wen es sich handelte. »Geben Sie mir die Dame.«
    Er hörte Schritte. Der Hörer wurde übergeben.
    »Hallo, Hettie.«
    »Du bist ausgezogen«, sagte sie wütend, vorwurfsvoll. »Ich wusste nicht, wie ich dich sonst finden soll.«
    »Ich bin in zehn Minuten da.«
    Lysander fuhr mit dem Taxi nach Pimlico und fand Hettie in der Gästelounge vor, bei einer Tasse Tee und einem Gläschen Heilschnaps. Er schloss die Tür ab, damit sie ungestört reden konnten, aber Hettie fasste das falsch auf und versuchte, ihn zu küssen. Als er sie sanft zurückstieß, setzte sie sich mürrisch wieder aufs Sofa.
    »Mir stehen drei ganze Tage zur Verfügung«, erklärte sie. »Jago glaubt, ich wäre zum Zeichnen auf die Isle of Wight gefahren. Irgendwie dachte ich, dass eine Insel ihm weniger verdächtig erscheinen würde.«
    »Ich kann mich nicht mir dir treffen, Hettie«, antwortete Lysander. »Zurzeit ist die Hölle los – ich arbeite Tag und Nacht. Darum habe ich dir doch das Telegramm geschickt.«
    Sie runzelte die Stirn und zog die Beine hoch. Schmollend tippte sie sich an die Wange – ein, zwei, drei Mal, als zählte sie insgeheim herunter. Dann zeigte sie anklagend mit dem Finger auf ihn.
    »Du hast eine andere! Stimmt’s?«
    »Nein … Ja.«
    »Du bist ein Schwein, Lysander. Ein hundsgemeines Schwein.«
    »Hettie. Du hast einen anderen geheiratet. Du und ich haben ein Kind zusammen, und du hast mir nichts erzählt.«
    »Das kann man nicht vergleichen.«
    »Das musst du mir erklären.«
    »Warum tust du mir das an, Lysander?«
    »Moment mal. Weißt du nicht mehr, was du 1913 in Wien angerichtet hast? Du hast mich mit deinen verdammten Lügen ins Gefängnis gebracht. Wie kannst du es wagen –«
    »Aber ich habe dir doch auch geholfen. Danach, meine ich.«
    »Wie denn das?«
    »Als diese Männer mich dazu überredet haben, den Vorwurf der Vergewaltigung fallen zu lassen, damit du gegen Kaution freikommst. Udo war so wütend, dass er mich fast vor die Tür gesetzt hätte –«
    »Welche Männer?«
    »Die beiden von der Botschaft. Die Attachés. Ihre Namen habe ich vergessen.«
    »Munro und Fyfe-Miller?«
    »Kann sein.«
    Lysander dachte fieberhaft nach.
    »Du hast mit Munro und Fyfe-Miller

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