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Eine Hand voll Asche

Eine Hand voll Asche

Titel: Eine Hand voll Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jefferson Bass
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Erkennungsmelodie der Nachrichtensendung hatte gerade eingesetzt, da klingelte mein Telefon. Ich überprüfte die Nummer des Anrufers und sah, dass der Anruf aus der Telefonzentrale der Universität kam. Ich wusste, dass die Zentrale so spät am Abend nicht besetzt war. Das hieß, dass der Anruf von irgendeinem der abertausend Anschlüsse kommen konnte, die über den Campus verstreut waren.
    »Hallo?«
    »Spreche ich mit Dr. Brockton?«
    »Ja.«
    »Dr. Brockton, hier ist Officer Sutton von der Campuspolizei. Im Anthropologischen Institut ist ein Alarm losgegangen. Laut unseren Anweisungen sollen wir Sie in einem solchen Fall benachrichtigen.«
    Ich griff nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus. Wir hatten die Alarmanlage erst vor wenigen Monaten installieren lassen, nach einem Einbruch und dem Diebstahl zweier Skelette aus der forensischen Skelettsammlung.
    »Wir haben an zwei Stellen Alarmanlagen«, sagte ich, während ich den Hörer zwischen Schulter und Ohr klemmte und mir schon die Schuhe anzog. »Eine in der Skelettsammlung, die andere im Knochenlabor. Welche wurde denn ausgelöst?«
    »Ich weiß nicht, ob es überhaupt eine von beiden ist«, sagte er. »Hier steht Osteologie.«
    »Das ist das Knochenlabor. Verdammt. Ich komme sofort.« Ich legte auf und hastete zur Tür hinaus.
    Meine Reifen quietschten über die kurvenreiche Straße, die aus Sequoyah Hills hinausführte. Die Geschwindigkeitsbegrenzung lag hier bei vierzig Stundenkilometern, doch heute Abend fuhr ich glatt doppelt so schnell. Sobald ich auf dem Kingston Pike war und eine gerade Straße vor mir hatte, wählte ich Mirandas Handynummer. Sie hatte vorgehabt, heute Abend lange im Institut zu bleiben und zu arbeiten, um den Überhang an Skelettvermessungen abzuarbeiten, die in die forensische Datenbank eingetragen werden mussten. Sie ging nicht ran, was Miranda gar nicht ähnlich sah; ich hatte schon erlebt, wie sie mit vier oder fünf Anrufen gleichzeitig jonglierte. Die Tatsache, dass ich nur ihre Mailbox erreichte, beunruhigte mich.
    »Miranda, hier ist Bill. Es ist kurz nach elf. Rufen Sie mich bitte an, sobald Sie diese Nachricht abhören.«
    Schlitternd bog ich vom Kingston Pike auf den Neyland Drive und trat das Gaspedal voll durch. Ich flog an der Kläranlage vorbei und wäre beinahe auf eine Straßenkehrmaschine aufgefahren, die mit dreißig oder vierzig Stundenkilometern dahinzockelte. Als ich das Steuer herumriss, um eine Kollision zu verhindern, geriet ich schlingernd auf die gegenüberliegende Fahrbahn und hätte beinahe einen Frontalzusammenstoß mit einem anderen Auto provoziert. Das entgegenkommende Fahrzeug lenkte auf den Seitenstreifen und geriet ebenfalls leicht ins Schleudern, fuhr jedoch laut hupend weiter. Erst als das andere Auto außer Sicht war, dämmerte mir, dass ich beinahe mit einer gelben Geländelimousine zusammengekracht war. Einem gelben Nissan Pathfinder.
    Ich konnte die blauen Stroboskoplichter der Polizeiautos sehen, lange bevor ich in die Auffahrt am Fuß des Stadions fuhr. Die Lichter blitzten durch das Gitterwerk der Träger und Streben, verwandelten das Stadion dadurch in eine bedrohliche Kulisse für einen Thriller. Ein weiterer Satz Stroboskoplichter – rote diesmal – leuchtete rhythmisch auf, und ich musste mich beinahe übergeben, als mir klar wurde, dass die roten Stroboskoplichter zu einem Krankenwagen gehörten, der hinter einem weißen Jetta rückwärts an die Doppeltür gefahren war. Das Auto rutschte noch vorwärts, als ich schon den Gang rausnahm und aus dem Wagen sprang. Ohne die Fahrertür zu schließen, lief ich die fünfzig Meter zum Krankenwagen.
    Eine Gestalt in Dunkelblau trat auf mich zu. »Polizei!«, rief der Mann. »Bleiben Sie sofort stehen!«
    »Ich bin Dr. Brockton«, schrie ich. »Ich glaube, eine Studentin von mir ist da drin. Ich muss nach ihr sehen.«
    »Langsam. Langsam«, sagte er.
    Ich lief weiter. Er trat mir direkt in den Weg und breitete die Arme aus.
    »Langsam, Dr. Brockton. Warten Sie eine Minute.«
    Ich versuchte ihm auszuweichen, doch er war verdammt schnell und schlang mir beide Arme um den Oberkörper.
    »Ich kann Sie da nicht reinlassen, solange ich nicht weiß, ob es sicher ist«, sagte er.
    Ich wollte mich aus seinem Klammergriff befreien. »Ich muss nach Miranda sehen«, sagte ich. »Ich muss nach ihr sehen.«
    »Dr. Brockton, hören Sie mir jetzt zu. Sie müssen sich beruhigen. Sie müssen aufhören, sich gegen mich zu wehren, sonst muss ich

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