Eine Handvoll Buchstaben
beide einen besonderen Fetisch, nämlich sich ablichten lassen. Beide haben sich für ein Lack-Leder-Magazin fotografieren lassen und gewannen sogar Preise dafür. Wenn Klaus professionell geschminkt wird und auch Maria wirklich stylisch rausgeputzt ist, versprühen beide sehr viel Charme und sind sogar schön anzusehen. Da Klaus die Fotos von sich und seiner Maria selbst bearbeitet hat, kennt er die signifikanten Einstellungen ihrer Gesichter sehr gut. So waren sie in fast allen Fetischmagazinen unserer 5 Kontinente zu sehen, wenn man die Antarktis dazu zählt.
Das letzte Pärchen sind Susi und Strolch. Beide sind auch schon sehr lange in der Clique und sie zählen sich als Gründerväter dieser erhabenen Leberkluft-Mischpoche. Strolch ist mit Vincent zur Schule gegangen und ist Maurer vom Beruf, sein Freund Susi (oftmals wird er Slave genannt oder Genie und manchmal Stecki) ist Modeberater bei H&M in Graz (Hauptplatz). Beide sind äußerst nett, die meiste Zeit zugekifft und nicht ansprechbar – aber so waren sie mir ja am liebsten. Slave, Susi, Stecki oder Genie ist sehr verschossen in seinen Strolch und das schon seit mehr als 10 Jahren. Diese Beziehung wird in der Schwulenszene bewundert, und jeder, der auch eine Beziehung haben wollte, wünschte sich ihre Jahre und Liebe zu toppen. Susi und Strolch sind unzertrennlich.
Nachdem ich alle begrüßt habe, werden die ersten Flaschen Bier gekillt, und das Grölen scheint kein Ende zu nehmen. Ich öffne eine Flasche Bier und trinke daraus.
„Kevin, du trinkst ja Bier, auch auf den Geschmack gekommen?“, fragt Strolch. Ich lächele ihn an und nicke, dabei gibt mit Vincent einen Kuss und widmet sich danach ganz seinen Freunden. Die Wohnwagenorgie kann starten. Ein Lagerfeuer wird gemacht Marshmallows aufgespießt, um sie über dem offenen Feuer zu braten.
Di e üblichen Gesprächsthemen folgen. Slave erzählt, dass er sich letzte Woche das erste Mal ein Brust-Piercing machen hat lassen und sein Freund Strolch meint, seine Hand dabei halten hatte müssen.
„Du hast geschrien wie am Spieß“, sagt Strolch.
„Stimmt gar nicht“, meint Susi.
Alle lach en und Slave wechselt seine Gesichtsfarbe ins Rote, wie ein Krebs.
Mittlerweile ist es stockdunkel und wir zünden neben dem Lagerfeuer auch noch Fackeln und Kerzen an. Ein paar der Motorradfreaks, die gleichzeitig Naturfetischisten sind, ziehen sich einfach aus und springen in den See. Ich bin mir sicher, dass die Ordnungswache wie letztes Jahr erscheinen wird, um uns zur Ruhe zu zwinge. Tritt dieser Moment ein, werde ich ganz ungeniert ein Vater unser beten.
Einer packt Halogenlampen aus, die so hell strahlen wie eine Neondiscokugel. Man kann es auch übertreiben und in dem Moment, als ich die Neondiscokugel sehe, denke ich mir, dass ich froh bin, dass unsere Toilette wieder geht. Wie die Halogenlampe und unsere Toilette zusammenpassen, dass ich an beides gleichzeitig denken kann? Leicht beantwortet: In unserem Wohnwagenklo hängt eine kleine Discokugel, die ich Vincent zu seinem 30er geschenkt habe. Er hat sich immer eine gewünscht, um sie sich in die Toilette zu hängen. Er meinte damals, dass mit 30 das Fortgehen eingeschenkt gehöre. Bis heute habe ich davon nicht viel mitbekommen.
Im letzten Jahr wurde unser Wohnwagen-WC von Leuten, die sich zu schön dafür waren, in den Wald scheißen zu gehen, überschwemmt. Das Ergebnis war eine völlig verdreckte Discotoilette, die ich auch nach drei Stunden Desinfektionsarbeit nicht benutzen hätte können, obwohl sie so klinisch sauber gewesen war, dass man darin eine Operation durchführen hätte können. Aber die verdammte Spülung hat nicht mehr funktioniert!
Und es war Vincent in dem Moment völlig egal, dass ich nicht auf meiner Toilette kacken konnte.
„Na Kevin, wie geht’s dir beim Schreiben und Studieren?“, fragt mich Simon, der zu mir kommt und eine Flasche Weißwein in der Hand hält.
„Danke, danke, sehr gut …“, sage ich etwas gequält.
„Na, sind dir die Ideen ausgegangen, weil du so geplagt aussiehst.“
„Nein, nein Simon, danke, danke“, sage ich und öffne die Flasche Weißwein, deren Drehverschluss sehr leicht hinuntergeht und schenke ihm und mir ein Gläschen ein. Derweil höre ich Vincent, wie er sich lautstark mit seinen Freunden über irgendeinen Fußballclub unterhält. Ich hoffe, er wird nie zum Hooligan.
„Was hast du gefragt?“, frage ich Simon und reiche ihm das Glas
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