Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Handvoll Buchstaben

Eine Handvoll Buchstaben

Titel: Eine Handvoll Buchstaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Goosen
Vom Netzwerk:
mit Weißwein.“
      „Kevin, Kevin, so schlimm?“
      „Ja“, sage ich und stoße mein Glas zu dem seinigen. „Ich bin müde und ich kann jetzt nicht schlafen, weil ich zu betrunken bin und mir wahrscheinlich noch ordentlich einen ansaufen werde.“
      „Dann cheers“, sagt Simo, stößt sein Glas an das meinige und grinst hohl. Ich mag das überhaupt nicht. Und dann, wie durch eine böse Vorahnung, die mich nicht mehr loslasst, sage ich zu Simon: „Du magst Weißwein, nicht?“
      „Ja, warum?“
      „Vincent trinke – wenn es um Wein geht – nur Rotwein, sonst trinkt er gerne Bier.“
      „Und?“, Simon weiß nicht auf was ich hinaus will und wenn ich ehrlich bin, ich weiß es auch nicht so recht.
      „Simon, passen Vincent und ich überhaupt zusammen?“
      „Ach, Kevin, jetzt mach dir mal nicht ins Hemdchen, sondern …“
      Ich lasse ihn nicht ausreden, sondern falle ihm ins Wort und sage: „Ich meine, wir sind schon sehr unterschiedlich und anfangs habe ich geglaubt, dass ich mich ziemlich stark in die Beziehung einbringe, also damit meine ich …“
      „Das du dich nicht für ihn verändert hast.“
      „Genau, das ist es was ich meine.“ Simon nickt. „Du verstehst, was ich sage will.“ Jetzt nickt er nicht mehr, sondern trinkt sei Glas in einem Zug aus.
      „Kevin, in jeder Beziehung gibt es Probleme.“
      „Ja, das weiß ich doch, aber er ist so ein lieber Mensch und wenn er mit jemanden zusammen sein möchte, der seine Interessen teilt, dann kann ich da nicht mithalten.“
      Simon und ich blicken zu der Motorrad- und Wohnwagengang und sehen, wie sie gerade mit einem Shot anprosten.
      „Sie prosten ohne uns an!“, sage ich verdrießlich und hoffe eigentlich, dass Simon sagt, dass wir gemeinsam zu ihnen gehen sollen, um sie zu Rede zu stellen, aber er sagt nur, dass er keinen Shot mag, sondern lieber hierbleiben würde, um mit mir zu plaudern.
      „Das ist lieb von dir“, sage ich und schenke Weißwein nach.
      „Wie kommst du eigentlich jetzt auf den Gedanken, ist die Toilette schon wieder im Arsch?“
      „Nein, ist sie nicht.“
      „Darf ich sie benutzen?“
      Ich nicke, ich kann ja niemandem böse sein. Und während Simon die Toilette in unserem Wohnwagen aufsucht, denke ich mir, dass er doch mit seinem Freund selbst im Wohnwagen angereist kam, warum benutzt er nicht seine eigene Toilette.
      Ich laufe ihm nach, und irgendwie reiße ich die Toilettentür auf und sage: „Benutz doch deine eigene Toilette, du bist auch mit einem Wohnwagen hier.“
      Da zieht mich Simon in die kleine Toilette hinein und wenn ich nicht in weniger als 60 Sekunden wieder hinaus komme, bekomme ich einen klaustrophobischen Anfall.
      „Ich finde das gar nicht gut, was wir hier machen!“
      „Das finde ich nicht, ich bin gerne allein mit dir.“
      „59, 58, 57, 56, 55, 54, 53, 52 …“
      „Kevin, geht es dir gut, was zählst du da denn für einen Count Down?“, fragt er mich und ich kann nicht anders, ich zähle einfach, weil ich nicht hier sein will und er mich haltet und die Enge veranlasst, dass ich mich wie angewurzelt fühle. Bewegungslosigkeit.
      „41, 39, 38, 37, 36, 35 …“
      „Ich wollte dir eigentlich nur sagen, dass du und ich ganz besonders gut zusammenpassen und das wir vielleicht einmal …“
      Ganz lau sage ich: „24, 23, 22, 21 …“
      „Kevin, ich weiß, dass du Vincent liebst, aber ich denke, dass du vergisst, was wirklich zählt in einer Beziehung.“
      „12, 11, 10, 9, 8, 7, 6, …“
      Dann öffnet Simon die Toilettentür und zieht mich hinaus. Er gibt mir einen Kuss auf meine Stirn und sagt: „Ich warte draußen auf dich, trinken wir in Ruhe noch etwas zusammen und wenn du über diesen Kuss reden willst, dann reden wir, wenn nicht, dann lass uns über etwas anderes reden.“
      Er ist so verständnisvoll und ich finde es eigentlich so schön, ihn zu kennen. Er war immer der Ausgleichspunkt für mich, wenn ich Vincents Freund eingeladen habe. Dass er etwas für mich empfinden könnte, war mir gar nicht klar.
      Ich muss nachdenken, aber nicht alleine. Ich gehe hinaus und geselle mich wieder zu Simon, der die Flasche Weißwein in der Hand hält und mich fragt, ob er mir noch ein Gläschen einschenken darf. Ich nicke und sage, dass ich mir nicht sicher sei, ob Vincent und ich genug Gemeinsamkeit hätten. „Die Fahrt hierher ist ziemlich lang und immer reden wir nicht während der Autofahrt und da komme ich schon

Weitere Kostenlose Bücher