Eine Handvoll Buchstaben
denke schon.“
„Gut, dann sagst du jetzt: Du kaufst dir Eier.“
„Gut: ti compri delle uova”, sagt er freudenstrahlend.
„Perfekt, ich wusst e doch, dass du es kannst“, sage ich freudestrahlend.
„Eigentlich ist es gar nicht so schwer, man muss nur einem bestimmten Regelwerk folgen, stimmt’s?“
„So ist es Markus und wenn du weiterhin im Unterricht aufpasst, wird es umso einfacher für dich werden, deshalb gebe ich dir jetzt einen Tipp: Chaos ist gut!“
„Chaos ist gut? Das soll ein Tipp sein?“
„Ja, ein ganz bedeutender! D enn wenn in deinem Kopf das Chaos wütet, dann möchte dein Kopf das Chaos wieder bereinigen. Wenn du es zulässt und mithilfst, wird dein Kopf das mühsam Gelernte nicht gleich rausschmeißen, sondern verarbeiten.“
„Und wie helfe ich dem Schädel, dem dummen da oben?“
„Ganz easy: indem du ihm zeigst, was richtig und was falsch ist, den Rest macht er von selber.“
„Ich zeige dem Kopf was richtig und was falsch ist und den Rest macht er selber.“
„Ja, das ist alles“, sage ich lehrreich und ich sehe wie der Junge wieder einmal lächelt. Scheinbar hat er Gefallen daran gefunden, im Spazierengehen etwas zu lernen ohne es wirklich lernen zu müssen. „Ja, ja“, sage ich, „jedes neue Wort, das du lernst, bereichert deinen Wortschatz. Vokabellernen bleibt dir nicht erspart.“
„Du kannst einem auch alles verderben“, sagt der Junge und ich schupfe ihn ein paar Mal, um ihm zu zeigen, wie lächerlich er reagiert.
Mittlerweile haben wir das Gasthaus erreicht. 16:00 Uhr und keiner ist müde, sondern alle wollen etwas trinken und eine Kleinigkeit essen.
Susi und Stolch sagen mir, dass sie es erstaunlich finden, dass ich die italienische Grammatik so beherrsche.
„Du hast dem Jungen wirklich etwas beibringen können“, sagt Susi zu mir, der von seinem Freund liebevoll Slave gerufen wird. Wo die Liebe hinfällt …
„Danke, dank, ich mag Sprachen“, sage ich, und Strolch meinte, der mit Vincent zusammen die Schulbank drückte, dass sie beide sehr gut in Mathe gewesen waren.
„Das glaube ich“, sage ich, „Vincent muss immer Kopfrechen, wenn wir im Restaurant sind und kontrollieren, ob wir übers Ohr gehauen worden sind, ich kann nicht Kopfrechnen.“
Susi sagt, dass er auch nicht Kopfrechnen könne.
„Siehst du, auch du hast Fehler“, sagt mir Silvia, als wir in das Gasthaus gehen und uns einen Tisch suchen.
Ich ziehe sie zur Seite, sie schreit förmlich und ich sage ihr, in einem ganz ruhigen Ton: „Du kannst dich mit mir abfinden, Schlampe, oder du kannst einen Krieg mit mir anfangen, aber glaub mir, ich sitz am längeren Hebel, weil ich einen längeren hab als du.“
Meine Blicke sind tief, meine Blicke strahlen Hass aus und ich fletsche mit den Zähnen.
Sie Schlampe lacht laut los und klopft mir auf die Schulter und sagt: „Gut gemacht, aber du bist ein Rehstreichler, dich fresse ich zum Frühstück.“
Da fickt mich doch die Waldfee, die Schlampe ist nicht mundtot zu machen.
„Silvia“, sage ich, und sie dreht sich um und knurrt, was ich noch von ihr wolle. „Nichts, Silvia, aber ich hab dir nichts weggenommen. Okay, okay, du hast den Typen, der die ganze Nacht durchfurzen kann, nicht bekommen. Was soll’s? Du hast eine neue Beziehung und anscheinend hat dich Guinness wirklich gern. Aber wie lange wird er deine Flirtversuche noch anschauen, bis er abhaut.“
Sie dreht sich wutschnaubend um wie ein Pferd, das die Koppel durchbrochen hat und kommt mit erhobenem Zeigefinger ziemlich dicht an mein Gesicht heran, ich kann ihren Atem riechen. Ich schätze sie auf Restalkohol von 0,3 Promille.
„Du hast keine Ahnung. Er und ich waren ein Paar und dann, plötzlich wird er schwul und ich frag mich ständig, ob das meine Schuld gewesen ist. Also sag mir nicht, was ich zu tun hab, du, du Rehbumser.“
„Los, gibt mir Tiernamen“, sage ich, weil mir nichts Besseres dazu einfällt.
Silvia grinst. Hab ich im Affekt das Richtige gesagt?
„Ach …, lass mich doch in Frieden“, sagt sie und dreht sich wieder um. Sie geht zu den anderen, die auf der Terrasse Platz genommen haben und bleibt abrupt stehen und sagt: „Schlägst du Wurzeln oder möchtest du drinnen sitzen?“
Hat sie gerade mir zugerufen?
Anscheinend.
Ich gehe hinaus und sie sagt: „Neben mir ist noch ein Platz frei. Du Wunschkind.“ Silvia grinst, ihr Grinsen macht mir
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