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Eine Handvoll Buchstaben

Eine Handvoll Buchstaben

Titel: Eine Handvoll Buchstaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Goosen
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Angst. „Ich empfehl dir Ohropax“, sagt sie.
      „Wie bitte?“
      „Vincent furzt die halbe Nacht, ich weiß. Ich empfehl dir Ohropax.
     
    Ich sage Markus, dass wenn er die nächsten Fragen richtig beantwortet, von mir eingeladen würde. Natürlich, nicht anders zu erwarten, bockig ist die Jugend und er keift wie eine sitzen gelassene Mutter mit vier Kinder, die mir die Pest wünscht, aber als ich dann die ersten Fragen transitive Verben stelle, ohne auf seine Gejammer einzugehen und er jede Frage richtig beantwortet, sieht er auf einmal ganz verlegen und stolz zu Boden.
      „Na also, du hast die erste Lektion bei mir positiv überstanden. Bestell dir ein Bier, es geht auf mich.“
      Die Runde lächelt und Maria meint plötzlich, dass sie mir gar nicht so viel zugetraut hätte und ob ich und Vincent uns überlegt hätten, ein Kind zu adoptieren.
      „Übertreib nicht Maria“, sagt Silvia, „noch hab ich meinen Segen nicht gegeben.“
      Vincent zieht tief an seiner Zigarette und möchte sich über ihre herablassenden Worte auslassen und Silvia sagt: „Den ihr nicht nötig habt.“
      Alles wieder gut.
     
    Das Essen wird serviert und beim Kaiser, sowie beim Bettelmann kehrt Ruhe am Tisch ein. Ich bestelle für Flippy nur eine Schüssel Wasser, aus der er gierig trinkt.
     
     
     
     

7 )
    Gedenktag
     
     
    Das restliche Stück des Weges um den See gehen Vincent und ich Hand in Hand, immer wieder müssen wir uns ansehen und uns küssen. Ein paar Leute, die ihn und mich sehen – „zwei Männer, die sich küssen“ – schauen ganz schockiert.
      „Ja, wir sind schwul“, sagt Vincent und ich nicke. Manchmal ist schweigen Gold und reden Silber. Und bei jedem Kuss hören wir ein Aufjubeln unserer Fans – und manchmal ist auch Silvia unter den fröhlichen Stimmen dabei. Sie wird wahrscheinlich nie ein Fan von mir werden – aber das braucht sie nicht. Sie muss sich nur eingestehen, dass ein paar Dinge im Leben nicht ewig weilen und deshalb losgelassen werden müssen. Natürlich schieben sie und Maria hin und wieder Kommentare, die sie sich sparen können, aber ich weiß, dass sie ihren Segen bereits gegeben haben.
      „Du Silvia, hast du gewusst, dass 95% der Männer hormongesteuert sind?“, fragt Maria.
      „Nein “, sagt Silvia verblüfft, „aber das erklärt, warum Vincent mich so oft betrogen hat.“
      Niemand lacht … außer mir. Weil ich Maria dankbar bin, für ihre tolle Leistung als Tätowiererin. Die Buchstabensuppe auf Vincents Hand gefällt mir.
      Aus diesen Buchstaben kann man jedes Wort bilden, jede Eingebung und jeden Sinn verstehen.
      Eine verschmähte Liebe ist eine schreckliche Erfahrung, und ich wünsche sie nicht einmal meinem ärgsten Feind. Verlassen zu werden kann zweifelsohne einen ganzen Lebensabschnitt vergiften.
      Vincent, der nie aufgehört hat, ein Mann zu sein – und das durch und durch –, lacht über solche Kommentare nur, da sie erstens nicht stimmen und zweitens seine Männlichkeit unterstreichen.
      „Uh, die ist frustriert“ , sagt Vincent, ich nicke nur, gemäß meinem Vorsatz und küsse seine Buchstabensuppe.
     
    Als unser Wohnwagen wieder vor unserem Blickfeld auftaucht, kommt er mir schöner vor. Ich fühle mich auch besser und sage zu Vincent: „Du, ich mag den Wohnwagen.“
      Er grinst, er sagt nichts, weil er weiß, dass heute irgendetwas geschehen ist, das uns näher zueinander gebracht hat. Und ich korrigiere mich, als ich dachte, dass man nie näher zueinander finden könne, als wenn man miteinander verbunden ist. Sozusagen: Fleisch in Fleisch. Man ist sich viel näher, wenn man gleich denkt.
      Flippy kommt und balgt herum. Vincent versucht den kleinen Hund zu bändigen, schafft es aber nicht und sagt: „Der Hund akzeptiert mich nicht.“
      „Das liegt an der lauten Stimme“, sage ich und versuche in sanften Tönen meinen kleinen Hund zu beruhigen. Es funktioniert. Ich hebe Flippy hoch und sage zu Vincent: „Er mag lautes Geschrei nicht.“
      „Ich schreie nicht“, sagt Vincent leiser, „du bist viel zu nachgiebig mit ihm und tust Sachen, die ein Hund nicht können muss.“
      „Was soll das denn heißen?“
      „Der Hund kann dich in drei Sprachen verstehen, ist das notwendig?“, sagt Vincent und ich grinse, denn in diesem Moment finde ich das auch etwas überzogen. Aber wenn ich einmal 6 Stunden vor dem Laptop durchgeschrieben habe, muss ich mich danach mit etwas sehr banalen beschäftigen und mit Flippy

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