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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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dachte: Vielleicht sollten wir alle hier bleiben. Zumindest wir beide, Pinario und ich.
    Ich frage mich, was sie mit den Einzelteilen angestellt hat, überlegte er.
    Was hat sie damit gemacht?
     
    Bis zum Ende der Woche hatte die Zitadelle vier weitere Soldaten absorbiert.
    Als er sie über den Monitor betrachtete, konnte Wiseman keine sichtbare Veränderung feststellen. Natürlich. Die Umwandlung würde sich im Innern abspielen, vor ihren Blicken geschützt.
    Weiter und weiter gingen die endlosen Angriffe, und die Soldaten stießen vor, und die Zitadelle eröffnete das Abwehrfeuer. In der Zwischenzeit waren weitere ganymedische Artikel eingetroffen. Noch mehr Kinderspielzeuge, die untersucht werden mußten.
    »Was nun?« fragte er sich.
    Das erste war ein offenbar einfaches Produkt; ein Cowboy-Kostüm aus dem antiken amerikanischen Westen. Zumindest war es so deklariert. Dem Merkheft schenkte er nur oberflächliche Aufmerksamkeit; zum Teufel mit dem, was die Ganymeder darüber behaupteten.
    Er öffnete das Paket und breitete das Kostüm aus. Der Stoff war grau und formlos. Was für ein beschissener Job, dachte er. Nur sehr vage erinnerte es an einen Cowboy-Anzug; das Schnittmuster wirkte roh, unfertig. Und das Material leierte aus, als er es untersuchte.
    »Völlig überflüssig«, wandte er sich an Pinario. »Das wird sich nicht verkaufen.«
    »Ziehen Sie es an«, empfahl Pinario. »Dann werden Sie schon sehen.«
    Mit Mühe gelang es Wiseman, sich in den Anzug zu zwängen. »Ist es auch ungefährlich?« fragte er.
    »Ja«, nickte Pinario. »Ich habe ihn schon angehabt. Eine phantastische Entwicklung. Sie könnte zu einem Verkaufsschlager werden. Um den Anzug in Betrieb zu setzen, müssen Sie Ihre Phantasie spielen lassen.«
    »In welcher Hinsicht?«
    »In jeder.«
    Der Anzug ließ Wiseman an Cowboys denken, und so stellte er sich vor, daß er zu der Ranch zurückkehrte, über den Kiesweg neben der Weide dahin trottete, auf der schwarzfellige Schafe das Heu mit jenen sonderbaren, flinken Kaubewegungen ihrer Kiefern verzehrten. Er hielt am Zaun an – Stacheldraht und in regelmäßigen Abständen ein Pfosten – und betrachtete die Schafe. Unvermittelt strömten sie zusammen und liefen davon, in Richtung eines schattigen Hügels, der am Rande seines Blickfeldes lag.
    Zypressen reckten sich dem Himmel entgegen. Weit oben schlug ein Hühnerhabicht mit pumpenden Bewegungen mit den Flügeln ... als ob, dachte er, als ob er sich selbst mit Luft vollsaugen würde, um höher zu steigen. Der Habicht glitt schnell nach oben und ließ sich dann treiben. Wiseman sah sich nach seiner Beute um. Nichts als die trockenen sommerlichen Weiden, die von den Schafen kahlgeäst worden waren. Einige Heuschrecken. Und auf der Straße eine Kröte. Die Kröte hatte sich in den Schmutz eingegraben; nur ihr Kopf war sichtbar.
    Als er sich bückte und seinen Mut sammelte, um den feuchten Kopf der Kröte zu berühren, ertönte dicht neben ihm die Stimme eines Mannes. »Wie gefällt Ihnen das?«
    »Gut«, sagte Wiseman. Er atmete tief die nach trockenem Gras riechende Luft ein. »He, sagen Sie, wie unterscheidet man ein Krötenmännchen von einem Weibchen? Durch die Färbung?«
    »Warum?« fragte der Mann hinter ihm.
    »Ich habe hier eine Kröte.«
    »Kann ich Ihnen für den Bericht einige Fragen stellen?« wollte der Mann wissen.
    »Klar«, nickte Wiseman.
    »Wie alt sind Sie?«
    Das war leicht zu beantworten. »Zehn Jahre und vier Monate«, erklärte er stolz.
    »Wo befinden Sie sich genau in diesem Moment?«
    »Draußen auf dem Land, auf Mr. Gaylords Ranch. Wenn mein Vati Zeit hat, nimmt er mich und meine Mutter immer mit hierhin.«
    »Drehen Sie sich um, und schauen Sie mich an«, bat der Mann. »Und sagen Sie mir, ob Sie mich kennen.«
    Widerstrebend wandte er sich von der halb verborgenen Kröte ab. Er sah einen Erwachsenen mit einem schmalen Gesicht und einer langen, irgendwie unproportionierten Nase. »Sie sind der Mann, der immer das Butangas bringt«, erklärte er. »Von der Butan-Gesellschaft.« Er blickte sich um, und natürlich stand dort neben dem Butangaslager auch der Lastwagen. »Mein Vati sagt immer, daß Butan sehr teuer ist, aber daß es keine andere ...«
    Der Mann unterbrach ihn. »Nur um meine Neugier zu befriedigen: Wie heißt die Butan-Gesellschaft?«
    »Das steht doch auf dem Lastwagen«, erklärte Wiseman und las die großen, aufgemalten Buchstaben. »Pinario-Butangas-Handelsgesellschaft, Petaluma, Kalifornien. Sie

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