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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Wiseman. Er legte das Memo hin, griff nach einem unbespielten und dachte über die Antwort nach. Und dann sagte er halblaut: »Ja, was ist mit diesem Haufen ganymedischer Spielzeuge?«
    Es schien schon lange her zu sein, seit sich die Testlaboratorien ihrer angenommen hatten. Zumindest zwei Wochen.
    Natürlich, heutzutage wurde jedem ganymedischen Produkt besondere Aufmerksamkeit zuteil; seit sich die Mondbewohner nicht mehr mit ihrer ökonomischen Gier begnügten und – wie seit einem Jahr, wenn man Berichten aus Geheimdienstkreisen Glauben schenken durfte – über militärische Aktionen gegen ihre wirtschaftlichen Konkurrenten brüteten, von denen die drei inneren Planeten die wichtigsten waren. Aber bis jetzt deutete noch nichts darauf hin. Die Exporte besaßen noch immer eine gleichbleibende Qualität und waren nicht mit unliebsamen Geschenken präpariert, wie zum Beispiel giftigen Farben oder Bakterienkapseln.
    Und dennoch ...
    Jedes Volk, das so erfinderisch war wie die Ganymeder, mußte auch fähig sein, in jedem Bereich Einfallsreichtum zu zeigen, dem sie sich zuwandten. Subversive Aktionen würden sie einfädeln wie jedes andere Geschäft – mit Phantasie und Witz.
    Wiseman erhob sich, verließ das Büro und wandte sich in Richtung des anderen Gebäudes, in dem die Testlaboratorien waren.
     
    Umgeben von halb auseinandergenommenen Konsumwaren, blickte Pinario auf zu seinem Chef, der soeben die Labortür zuschlug.
    »Ich bin froh, daß Sie heruntergekommen sind«, erklärte Pinario, obwohl er in Wirklichkeit mit seiner Arbeit mindestens fünf Tage im Rückstand war, und diese Begegnung bedeutete Ärger für ihn. »Ziehen Sie besser einen Schutzanzug an – wir wollen doch kein Risiko eingehen.« Er sprach freundlich, aber Wisemans Gesichtsausdruck blieb düster.
    »Ich bin hier wegen dieser Innenzitadellensturmschocktruppen für sechs Dollar pro Satz«, erklärte Wiseman und stieg über die Haufen der zahlreichen ungeöffneten Produkte, die darauf warteten, überprüft und freigegeben zu werden.
    »Oh, dieser Satz ganymedischer Spielzeugsoldaten«, echote Pinario erleichtert. In diesem Fall besaß er ein reines Gewissen; jeder Kontrolleur in den Laboratorien kannte die Sondervorschriften, die die Regierung von Cheyenne erlassen hatte gegen die Gefahren der Verseuchung unschuldiger Stadtbevölkerungen durch feindliche Kultureinflüsse, ein typischer, dunkelsinniger Erlaß der Bürokratie. Wenn er wollte, konnte er sich immer auf diese Direktive berufen. »Ich bewahre sie gesondert auf«, sagte er, während er sich Wiseman näherte, »denn man weiß nie, ob Gefahr von ihnen droht.«
    »Schauen wir sie uns an«, verlangte Wiseman. »Glauben Sie tatsächlich, daß diese Vorkehrungen nötig sind, oder liegt es lediglich an der Furcht vor den Außerirdischen?«
    »Es ist Vorschrift«, entgegnete Pinario, »vor allem, wenn es sich um Artikel für Kinder handelt.«
    Einige Handzeichen, und eine Öffnung entstand in der Wand und gab den Weg in einen Nebenraum frei.
    Im Zentrum des Raumes war eine Szene aufgebaut, die Wiseman verharren ließ. Eine lebensgroße Kinderpuppe aus Plastik, einem fünfjährigen Kind nachempfunden, das normale Kleidung trug, saß, umgeben von Spielzeug, auf dem Boden. In diesem Moment sagte die Puppe: »Ich bin es leid. Macht etwas anderes.« Sie verstummte kurz und wiederholte dann: »Ich bin es leid. Macht etwas anderes.«
    Die Spielzeuge auf dem Boden, die auf akustische Befehle reagierten, ließen von ihren bisherigen Beschäftigungen ab und formierten sich neu.
    »Alles auf Kosten des Labors«, erklärte Pinario. »Ehe sie ihr ganzes Repertoir durchgespielt und der Kunde sein Geld wieder raus hat, ist das nur noch ein Schrotthaufen. Wir müßten uns die ganze Zeit hier aufhalten, wenn wir sie dauernd in Bewegung halten wollten.«
    Direkt vor der Puppe befanden sich eine Anzahl ganymedischer Soldaten und die Zitadelle, die erstürmt werden mußte. Sie hatten sich verteilt und sich unter Mühen herangeschlichen, aber auf den Befehl der Puppe hin waren sie stehengeblieben. Jetzt nahmen sie wieder neue Positionen ein.
    »Sie nehmen alles auf Band auf?« fragte Wiseman.
    »Oh, natürlich«, bestätigte Pinario.
    Die Spielzeugsoldaten waren ungefähr fünfzehn Zentimeter hoch und bestanden aus den fast unzerstörbaren thermoplastischen Verbindungen, für die die ganymedischen Fabriken berühmt waren. Ihre Uniformen waren aus Synthetikstoff und stellten einen Mischmasch verschiedener

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