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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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merkwürdiger Job«, sagte er zu sich selbst.
    »Um was geht’s?« fragte Peterson, als er gegen Mittag im Linguistischen Labor auftauchte.
    »Nun, wissen Sie, ich habe einen weiteren Brief von meinem Freund auf Centauri VI bekommen.«
    »So?« Mißtrauen zeigte sich auf Petersons Gesicht. »Sie machen sich doch nicht über mich lustig, oder, Henry? Der Computer hat einen Haufen Arbeit, das wissen Sie. Ständig kommt Material herein. Wir können es uns nicht erlauben, Zeit mit Dingen zu verwenden, die ...«
    »Es handelt sich wirklich um eine wichtige Angelegenheit, Earl.« Ellis griff nach seiner Brieftasche. »Eine sehr wichtige Angelegenheit. Nicht um irgendeinen Scherz.«
    »Okay. Wenn Sie’s sagen.« Peterson nickte den Leuten zu, die den Computer bedienten. »Lassen Sie diesen Burschen den Übersetzer benutzen, Tommie.«
    »Danke«, murmelte Ellis.
    Fast schon routinemäßig speicherte er die Fragen ein, bekam die Übersetzung ausgeworfen, kehrte an sein Videofon zurück und gab sie weiter an den wissenschaftlichen Stab der Datenbank. Am Abend hatte er die Antworten, verfaßt in der fremden Schrift, verließ er mit dem Zettel in seiner Brieftasche das Terran Development-Gebäude und betrat den Soforttransporter.
    Wie gewöhnlich erwartete ihn eine neue Gruppe.
    »Hier habt ihr’s, Jungs«, dröhnte Ellis und schnippte das Papier durch die durchlässige Stelle in dem Nebel. Das Papier flatterte über die mikroskopische Landschaft, tanzte von Hügel zu Hügel, und auf ihre vergnüglich steifbeinige Art stolperten die kleinen Leute hinterher. Ellis sah ihnen nach, wie sie verschwanden, und er lächelte vor Anteilnahme – und vor Stolz.
    Sie beeilten sich tatsächlich; daran bestand kein Zweifel. Jetzt waren sie nur noch undeutlich zu erkennen. Wild waren sie losgestürmt, fort von dem Nebel. Offensichtlich war nur ein kleiner Teil ihrer Welt von dem Soforttransporter aus wahrzunehmen. Nur jene Stelle, wo sich der Nebel lichtete. Gebannt äugte er hindurch.
    Sie falteten das Papier nun auseinander. Drei oder vier von ihnen krochen über das Blatt und studierten die Antworten.
    Ellis barst fast vor Stolz, während er durch den Tunnel schritt und seinen Hinterhof erreichte. Er konnte ihre Fragen nicht lesen – und wenn sie übersetzt waren, konnte er sie nicht beantworten. Die erste Aufgabe übernahm die Linguistische Abteilung, der Rest fiel dem Stab der Datenbank zu. Dennoch empfand Ellis Stolz. Eine glühende Wärme tief in seinem Innern. Der Ausdruck ihrer Gesichter. Die Blicke, die sie ihm zuwarfen, wenn sie das Papier mit den Antworten in seiner Hand entdeckten. Wenn sie begriffen, daß er ihre Fragen beantwortet hatte. Und die Art, wie sie hinterherhasteten. Es war – befriedigend. Es ließ ihn sich verdammt gut fühlen.
    »Nicht schlecht«, brummte er, öffnete die Hintertür und betrat das Haus. »Wirklich nicht schlecht.«
    »Was ist nicht schlecht, Schatz?« fragte Mary und blickte kurz vom Tisch auf. Sie legte ihre Zeitschrift beiseite und erhob sich. »Warum siehst du so glücklich aus? Was ist geschehen?«
    »Nichts. Wirklich nichts.« Er küßte sie zärtlich auf den Mund. »Du siehst heute wunderschön aus, Kleines.«
    »Oh, Henry!« Sie errötete. »Wie süß.«
    Er sah bewundernd seine Frau an, die einen zweiteiligen Badeanzug aus durchsichtigem Plastik trug. »Sehr hübsch, was du da anhast.«
    »Aber Henry! Was ist denn in dich gefahren? Du siehst so ... so gutgelaunt aus!«
    Ellis lächelte. »Oh, ich glaube, mir macht meine Arbeit Spaß. Weißt du, nichts ist mehr wert, als wenn einem der Beruf Freude bereitet. Wenn man gute Arbeit leistet, wie man sagt. Eine Arbeit, auf die man stolz sein kann.«
    »Du hast doch immer behauptet, daß du nur ein winziges Rädchen in einer großen unpersönlichen Maschinerie bist.«
    »Die Dinge haben sich geändert«, erklärte Ellis fest. »Ich arbeite an einem ... hm ... an einem neuen Projekt. An einer neuen Aufgabe.«
    »Einer neuen Aufgabe?«
    »Ich sammle Informationen. Eine Art ... kreative Tätigkeit. Wie man so sagt.«
    Bis Ende der Woche hatte er ihnen eine Menge Informationen übermittelt.
    Gegen neun Uhr dreißig brach er zur Arbeit auf. Dadurch konnte er eine volle halbe Stunde damit verbringen, auf Händen und Knien dazuhocken und durch die transparente Stelle im Nebel zu blicken. Es machte ihm Spaß, sie und das, was sie in ihrer mikroskopischen Welt taten, zu beobachten.
    Ihre Zivilisation war noch sehr primitiv. Daran bestand kein Zweifel.

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