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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Im Vergleich zum irdischen Standard konnte man sie nicht einmal als Zivilisation bezeichnen. Soweit er es beurteilen konnte, verfügten sie über keinerlei technische Hilfsmittel; es war eine Art Agrarkultur, ein primitiver Kommunismus, eine monolithische, in Stämmen organisierte Gesellschaft, die offenbar relativ wenig Köpfe zählte.
    Allerdings traf dies nur auf eine bestimmte Periode zu. Das war etwas, das er nicht verstand. Jedesmal, wenn er durch den Tunnel kam, wartete eine andere Gruppe auf ihn. Niemals traf er vertraute Gesichter wieder. Und auch ihre Welt veränderte sich. Die Bäume, die Felder, die Tiere. Offenbar auch das Wetter.
    Unterlagen sie einem anderen Zeitablauf? Sie bewegten sich schnell, ruckhaft. Wie ein Videoband, das mit zu hoher Geschwindigkeit ablief. Und ihre schrillen Stimmen. Vielleicht war es so. Ein völlig anderes Universum, in dem auch die Zeitstruktur radikal verschieden war.
    Und ihr Verhältnis zu ihm warf keine Fragen auf. Nach den ersten Kontakten begannen sie Opfergaben zusammenzutragen, unglaublich kleine Stücke rauchender Nahrung, die sie über Feuerstellen oder in offenen Ziegelkaminen zubereiteten. Wenn er seine Nase gegen das graue Wallen preßte, konnte er das matte Aroma der Opfergaben riechen. Es war stark und scharf. Gut gewürzt. Hauptsächlich Fleisch.
    Am Freitag nahm er ein Vergrößerungsglas mit und beobachtete sie damit. Es war tatsächlich Fleisch. Sie schafften ameisengroße Tiere herbei, die sie töteten und kochten und über den Feuern verbrannten. Mit dem Vergrößerungsglas konnte er weitere Einzelheiten ihrer Gesichter erkennen. Es waren seltsame Gesichter. Markant geschnitten und dunkel, mit einem erstaunlich festen Blick.
    Aber natürlich sah man ihn ganz anders an. Mit einer Mischung aus Furcht, Vertrauen und Hoffnung. Es verschaffte ihm ein gutes Gefühl, daß dieser Blick allein ihm vorbehalten war. Untereinander brüllten sie sich an und stritten – und manchmal bekämpften sie sich und stachen voller Wildheit aufeinander ein, rollten in einem wilden Durcheinander mit ihren braunen Roben über den Boden. Sie waren mutige und kräftige Menschen. Er bewunderte sie sogar.
    Und dies war gut – denn so fühlte er sich besser. Von einem derart stolzen, wilden Volk ehrfurchtsvoll bewundert zu werden, das war schon etwas. Nichts Feiges war an ihnen.
    Beim fünften Zusammentreffen entdeckte er ein beeindruckendes Gebäude, das sie errichtet hatten, eine Art Tempel. Ein Ort religiöser Verehrung.
    Ihm geweiht! Sie entwickelten anhand seiner Person tatsächlich eine Religion. Ein Irrtum war ausgeschlossen. Er begann, bereits um neun zur Arbeit aufzubrechen, und verbrachte mit ihnen eine volle Stunde. Gegen Mitte der zweiten Woche existierten bereits ausgefeilte Rituale. Prozessionen, brennende Kerzen, Gesänge oder Choräle. Priester in langen Roben. Und die Brandopfer.
    Aber keine Abbilder. Offenbar war er so groß, daß sie ihn nicht klar erkennen konnten. Er versuchte sich vorzustellen, wie er ihnen von ihrer Seite des Nebels erscheinen mochte. Eine ungeheure Gestalt, die über ihnen aufragte, verdeckt von einer Wand aus grauem Dunst. Ein undeutliches Wesen, das ihnen auf eine Art glich, ohne jedoch so wie sie zu sein. Eine andere Art Wesen. Größer – doch das war nicht der einzige Unterschied. Und wenn er sprach – mit einer dröhnenden Stimme, die durch den Soforttransporter hallte. Und die sie noch immer zu panischer Flucht veranlaßte.
    Eine Religion, die sich weiterentwickelte. Er veränderte sie. Durch seine Gegenwart und durch seine Antworten, die präzisen, korrekten Antworten, die er von der Bundesdatenbank erhielt und die der Linguistik-Computer in ihre Sprache übersetzte. Natürlich, auf ihrer Zeitebene mußten sie Generationen lang auf die Antworten warten. Aber inzwischen hatten sie sich daran gewöhnt. Sie warteten. Sie hofften. Sie reichten ihm ihre Fragen hinauf, und nach einigen Jahrhunderten erteilte er ihnen die Antworten, Antworten, die sie zweifellos gut anwandten.
    »Was ist nur los?« fragte Mary, als er eine Stunde später als gewöhnlich von der Arbeit nach Hause kam. »Wo bist du gewesen?«
    »Ich habe gearbeitet«, erwiderte Ellis unbekümmert und legte Hut und Mantel ab. Er warf sich auf die Couch. »Ich bin müde. Richtig müde.« Er seufzte erleichtert und winkte der Couchlehne zu, ihm einen Whisky-Soda zu bringen.
    Mary kam zu ihm. »Henry, ich mache mir ein wenig Sorgen.«
    »Sorgen?«
    »Du solltest nicht so viel

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