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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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ohne Problem hierherbefördert.« Ellis errötete. »Ich habe mich gewiß nicht beklagt.«
    »Nein. Sie haben sich nicht beklagt. Und genau aus diesem Grunde bekommen Sie auch keinen neuen. Deshalb werden Sie heute abend mit einem Monojet nach Haus fliegen müssen. Weil Sie das Leck nicht gemeldet haben! Und wenn Sie es noch jemals wagen sollten, dieses Büro zu betreten ...«
    »Woher wissen Sie, daß ich über den Defekt informiert war?«
    Miller sank zurück auf seinen Sessel. »Wegen ...«, sagte er bedächtig, »... wegen Ihres täglichen Gangs zum Linguistik-Computer. Wegen des angeblichen Briefes von Ihrer Großmutter auf Beteigeuze II. Was überhaupt nicht stimmte. Was eine freche Lüge war. Sie haben diese Briefe durch das Leck in dem Transporttunnel erhalten!«
    »Woher wollen Sie das wissen?« preßte Ellis dreist hervor. Er fühlte sich in die Enge getrieben. »Vielleicht gab es einen Defekt. Aber Sie können nicht beweisen, daß irgendeine Verbindung zwischen Ihrem schrottreifen Soforttransporter und meinen ...«
    »Die Botschaft«, erklärte Miller, »mit der Sie unseren Linguistik-Computer belästigt haben, war in keiner nichtirdischen Schrift gehalten. Sie stammte nicht von Centauri VI. Sie stammte aus keinem nichtirdischen Sonnensystem. Es war altes Hebräisch. Und es gab nur eine Möglichkeit für Sie daranzukommen, Ellis. Also versuchen Sie nicht, mich zum Narren zu halten.«
    »Hebräisch!« entfuhr es Ellis verblüfft. Er wurde weiß wie ein Laken. »Großer Gott! Das andere Kontinuum- die vierte Dimension. Die Zeit, natürlich.« Er zitterte. »Das Universum dehnt sich aus. Das würde ihre Größe erklären. Und es erklärt, warum eine neue Gruppe, eine neue Generation ...«
    »Wir gehen schon genug Risiken mit diesen Soforttransportern ein, indem wir einen Tunnel durch andere Raum-Zeit-Kontinua erschaffen.« Müde schüttelte Miller den Kopf. »Sie Idiot. Sie wußten, daß es Ihre Pflicht war, jeden Defekt sofort zu melden.«
    »Aber ich habe doch keinen Schaden angerichtet, oder?« Ellis war plötzlich schrecklich nervös. »Sie wirkten zufrieden, sogar dankbar. Gott, ich bin sicher, daß ich keinen Schaden angerichtet habe.«
    Miller kreischte auf in wahnwitziger Wut. Eine Weile tobte er durch das Büro. Schließlich warf er etwas auf seinen Schreibtisch, direkt vor Ellis. »Keinen Schaden. Nein, überhaupt keinen. Schauen Sie sich das einmal an. Ich habe es von dem Archiv für antike Fundstücke bekommen.«
    »Was ist das?«
    »Schauen Sie es sich an! Ich habe einen von Ihren Fragezetteln damit verglichen. Sie stimmen überein. Sie stimmen völlig überein. All Ihre Zettel, die Fragen und Antworten, alles ist hier drinnen. Sie vielbeiniger ganymedischer Dreckkäfer!«
    Ellis griff nach dem Buch und schlug es auf. Während er die Seiten überflog, erschien ein seltsamer Ausdruck auf seinem Gesicht. »Großer Gott. Also haben sie alles aufgezeichnet, was ich ihnen gegeben habe. Sie haben alles zu einem Buch zusammengefaßt. Jedes Wort. Und sie haben Kommentare hinzugeschrieben. Es steht alles hier drinnen – jedes einzelne Wort. Also hat es Wirkung gehabt. Sie haben es weitergegeben. Alles niedergeschrieben.«
    »Gehen Sie in Ihr Büro zurück. Ich bin für heute mit Ihnen fertig. Ich bin für immer mit Ihnen fertig. Die Schlußabrechnung geht Ihnen auf dem üblichen Wege zu.«
    Wie in Trance, das Gesicht von sonderbarer Erregung gerötet, nahm Ellis das Buch und näherte sich benommen der Tür. »Sagen Sie, Mr. Miller, kann ich das hier behalten? Kann ich es mit mir nehmen?«
    »Sicher«, nickte Miller müde. »Sicher können Sie es mitnehmen. Sie können es heute abend auf dem Heimweg lesen. Im Öffentlichen Monojettransporter.«
     
    »Henry möchte Ihnen etwas zeigen«, flüsterte Mary Ellis aufgeregt und ergriff Mrs. Lawrences Arm. »Also reagieren Sie auch entsprechend.«
    »Entsprechend reagieren?« entgegnete Mrs. Lawrence nervös, fast ein wenig unbehaglich. »Was ist es? Ich hoffe, nichts Lebendes.«
    »Nein, nein.« Mary zog sie zur Tür des Arbeitszimmers. »Sie brauchen nur zu lächeln.« Sie erhob ihre Stimme. »Henry, Dorothy Lawrence ist hier.«
    Henry Ellis erschien im Türrahmen seines Arbeitszimmers. Er neigte leicht den Kopf, eine würdevolle Gestalt in einem seidenen Morgenrock, eine Pfeife im Mund, einen Kugelschreiber in der Hand. »Guten Abend, Dorothy«, sagte er mit leiser, angenehmer Stimme. »Wollen Sie nicht einen Moment in mein Arbeitszimmer

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