Eine handvoll Dunkelheit
hatte. Ein Gedanke keimte in Ellis auf. Großer Gott – konnten sie in den Soforttransporter eindringen?
Aber er hatte keine Zeit, sich damit zu beschäftigen. Es war schon spät genug. Er riß sich los und eilte auf die New York-Öffnung des Tunnels zu. Eine Sekunde später trat er hinaus in das blendende Sonnenlicht und stand an der belebten Straßenecke vor seinem Büro.
»He, Hank!« rief Donald Potter, als er durch die Türen in das Innere des TD-Gebäudes stürmte. »Das wurde auch höchste Zeit!«
»Gewiß, gewiß.« Automatisch folgte ihm Ellis. Hinter ihm war der Eingang in den Soforttransporter ein vage erkennbarer Kreis über dem Pflaster, wie der Geist einer Seifenblase.
Er eilte die Treppen hinauf und in die Büros der Terran Development, und seine Gedanken waren bereits auf den harten Tag konzentriert, der vor ihm lag.
Kurz vor Büroschluß, als sich alles aufbruchfertig machte, betrat Ellis das Büro von Koordinator Patrick Miller. »Sagen Sie, Mr. Miller, Sie sind doch auch mit den Forschungsaufgaben befaßt, oder?«
»Ja. Und?«
»Ich möchte Sie etwas fragen. Durch welches Medium führt der Soforttransporter? Er muß sich doch irgendwo befinden?«
»Er verläßt vollständig unser Kontinuum.« Miller war ungeduldig. »Dringt in eine andere Dimension ein.«
»Das weiß ich. Aber – wo?«
Miller faltete das Taschentuch auseinander, das in seiner Brusttasche steckte, und breitete es auf dem Schreibtisch aus. »Vielleicht kann ich Ihnen das auf diese Weise erklären. Angenommen, Sie sind ein zweidimensionales Geschöpf, und dieses Taschentuch stellt Ihr ...«
»Das habe ich schon tausendmal gehört«, unterbrach Ellis enttäuscht. »Das ist lediglich eine Analogie, und an Analogien bin ich nicht interessiert. Wo befindet sich mein Soforttransporter zwischen hier und Cedar Groves?«
Miller lachte. »Was, zum Teufel, kümmert Sie das?«
Etwas wie Mißtrauen übermannte Ellis plötzlich. Er zuckte gleichmütig die Achseln. »Ich bin nur neugierig. Denn er muß doch irgendwo sein.«
Miller legte Ellis in einer freundschaftlichen, väterlichen Geste die Hand auf die Schulter. »Henry, alter Freund, überlassen Sie das nur uns. Okay? Wir sind die Hersteller, und Sie der Verbraucher. Ihre Aufgabe ist es, den Transporter zu benutzen, ihn zu testen und uns jeden Defekt oder Fehler zu melden, so daß keine Störungen auftreten, wenn wir ihn nächstes Jahr auf den Markt werfen.«
»Um die Wahrheit zu sagen ...«, begann Ellis.
»Was ist los?«
Ellis biß sich auf die Lippe. »Nichts.« Er griff nach seiner Aktentasche. »Überhaupt nichts. Bis morgen dann. Danke, Mr. Miller. Guten Abend.«
Er eilte die Treppen hinunter und hinaus aus dem TD-Gebäude. Die matten Umrisse seines Soforttransporters waren in dem verblassenden Abendlicht deutlich sichtbar. Der Himmel war bereits voller Monojets, müde Werktätige traten ihren langen Rückweg zu ihren Wohnungen auf dem Lande an. Ewige Pendler. Ellis näherte sich dem Ring und trat hinein. Abrupt wechselte die Umgebung.
Wieder befand er sich in dem wallend grauen Tunnel. Am anderen Ende blitzte ein grüner und weißer Kreis auf. Langgestreckte grüne Hügel und sein eigenes Haus. Sein Hinterhof. Der Zedernbaum und die Blumenbeete. Die Stadt Cedar Groves.
Zwei Schritte in den Tunnel hinein. Ellis blieb stehen und bückte sich. Forschend betrachtete er den Boden des Tunnels. Er musterte die neblige, graue Wand, die sich hochwölbte und flackerte – und die durchsichtige Stelle. Die Stelle, die er entdeckt hatte.
Sie waren noch immer da. Noch immer? Diesmal waren es andere. Zehn oder elf Gestalten. Männer und Frauen und Kinder. Eng gedrängt standen sie da, blickten voll Ehrfurcht und Staunen zu ihm hinauf. Keiner von ihnen war größer als fünfzehn Zentimeter. Winzige, verzerrte Gestalten, deren Umrisse verschwammen. Farben und Schattierungen, die sich veränderten.
Ellis hastete weiter. Die winzigen Gestalten sahen ihm nach. Ein kurzer Blick auf ihre mikroskopische Verwunderung – und dann trat er hinaus in seinen Hinterhof.
Er schaltete den Soforttransporter ab und stieg die Hintertreppe hinauf. Tief in Gedanken versunken ging er ins Haus.
»Hallo«, rief Mary aus der Küche. In ihrem hüftlangen Strickkleid kam sie herangerauscht und streckte ihm die Arme entgegen. »Wie war es heute im Büro?«
»Wie immer.«
»Stimmt etwas nicht? Du siehst so ... seltsam aus.«
»Nein. Nein, alles in Ordnung.« Geistesabwesend küßte Ellis seine Frau
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