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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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auf die Stirn. »Was gibt es heute zu essen?«
    »Etwas Besonderes. Sirianisches Maulwurfsteak. Eines von deinen Lieblingsgerichten. Freust du dich?«
    »Sicher.« Ellis warf Hut und Mantel auf einen Stuhl. Der Stuhl faltete sie zusammen und brachte sie fort. Sein nachdenklicher, abwesender Gesichtsausdruck verschwand nicht. »Sehr schön, mein Schatz.«
    »Bist du sicher, daß alles in Ordnung ist? Du hast dich doch nicht wieder mit Pete Taylor gestritten, oder?«
    »Nein. Natürlich nicht.« Ellis schüttelte verärgert den Kopf. »Alles ist in Ordnung, Liebling. Hör auf, mich mit Fragen zu löchern.«
    »Nun, ich hoffe es«, seufzte Mary.
    Am nächsten Morgen warteten sie bereits auf ihn.
    Er sah sie schon, als er den ersten Schritt in den Soforttransporter machte. Eine kleine Gruppe wartete in dem wabernden Grau, wie Käfer, die in einem Klumpen Gelee eingeschlossen waren. Aufgeregt bewegten sie sich, wedelten mit Armen und Beinen. Versuchten, seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Piepsten nervös mit ihren pathetischen, leisen Stimmen.
    Ellis blieb stehen und kniete nieder. Sie schoben etwas durch die Tunnelwand, durch die dünne Stelle in dem Grau. Es war klein, so unglaublich klein, daß er es kaum erkennen konnte. Ein weißes Viereck am Ende einer mikroskopisch kleinen Stange. Andächtig sahen sie ihn an, und Furcht und Hoffnung zeigte sich auf ihren Gesichtern. Verzweifelte, flehentliche Hoffnung.
    Ellis griff nach dem winzigen Viereck. Es löste sich wie das Blütenblatt einer zerbrechlichen Rose. Unbeholfen ließ er es fallen und mußte dann danach suchen. Die kleinen Geschöpfe beobachteten voller Angst, wie seine riesigen Hände forschend über den Tunnelboden tasteten. Schließlich fand er es und hob es behutsam auf.
    Es war zu klein, um Einzelheiten zu erkennen. Eine Schrift? Einige winzige Zeilen – aber er konnte sie nicht lesen. Viel zu klein, um sie zu entziffern. Er holte seine Brieftasche hervor und schob das Viereck vorsichtig zwischen zwei Karten. Dann verstaute er die Brieftasche wieder in seinem Mantel.
    »Ich werde mich später darum kümmern«, versprach er.
    Seine Stimme dröhnte und hallte durch den Tunnel. Bei dem Lärm stoben die winzigen Geschöpfe auseinander. Alle flohen, schrien mit ihren schrillen, piepsenden Stimmen, entfernten sich von dem grauen Schimmern und verschwanden in dem dahinter liegenden Halbdunkel. Unvermittelt waren alle fort. Wie aufgeschreckte Mäuse. Er war allein.
    Ellis kniete nieder und schob sein Auge an die durchsichtige Stelle in dem grauen Material. Wo sie gewartet hatten. Er konnte verschwommene, verzerrte Umrisse erkennen, verhüllt von einem vagen Nebel. Eine Art Landschaft. Undeutlich. Schwer auszumachen.
    Hügel. Bäume und Sträucher. Aber so klein. Und verzerrt ...
    Er warf einen Blick auf seine Uhr. Gott, es war bereits zehn! Hastig richtete er sich auf und verließ den Tunnel, sprang hinaus auf das lichtüberflutete New Yorker Straßenpflaster.
    Er kam zu spät. So schnell er konnte, rannte er die Treppen des Terran Development-Gebäudes hinauf und durch den langen Korridor, der zu seinem Büro führte.
    Gegen Mittag begab er sich in die Forschungslaboratorien. »Hallo«, rief er, als Jim Andrews an ihm vorbeihastete, bepackt mit Berichten und Meßgeräten. »Haben Sie einen Moment Zeit?«
    »Um was geht’s, Henry?«
    »Ich möchte mir etwas ausleihen. Ein Vergrößerungsglas.« Er überlegte. »Vielleicht wäre ein kleines Photonenmikroskop besser. Mit ein- oder zweihundertfacher Vergrößerung.«
    »Kinderkram.« Jim holte ihm ein Mikroskop. »Objektträger?«
    »Ja, zwei Stück.«
    Er nahm das Mikroskop mit in sein Büro, schob die Papiere auf dem Schreibtisch zur Seite und stellte es ab. Vorsichtshalber schickte er Miß Nelson, seine Sekretärin, zum Mittagessen. Dann, bedächtig, sorgfältig, holte er den winzigen Fetzen aus seiner Brieftasche und legte ihn zwischen die beiden Objektträger.
    Er war tatsächlich beschrieben. Aber es war keine Schrift, die er lesen konnte. Sie war vollkommen fremdartig. Komplexe, miteinander verflochtene Zeichen.
    Eine Weile saß er nachdenklich da. Dann griff er nach seinem Videofon. »Geben Sie mir die Linguistische Abteilung.«
    Nach einem Moment erschien Earl Petersons gutmütiges Gesicht. »Hallo, Ellis. Was kann ich für Sie tun?«
    Ellis zögerte. Er mußte es richtig anstellen. »Hören Sie, Earl, alter Freund, ich muß Sie um einen Gefallen bitten.«
    »Um welchen? Sie wissen doch, einem alten

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