Eine handvoll Dunkelheit
Bezeichnung für ihre Offensivstreitkräfte.
»Wir können jederzeit einen Angriff starten«, erklärte General Tompkins, sah sich an dem langen Tisch um und nahm das zustimmende Nicken seiner Mitarbeiter entgegen. »Wir können uns um jeden dieser siebzig Invasoren kümmern, die sich jetzt in unserem System befinden.«
Gähnend sagte Max: »Hat irgend jemand ein Bikarb dabei?« Die ganze Angelegenheit deprimierte ihn. Was für einen Haufen Arbeit und Schweiß, dachte er. All diese gottverdammte Aufregung – warum verlassen diese Lumpenhunde nicht einfach unser System? Ich meine, müssen wir denn wirklich Krieg führen? Und keiner weiß, welche Vergeltungsmaßnahmen sie auf ihrem Heimatplaneten planen werden; bei nichtmenschlichen Lebensformen kann das niemand genau sagen – sie sind unberechenbar.
»Das ist es, was mich stört«, sagte er laut. »Vergeltung.« Er seufzte.
»Eine Verständigung mit ihnen ist offensichtlich unmöglich«, gab General Tompkins zu bedenken.
»Dann machen Sie weiter«, forderte ihn Max auf. »Geben Sie es ihnen.« Er sah sich nach einer Bikarb-Tablette um.
»Ich glaube, Sie haben eine weise Entscheidung getroffen«, versicherte General Tompkins, und rund um den Tisch nickten die beratenden Zivilisten zustimmend.
»Hier ist eine seltsame Meldung«, wandte sich einer der Berater an Max. Er reichte ihm ein Telegramm. »James Briskin hat soeben vor dem Bundesgerichtshof in Kalifornien eine einstweilige Verfügung gegen Sie beantragt; mit der Begründung, daß Sie nicht der rechtmäßige Präsident sind, weil Sie sich nicht um das Amt beworben haben.«
»Sie meinen, weil ich nicht gewählt worden bin?« fragte Max. »Nur aus diesem Grund?«
»Ja, Sir. Briskin hat das Bundesgericht gebeten, darüber zu entscheiden, und inzwischen hat er seine eigene Kandidatur bekanntgegeben.«
» Was?«
»Briskin verlangt nicht nur, daß Sie sich um das Amt bewerben und sich hineinwählen lassen, sondern er verlangt auch, daß Sie gegen ihn antreten müssen. Und mit der Popularität, die er besitzt, hofft er offenbar ...«
»Meine Scheiße«, sagte Max verzweifelt. »Wie finden Sie das?«
Stille trat im Bunker ein.
»Nun, wie dem auch sei«, fuhr Max fort, »es ist alles entschieden; ihr Burschen vom Militär macht weiter und schlagt diese außerirdischen Schiffe zurück. Und in der Zwischenzeit ...« Er überlegte. »Wir werden wirtschaftlichen Druck auf Jim-Jams Sponsoren ausüben, auf Reinlander-Bier und Calbest Electronics, um ihm das Wasser abzugraben.«
Die Männer an dem langen Tisch nickten. Blätter raschelten, als die Unterlagen in die Aktentaschen verstaut wurden; die Sitzung war – vorübergehend – beendet.
Er hat einen ungerechten Vorsprung, sagte sich Max. Wie kann ich gewinnen, wenn die Chancen nicht gleich sind? Er ist ein berühmter Fernsehstar und ich nicht. Das ist nicht richtig; das kann ich nicht zulassen.
Jim-Jam kann sich bewerben, entschied er, aber es wird ihm nichts nützen. Er wird mich nicht besiegen, weil er nicht so lange leben wird.
Eine Woche vor der Wahl veröffentlichte Telscan, das interplanetarische Meinungsforschungsinstitut, die letzten Umfrageergebnisse. Als er sie las, verdüsterte sich Maximilian Fischers Stimmung noch mehr.
»Schau dir das an«, forderte er seinen Cousin Leon Lait auf, jenen Rechtsanwalt, den er kürzlich zum Justizminister ernannt hatte. Er schob ihm den Bericht hinüber.
Seine eigenen Werte waren natürlich bedeutungslos. Die Wahl würde Briskin leicht und problemlos gewinnen.
»Woran liegt das?« fragte Lait. Wie Max war er ein großer, dicker Mann, der seit Jahren einen Stellvertreter-Job ausfüllte; er war an körperliche Anstrengung nicht gewöhnt, und seine neue Position bereitete ihm Schwierigkeiten. Jedenfalls blieb er aus verwandtschaftlicher Loyalität zu Max im Amt. »Liegt es daran, daß er all diese TV-Sender besitzt?« fragte er und nippte an seiner Bierdose.
Beißend erwiderte Max: »Nö, es liegt daran, weil sein Bauchnabel im Dunkeln leuchtet. Natürlich liegt es an seinen TV-Sendern, du Trottel – Tag und Nacht rührt er die Werbetrommel und arbeitet an seinem Image.« Mürrisch schwieg er einen Moment. »Er ist ein Clown. Es ist diese rote Perücke; zu einem Nachrichtenmoderator paßt sie, aber nicht zu einem Präsidenten.«
Zu verdrossen, um weiterzusprechen, versank er in Schweigen.
Und noch Schlimmeres folgte.
Um neun Uhr abends begann Jim-Jam Briskin mit einem zweiundsiebzigstündigen
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