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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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geschehen?« fragte Max. »Was machen Sie mit mir? Wer ist dafür verantwortlich?« Er blickte sich furchtsam um. »Ich verstehe das nicht.«
    Stoisch trank Leon seinen Milchmix und zuckte die Achseln, um mitzuteilen, daß er keine Antwort darauf wußte. Aber sein fleischiges Gesicht war bleich geworden.
    »Es ist zu spät«, erkannte Max. »Aus irgendwelchen Gründen ist es jetzt zu spät.« Langsam legte er den Hörer auf. »Ich habe mir Feinde gemacht, Leon, die mächtiger sind als du oder ich. Und ich weiß nicht einmal, wer sie sind.« Stumm saß er vor dem dunklen, stillen Fernsehschirm. Und wartete.
     
    Unvermittelt ertönte es aus dem Lautsprecher des TV-Gerätes: »Pseudoautonome Nachrichtenmeldung. Bitte bleiben Sie am Apparat.« Dann trat wieder Stille ein.
    Jim Briskin sah Ed Fineberg und Peggy an und wartete.
    »Liebe Bürger der Vereinigten Staaten«, fuhr die ausdruckslose, unmodulierte Stimme aus dem TV-Lautsprecher fort. »Das Interregnum ist vorbei, die Lage hat sich wieder normalisiert.« Währenddessen erschienen die Worte auch auf dem Bildschirm, als ein bedrucktes Band langsam an den TV-Kameras in Washington D. C. vorbeilief. Unicephalon 40-D hatte sich selbst repariert und in das Programm eingeschaltet; dies gehörte zu seinen traditionellen Rechten.
    Die Stimme war die des synthetischen Verbalisierungsorgans des homöosthatischen Mechanismus.
    »Die Wahlkampagne wird für ungültig erklärt«, sagte Unicephalon 40-D. »Das ist Punkt eins. Der Stellvertretende Präsident Maximilian Fischer ist abgesetzt; dies ist Punkt zwei. Punkt drei: Wir befinden uns mit den Außerirdischen, die in unser Sonnensystem eingedrungen sind, im Kriegszustand. Punkt vier: James Briskin, der zu Ihnen gesprochen hat ...«
    Das ist es, erkannte Briskin.
    Aus den Kopfhörern drang die unpersönliche, monotone Stimme.
    »Punkt vier: James Briskin, der zu Ihnen gesprochen hat, wird hiermit angewiesen, von weiteren Ausführungen Abstand zu nehmen, und zudem wird ihm unverzüglich eine einstweilige Verfügung zugestellt, mit der die Auflage, sich jeglicher politischen Aktivität zu enthalten, begründet wird. Im öffentlichen Interesse weisen wir ihn hiermit an, zu politischen Dingen zu schweigen.«
    Briskin lächelte Peggy und Ed Fineberg starr an. »Das ist es. Alles vorbei. Aus der Politik bin ich raus.«
    »Du kannst dagegen vor Gericht klagen«, sagte Peggy mit einemmal. »Du kannst bis zum Obersten Gerichtshof gehen; er hat in der Vergangenheit schon Entscheidungen von Unicephalon für ungültig erklärt.« Sie legte ihm die Hand auf die Schulter, aber er entzog sich ihr. »Oder willst du nicht dagegen ankämpfen?«
    »Zumindest bin ich nicht abgesetzt«, stellte Briskin fest. Er war müde. »Ich freue mich, daß diese Maschine wieder arbeitet«, sagte er, um Peggy zu beruhigen. »Das bedeutet, daß wir wieder stabile Verhältnisse haben. Und das können wir brauchen.«
    »Was wirst du tun, Jim-Jam?« fragte Ed.
    »Willst du zu Reinlander-Bier und Calbest Electronics zurückkehren und versuchen, wieder deinen alten Job zu bekommen?«
    »Nein«, murmelte Briskin. Das bestimmt nicht. Aber – er konnte sich nicht aus der Politik zurückziehen; er konnte nicht tun, was ihm der Problemloser sagte. Es war ihm einfach biologisch unmöglich; früher oder später würde er sich wieder einmischen, zum Besseren oder zum Schlechteren. Und, dachte er, ich wette, daß auch Max das nicht kann ... keiner von uns beiden kann das.
    Vielleicht, setzte er seinen Gedankengang fort, werde ich etwas gegen die einstweilige Verfügung unternehmen, vielleicht werde ich sie anfechten ... Ich werde Unicephalon 40-D vor Gericht verklagen. Jim-Jam Briskin, der Kläger. Unicephalon 40-D, der Beklagte. Er lächelte. Dafür benötige ich einen guten Anwalt. Jemand, der besser ist als Max Fischers Verwandter, sein Cousin Leon Lait.
    Er trat an den Schrank des kleinen Studios, von dem aus sie gesendet hatten, holte seinen Mantel hervor und zog ihn an. Eine lange Reise erwartete sie, ein Flug von diesem fernen Ort bis zur Erde, und er wollte ihn hinter sich bringen.
    Peggy war ihm gefolgt. »Du willst wirklich nicht mehr weitersenden? Nicht einmal, um das Programm zu beenden?«
    »Nein«, bestätigte er.
    »Aber Unicephalon wird sich wieder ausschalten, und was wird dann sein? Nur ein toter Kanal. Das ist nicht richtig, nicht wahr, Jim? Einfach so abzutreten ... Ich kann es nicht glauben, es sieht dir gar nicht ähnlich.«
    Er blieb vor der

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