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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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letzten Krieg gab es solche Sachen noch nicht. Die Atombomben wurden erst am Ende entwickelt, ohne daß es Gelegenheit gab, sie richtig einzusetzen.« Bob wandte sich an seinen Vater. »Das stimmt doch, Paps, oder? Ich wette, als du in der Armee warst, da hattet ihr noch keine Atom ...«
    Elwood warf seine Gabel auf den Tisch. Er schob den Stuhl zurück und stand auf. Liz blickte verwirrt zu ihm auf, die Tasse auf halber Höhe zwischen Tisch und Mund. Bobs Mund stand offen, und er beendete seinen Satz nicht. Klein-Toddy schwieg.
    »Liebling, was ist los?« fragte Liz.
    »Bis später.«
    Erstaunt sahen sie ihm nach, wie er sich vom Tisch entfernte und das Eßzimmer verließ. Sie hörten ihn in die Küche gehen und die Hintertür öffnen. Einen Moment später fiel die Tür ins Schloß.
    »Er ist in den Hinterhof gegangen«, stellte Bob fest. »Mama, war er schon immer so? Warum benimmt er sich so merkwürdig? Es liegt an der Kriegspsychose, die er sich auf den Philippinen geholt hat, nicht wahr? Im Ersten Weltkrieg nannte man das Granatenschock, aber nun weiß man, daß es sich dabei um eine Kriegspsychose handelt. Ist es so etwas?«
    »Ihr sollt essen«, sagte Liz, und rote Zornesflecken brannten auf ihren Wangen. Sie schüttelte den Kopf. »Dieser verflixte Kerl. Ich kann mir nicht vorstellen ...«
    Die Jungen aßen.
    Draußen im Hinterhof war es dunkel. Die Sonne war untergegangen, und die Luft war kalt und dünn, erfüllt von herumschwirrenden Nachtinsekten. Im Hof nebenan arbeitete Joe Hunt und kehrte das Laub unter seinem Kirschbaum zusammen. Er nickte Elwood zu.
    Elwood wanderte langsam den Weg entlang, über den Hof auf die Garage zu. Er blieb stehen, die Hände in den Taschen vergraben. Neben der Garage reckte sich etwas Großes und Weißes in die Höhe, eine riesige, bleiche Silhouette in der Dämmerung. Als er dastand und es ansah, da begann ihn Wärme zu erfüllen. Es war eine seltsame Wärme, eine Art Stolz, mit Dankbarkeit und ... Erregung gemischt. Immer wenn er das Boot ansah, übermannte ihn Erregung. Selbst als er mit dem Bau begonnen hatte, hatte sein Herz schneller geschlagen, seine Hände hatten gezittert, und Schweiß war auf seine Stirn getreten.
    Sein Boot. Er lächelte, trat näher. Er hob den Arm und klopfte gegen den soliden Rumpf. Fast fertig. Einen Haufen Arbeit hatte er hineingesteckt, einen Haufen Arbeit und Zeit. Nachmittage hatte er damit verbracht, Sonntage, und manchmal war er sogar früh aufgestanden, um vor Bürobeginn Hand daran zu legen.
    So war es am besten gewesen, früh am Morgen, wenn die helle Sonne herunterschien und die Luft wohlriechend und frisch und alles feucht und glänzend vom Tau war. Diese Stunden mochte er sehr, denn niemand außer ihm war schon auf, um ihn zu stören oder mit Fragen zu belästigen. Erneut klopfte er gegen den festen Rumpf. Ja, einen Haufen Arbeit und Material. Holz und Nägel, und all das Sägen und Hämmern und Bücken. Natürlich. Toddy hatte ihm geholfen. Allein hätte er es bestimmt nicht geschafft; daran bestand kein Zweifel. Wenn Toddy nicht die Markierungen auf den Planken angebracht und ...
    »He«, rief Joe Hunt.
    Elwood drehte sich um. Joe lehnte am Zaun und sah ihn an. »Entschuldigen Sie«, sagte Elwood. »Was haben Sie gesagt?«
    »Sie waren mit Ihren Gedanken wohl ganz weit weg«, bemerkte Hunt. Er zog an seiner Zigarre. »Schöner Abend.«
    »Ja.«
    »Ein hübsches Boot haben Sie da, Elwood.«
    »Danke«, murmelte Elwood. Er ging zum Haus zurück. »Gute Nacht, Joe.«
    »Wie lange haben Sie an diesem Boot gearbeitet?« fragte Hunt. »Alles in allem wohl ein Jahr, oder? Über zwölf Monate. Sie haben bestimmt einen Haufen Zeit und Mühe hineingesteckt.«
    Ellwood nickte und näherte sich der Hintertür.
    »Sogar Ihre Kinder haben daran mitgearbeitet. Zumindest der kleine Knirps. Ja, es ist wirklich ein hübsches Boot.« Hunt schwieg einen Moment. »Der Größe nach zu schließen, müssen Sie ja eine weite Reise damit vorhaben. Wo, sagten Sie, wollen Sie hin? Ich habe es vergessen.«
    Schweigen trat ein.
    »Ich habe Sie nicht verstanden, Elwood. Sprechen Sie lauter. Ein Boot von dieser Größe muß ...«
    »Lassen Sie mich in Ruhe.«
    Hunt lachte unbekümmert. »Was ist denn mit Ihnen los, Elwood? Ich meine es doch nicht böse, habe nur ein wenig Spaß gemacht. Aber im Ernst, wohin wollen Sie damit? Werden Sie es zur Küste hinunterschleppen und zu Wasser lassen? Ich kenne einen Burschen, der hat ein kleines Segelboot, das zurrt er

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