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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Natürlich sagte Herb kein Wort davon zu Barefoot; er begnügte sich damit, die Männer zu der vorbereiteten Gruft zu führen.
    »Ich werde ihn binnen fünfzehn Minuten zum Sprechen bringen«, versicherte er Barefoot, der aufgeregt wirkte. »Machen Sie sich keine Sorgen; in diesem Stadium gibt es so gut wie keine Versager; die erste Wiederauferstehung hat gewöhnlich sofort Erfolg.«
    »Ich nehme an«, bemerkte Barefoot, »später, wenn er schwächer wird ... daß dann die technischen Probleme beginnen.«
    »Warum wollte er denn schon so früh zurückgeholt werden?« fragte Herb.
    Barefoot runzelte die Stirn und antwortete nicht.
    »Entschuldigen Sie«, bat Herb und beschäftigte sich weiter mit den Zuleitungen, die perfekt mit den Kathodenanschlüssen des Sarges verbunden werden mußten. »Bei niedrigen Temperaturen«, murmelte er, »wird dem Strom praktisch kein Widerstand entgegengesetzt; minus 150 Grad sind am besten für unsere Zwecke geeignet. Deshalb ...« Er schraubte die Anode fest. »Das Signal müßte jetzt klar und deutlich sein.« Dann schaltete er den Verstärker ein.
    Ein Summen. Sonst nichts.
    »Nun?« fragte Barefoot.
    »Ich werde es überprüfen«, erklärte Herb, und er fragte sich, wo der Fehler liegen mochte.
    »Hören Sie«, fuhr Barefoot ernst fort, »wenn Sie einen Schnitzer machen und der Lebensfunke erlischt ...« Er brauchte den Satz nicht zu beenden; Herb wußte Bescheid.
    »Will er an dem Nationalen Parteitag der Demokratisch-republikanischen Partei teilnehmen?« fragte Herb. Der Parteitag würde Ende des Monats in Cleveland stattfinden. In der Vergangenheit war Sarapis hinter den Kulissen der Demokratisch-republikanischen und Liberalen Partei sehr aktiv gewesen und hatte seine Personalvorstellungen durchgesetzt. Tatsächlich war der letzte demokratisch-republikanische Präsidentschaftskandidat, Alfonse Gam, von ihm persönlich ausgewählt worden.
    »Noch immer keine Reaktion?« wollte Barefoot wissen.
    »Hm, es scheint ...«, begann Herb.
    »Nichts. Offensichtlich.« Barefoot sah jetzt finster drein. »Wenn Sie ihn nicht innerhalb der nächsten zehn Minuten wiedererwecken, dann werde ich mich mit Claude St. Cyr in Verbindung setzen, und wir werden Louis aus Ihrem Institut herausholen und gegen Sie eine Schadensersatzklage einreichen.«
    »Ich tue, was ich kann«, versicherte Herb, und er schwitzte, während er an den Zuleitungen des Sarges hantierte. »Denken Sie daran, daß nicht wir die Frostpackung installiert haben; vielleicht liegt dort die Fehlerursache.«
    Statische Geräusche überlagerten jetzt das monotone Summen.
    »Ist er das?« fragte Barefoot.
    »Nein«, gestand Herb; er war jetzt vollkommen verwirrt. Dies war ein schlechtes Zeichen.
    »Versuchen Sie es weiter«, befahl Barefoot. Aber es war nicht nötig, Herbert Schönheit von Vogelsang dies zu sagen; verzweifelt setzte er all seine Erfahrung ein, die er im Lauf der Jahre auf diesem Gebiet gesammelt hatte. Und dennoch erreichte er nichts; Louis Sarapis blieb stumm.
    Ich werde es nicht schaffen, erkannte Herb voller Furcht. Und ich verstehe nicht, warum es nicht funktioniert. WO LIEGT DER FEHLER? Ausgerechnet bei einem derart berühmten Klienten muß dies passieren. Er arbeitete weiter und wagte nicht, Barefoot anzusehen.
     
    Im Radioteleskop im Kennedy-Krater, auf der dunklen Seite des Mondes, entdeckte Cheftechniker Owen Angress ein Signal, das aus einer Region stammte, die eine Lichtwoche vom Sonnensystem entfernt in Richtung Proxima lag. Gewöhnlich war ein derartiger Raumsektor nur von wenig Interesse für die UNO-Kommission für Interstellare Kommunikation, aber diesmal, so erkannte Owen Angress, handelte es sich um einen Sonderfall.
    Was ihn erreichte, verstärkt durch die große Antenne des Radioteleskops, war eine leise, aber verständliche menschliche Stimme.
    »... vermutlich haben sie es treiben lassen«, erklärte die Stimme. »Das paßt zu ihnen; ich kenne sie. Dieser Johnny; er hätte zurückgeschlagen, hätte ich ihn nicht im Auge behalten, aber zumindest ist er kein Lump wie dieser St. Cyr. Ich habe recht getan, St. Cyr zu feuern. Angenommen, ich könnte ...« Vorübergehend verklang die Stimme.
    Was befindet sich dort draußen? fragte sich Angress benommen. »In einem Zweiundfünfzigstel Lichtjahr Entfernung«, murmelte er und machte rasch ein Zeichen auf der Sternenkarte. »Nichts. Nur interstellarer Staub befindet sich dort.« Er konnte sich nicht vorstellen, von was das Signal ausgestrahlt wurde;

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