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Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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des durchsichtigen Fleckes befanden sich drei winzige Gestalten. Direkt unter dem grauen Wallen. Unglaublich kleine Männlein, die nicht größer waren als Insekten. Und die ihn in fassungslosem Erstaunen betrachteten.
    Wie gebannt blickte Ellis nach unten, hatte die Aktentasche vergessen. Die drei kleinen Männlein waren nicht weniger verwirrt. Keiner von ihnen bewegte sich, weder die drei Männlein, vor Ehrfurcht erstarrt, noch Henry Ellis, der gebückt dastand, mit offenem Mund, geweiteten Augen.
    Eine vierte kleine Gestalt gesellte sich hinzu. Wie angewurzelt standen sie da, und ihre Augen quollen hervor. Alle trugen eine Art Toga. Braune Togen und Sandalen. Eine seltsame, unirdische Bekleidung. Alles an ihnen wirkte unirdisch. Ihre Größe, ihre merkwürdig dunklen Gesichter, ihre Kleidung – und ihre Stimmen.
    Plötzlich begannen die winzigen Gestalten schrill aufeinander einzuschreien, unterhielten sich in einem absonderlichen Geschnatter. Sie hatten ihre Lähmung überwunden und rannten nun aufgeregt und verwirrt durcheinander. Mit unglaublicher Geschwindigkeit bewegten sie sich, wimmelten herum wie Ameisen auf einer heißen Herdplatte. Zitternd, mit wild wirbelnden Armen und Beinen hasteten sie hin und her. Und die ganze Zeit über schnatterten sie mit ihren schrillen, hohen Stimmen.
    Ellis griff nach seiner Aktentasche. Langsam hob er sie. Die Gestalten verfolgten mit einer Mischung aus Staunen und Entsetzen, wie die riesige Tasche in die Höhe stieg, die sich soeben noch ganz in ihrer Nähe befunden hatte. Ein Gedanke keimte in Ellis auf. Großer Gott – konnten sie in den Soforttransporter eindringen?
    Aber er hatte keine Zeit, sich damit zu beschäftigen. Es war schon spät genug. Er riß sich los und eilte auf die New York-Öffnung des Tunnels zu. Eine Sekunde später trat er hinaus in das blendende Sonnenlicht und stand an der belebten Straßenecke vor seinem Büro.
    „He, Hank!“ rief Donald Potter, als er durch die Türen in das Innere des TD-Gebäudes stürmte. „Das wurde auch höchste Zeit!“
    „Gewiß, gewiß.“ Automatisch folgte ihm Ellis. Hinter ihm war der Eingang in den Soforttransporter ein vage erkennbarer Kreis über dem Pflaster, wie der Geist einer Seifenblase.
    Er eilte die Treppen hinauf und in die Büros der Terran Development, und seine Gedanken waren bereits auf den harten Tag konzentriert, der vor ihm lag.
    Kurz vor Büroschluß, als sich alles aufbruchfertig machte, betrat Ellis das Büro von Koordinator Patrick Miller. „Sagen Sie, Mr. Miller, Sie sind doch auch mit den Forschungsaufgaben befaßt, oder?“
    „Ja. Und?“
    „Ich möchte Sie etwas fragen. Durch welches Medium führt der Soforttransporter? Er muß sich doch irgendwo befinden?“
    „Er verläßt vollständig unser Kontinuum.“ Miller war ungeduldig. „Dringt in eine andere Dimension ein.“
    „Das weiß ich. Aber – wo?“
    Miller faltete das Taschentuch auseinander, das in seiner Brusttasche steckte, und breitete es auf dem Schreibtisch aus. „Vielleicht kann ich Ihnen das auf diese Weise erklären. Angenommen, Sie sind ein zweidimensionales Geschöpf, und dieses Taschentuch stellt Ihr …“
    „Das habe ich schon tausendmal gehört“, unterbrach Ellis enttäuscht. „Das ist lediglich eine Analogie, und an Analogien bin ich nicht interessiert. Wo befindet sich mein Soforttransporter zwischen hier und Cedar Groves?“
    Miller lachte. „Was, zum Teufel, kümmert Sie das?“
    Etwas wie Mißtrauen übermannte Ellis plötzlich. Er zuckte gleichmütig die Achseln. „Ich bin nur neugierig. Denn er muß doch irgendwo sein.“
    Miller legte Ellis in einer freundschaftlichen, väterlichen Geste die Hand auf die Schulter. „Henry, alter Freund, überlassen Sie das nur uns. Okay? Wir sind die Hersteller, und Sie der Verbraucher. Ihre Aufgabe ist es, den Transporter zu benutzen, ihn zu testen und uns jeden Defekt oder Fehler zu melden, so daß keine Störungen auftreten, wenn wir ihn nächstes Jahr auf den Markt werfen.“
    „Um die Wahrheit zu sagen …“, begann Ellis.
    „Was ist los?“
    Ellis biß sich auf die Lippe. „Nichts.“ Er griff nach seiner Aktentasche. „Überhaupt nichts. Bis morgen dann. Danke, Mr. Miller. Guten Abend.“
    Er eilte die Treppen hinunter und hinaus aus dem TD-Gebäude. Die matten Umrisse seines Soforttransporters waren in dem verblassenden Abendlicht deutlich sichtbar. Der Himmel war bereits voller Monojets, müde Werktätige traten ihren langen Rückweg zu ihren

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